KI verbraucht bald mehr Strom als ganz Österreich – Müssen wir uns auf steigende Preise einstellen?

KI könnte 2025 mehr Strom verbrauchen als ganz Österreich – trotz effizienterer Chips und wachsendem Klimabewusstsein.

KI treibt Stromverbrauch hoch – Steigen bald auch unsere Preise?

Wachsende KI-Modelle treiben den Energiebedarf in die Höhe – allein Chips von NVIDIA und AMD könnten bis zu 23 Gigawatt benötigen. © DALL-E

Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch – und mit ihr ein gewaltiger Stromhunger. Schon Ende 2025 könnte der Energiebedarf von KI-Systemen weltweit höher sein als der gesamte Stromverbrauch durch Bitcoin-Mining. Das zeigt eine neue Studie des Umweltökonomen Alex de Vries von der Vrije Universiteit Amsterdam. Er warnt: „KI könnte in Zukunft so viel Strom verschlingen wie ganze Länder – und das schneller als gedacht.“

Besonders brisant: Die Entwicklung betrifft nicht nur Techkonzerne. Auch Verbraucher spüren die Folgen. Denn steigender Stromverbrauch bedeutet höhere Netzauslastung, wachsende CO2-Emissionen – und womöglich auch steigende Strompreise.

KI-Stromverbrauch erreicht neue Dimensionen

De Vries hat berechnet, dass KI-Systeme allein im Jahr 2025 zwischen 46 und 82 Terawattstunden Strom verbrauchen könnten. Zum Vergleich: Österreich verbraucht im Jahr rund 70 Terawattstunden. Der Analyst spricht von einem „Wendepunkt“, an dem der Strombedarf von Chatbots, Bildergeneratoren und KI-Assistenten außer Kontrolle geraten könnte.

Dabei war für de Vries eigentlich längst Schluss mit dem Thema. Nach Jahren intensiver Forschung zur Energieverschwendung durch Bitcoin wollte er sich zurückziehen – doch dann kam die nächste Welle. „Oh Boy, jetzt geht das schon wieder los“, sagte er im Gespräch mit The Verge, als ChatGPT weltweit durchstartete.

Der Flaschenhals liegt bei TSMC – und der ist bereits überlastet

Das eigentliche Nadelöhr beim Ausbau von KI liegt in der Fertigung der Chips – genauer gesagt in der sogenannten CoWoS-Technologie (Chip on Wafer on Substrate). Dabei werden Prozessor und Speicher besonders dicht zusammengesetzt, damit sie riesige Datenmengen schnell verarbeiten können. Diese Technik ist unerlässlich für leistungsstarke KI-Systeme – wird aber fast ausschließlich vom taiwanesischen Chip-Riesen TSMC angeboten. Zwar konnte das Unternehmen 2024 rund 327.000 dieser Spezialbausteine herstellen, fast dreimal so viele wie im Jahr davor. Doch die Nachfrage wächst schneller als die Produktion mithalten kann.

TSMC-Werk im Central Taiwan Science Park in Taichung © Briáxis F. Mendes (孟必思) via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0
TSMC-Werk im Central Taiwan Science Park in Taichung © Briáxis F. Mendes (孟必思) via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

Ein Großteil der verfügbaren Produktionskapazität bei TSMC geht inzwischen an NVIDIA und AMD. Ihre KI-Chips der Serien Hopper, Blackwell und MI300 zählen zu den leistungsstärksten auf dem Markt – und zu den energiehungrigsten. Ein einziger solcher Chip benötigt im Betrieb bis zu 1.000 Watt. Und weil sie millionenfach gefertigt werden, summiert sich das zu einem enormen Strombedarf.

