NATO-L-Projekt: Europa liefert Strom für Amerikas Frühstück, USA geben ihn abends zurück

Das NATO-L-Projekt plant eine 3.500 km lange Unterwasserstromverbindung, um Nordamerika und Europa mit sauberer Energie zu versorgen.

NATO-L

NATO-L: Ein neues Projekt im Nordatlantik soll eine Stromverbindung zwischen Europa und USA herstellen. © NATO-L-Projekt

Die Welt steht vor einer neuen Ära in der Energieversorgung: Nordamerika und Westeuropa sollen durch das ambitionierte Projekt North Atlantic Transmission One-Link (NATO-L) verbunden werden. Diese 3.500 Kilometer lange Hochspannungs-Gleichstromverbindung (HVDC) soll saubere Energie über den Atlantik transportieren. Die Initiatoren selbst sehen in der Verbindung das „ehrgeizigste und schönste Infrastrukturprojekt der Welt“. Das Projekt soll bei der Sicherstellung der Energieversorgung und dem Übergang zu erneuerbaren Energien spielen. Dies berichtet Offshore Energy.

Hinter diesem Vorhaben stehen drei Visionäre: Laurent Segalen, ein französisch-britischer Investmentbanker und Gründer der Energieplattform Megawatt-X, Gerard Reid, ein irischer Investmentbanker und Experte für Energie und Mobilität, sowie Simon Ludlam, ein ehemaliger Investmentbanker und Leiter von Etchea Energy. Gemeinsam arbeiten sie daran, dieses gigantische Infrastrukturprojekt zu realisieren.

NATO-L-Projekt reagiert auf Energiekrise

Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat die Energiekrise verschärft und deutlich gemacht, wie wichtig eine sichere und nachhaltige Energieversorgung ist. Das NATO-L-Projekt zielt darauf ab, eine „sichere und kostengünstige Quelle für grüne Energie“ zu schaffen. Diese Verbindung soll nicht nur die Energieunabhängigkeit der Partner-Nationen stärken, sondern auch helfen, die Schwankungen bei erneuerbaren Energien auszugleichen.

Quelle: NATO-L-Projekt via Vimeo

Mit Investitionen in Milliardenhöhe und über 20 Jahren Erfahrung im Bereich erneuerbare Energien bringen die Initiatoren nach eigenen Angaben das notwendige Know-how mit. Sie glauben, dass die Kombination von technologischen Fortschritten und dem Druck zur Verbesserung der Energiesicherheit der Hauptantrieb hinter der Entwicklung transkontinentaler Kabel sei.

Die nächsten Schritte für das internationale Projekt

Die Umsetzung des NATO-L-Projekts wird voraussichtlich 10 bis 15 Jahre dauern. In den nächsten drei Jahren konzentrieren sich die Beteiligten auf die Projektgestaltung. Ziel ist es, politische, regulatorische, technische, industrielle und finanzielle Unterstützung zu gewinnen. Das Projekt soll eine physische Verbindung zwischen Nordamerika und Europa schaffen, was die Energiesicherheit in Zeiten geopolitischer Spannungen stärken soll.

Nordamerika hat laut den Initiatoren die Chance, das Potenzial seiner Wasser– und Windenergie auszuschöpfen, während Europa seine Versorgungssicherheit mit fossilfreier Energie stärkt. Die geschätzten Kosten des Projekts liegen zwischen 25 und 60 Milliarden Dollar. Trotz der hohen Kosten und der Unsicherheiten im Energiemarkt glauben die Initiatoren an den Erfolg des Vorhabens.

Energiegewinnung mit dem Lauf der Sonne

Die Initiatoren sehen in dem Projekt eine Möglichkeit, die Ressourcen der Erde effizient zu nutzen. Während in Europa die Sonne aufgeht und Solarenergie erzeugt wird, kann diese Energie in Nordamerika zur Frühstückszeit genutzt werden. Fünf Stunden später könnte die Energie in die entgegengesetzte Richtung fließen und den europäischen Abendstrombedarf decken.

„Manche sagen, es sei verrückt, andere sind überzeugt, dass es großartige wirtschaftliche und ökologische Vorteile bietet und die gemeinsame Versorgungssicherheit der G7-Nationen stärkt“, so Segalen. Die nächsten Schritte umfassen die Schaffung eines Konsenses, die Gewinnung von Gründungsmitgliedern und Experten sowie die Bewertung der Chancen und Herausforderungen des Projekts.

Ludlam betont die historische Bedeutung: „Die ersten transatlantischen Telegraphenkabel wurden vor über 120 Jahren gelegt. Jetzt ist es an der Zeit, HVDC-Kabel durch das NATO-L-Projekt zu verlegen und die beiden Kontinente mit grüner Energie zu verbinden.“

Europa arbeitet bereits an der Erweiterung seiner Netzverbindungen, um ein CO2-freies Energieversorgungssystem aufzubauen. Der derzeit größte Interkonnektor, Viking Link, der das Vereinigte Königreich Großbritannien mit Dänemark verbindet, wurde im April 2024 offiziell eingeweiht.

Was du dir merken solltest:

  • Das NATO-L-Projekt plant eine 3.500 km lange Unterwasserstromverbindung, um Nordamerika und Europa mit sauberer Energie zu versorgen.
  • Diese Verbindung soll nicht nur die Energieautonomie der beteiligten Länder erhöhen, sondern auch dazu beitragen, die Unbeständigkeit erneuerbarer Energiequellen auszugleichen.
  • Die Umsetzung soll 10 bis 15 Jahre dauern, wobei politische, regulatorische, technische und finanzielle Unterstützung entscheidend sind, um die Energiesicherheit in Zeiten geopolitischer Spannungen zu gewährleisten.

Bild: © NATO-L-Projekt

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