KI-Stromverbrauch liegt bald höher als beim Bitcoin-Mining

Rechnet man nur die Chips zusammen, die 2023 und 2024 hergestellt wurden, kommt man auf bis zu 3,8 Gigawatt. Das entspricht mehr als dem gesamten Stromverbrauch Irlands – ohne Server, Netzteile oder Kühlsysteme. Für das Jahr 2025 erwarten Experten einen Gesamtbedarf von bis zu 23 Gigawatt allein durch KI-Rechenzentren. Das wäre fast doppelt so viel wie der weltweite Stromverbrauch durch Bitcoin-Mining – und etwa fünf Prozent des gesamten Energieverbrauchs aller Rechenzentren weltweit.

Politik hinkt hinterher – und die Transparenz fehlt

Trotz dieser Entwicklung bleiben viele Zahlen im Dunkeln. Google und Microsoft nennen in ihren Umweltberichten zwar steigende Emissionen – schreiben sie aber pauschal „KI“ zu. Genaue Angaben fehlen. Dabei wäre das dringend nötig: „Die absurde Zahl an Schritten, die nötig ist, um überhaupt irgendeinen Wert zum Stromverbrauch zu bekommen – das ist wirklich verrückt“, sagte de Vries gegenüber The Verge. „So schwer sollte das eigentlich nicht sein. Aber leider ist es das.“

Zwar verpflichtet der neue AI Act der EU große Anbieter ab 2025, zumindest den Energieverbrauch beim Training offenzulegen. Doch gerade die Nutzung – also die ständige Arbeit der KI im Alltag – bleibt außen vor. Dabei verursacht gerade dieser Teil laut früheren Google-Zahlen „den Großteil des Energieaufwands“.

Effizienz wächst – aber die Nachfrage frisst jeden Fortschritt auf

Entwickler arbeiten daran, KI effizienter zu machen. Doch jeder Fortschritt wird durch noch höhere Nachfrage wieder aufgefressen. Immer mehr Unternehmen setzen auf eigene KI-Lösungen, viele Länder bauen parallele Systeme auf. Und Modelle wie GPT-4 oder Claude 3 brauchen mehr Ressourcen als je zuvor.

„Wir sehen, wie die großen Techkonzerne ständig ihre Modelle vergrößern, um das leistungsfähigste System zu bauen – sie steigern damit natürlich auch den Ressourcenverbrauch“, erklärte de Vries im Interview mit The Verge. Die „größer ist besser“-Logik hat sich zum Standard entwickelt – mit Folgen für die gesamte Energieinfrastruktur.

Milliarden für KI – doch der wachsende Stromverbrauch bleibt unreguliert

Derzeit laufen in den USA milliardenschwere Investitionen in neue KI-Rechenzentren – oft mit Strom aus Erdgas. Das erhöht nicht nur den Verbrauch, sondern auch die CO2-Last. Ein Beispiel: Der Energieversorger Crusoe sicherte sich kürzlich 4,5 Gigawatt Gaskapazität – explizit für KI-Projekte.

Wenn der Ausbau so weitergeht, könnte der Strombedarf von KI allein im Jahr 2025 den Jahresverbrauch der Schweiz oder Österreichs übertreffen. Für Bürger bedeutet das: Netze geraten unter Druck, die Stromkosten könnten steigen, und der CO2-Ausstoß wächst. Gleichzeitig fehlt jede verbindliche Regulierung, die diese Entwicklung begrenzt.

Kurz zusammengefasst:

  • Der Stromverbrauch von KI-Systemen könnte 2025 größer sein als der Jahresverbrauch von ganz Österreich – trotz effizienterer Hardware.
  • Weil KI-Modelle stetig wachsen, steigt auch der Energiebedarf – Chips von NVIDIA und AMD könnten bis zu 23 Gigawatt benötigen.
  • Transparente Verbrauchsdaten fehlen, politische Vorgaben greifen zu spät – der steigende Stromverbrauch bleibt weitgehend unreguliert.

Übrigens: Der Stromhunger moderner KI zwingt selbst Tech-Giganten wie Microsoft dazu, auf alte Atomkraftwerke zurückzugreifen – sogar auf Three Mile Island, den Ort des schwersten Reaktorunfalls der USA. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © DALL-E

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