Ein Material dünner als ein Haar soll Beton grüner machen

Graphen soll Beton stabiler und langlebiger machen – und zugleich den CO2-Ausstoß in der Bauindustrie deutlich senken.

Graphen: Wunder-Material soll nun Beton grüner machen

Graphen macht Beton fester, widerstandsfähiger gegen Wasser und langlebiger. © Wikimedia

Beton steckt überall – in Straßen, Brücken, Hochhäusern. Doch der Baustoff hat einen Haken: Für seine Herstellung wird Zement benötigt, und der gilt als Klimakiller. Die Produktion von Zement verursacht rund acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Genau hier setzt ein neues Projekt aus Kanada an. Zwei Unternehmen entwickeln Beton, der durch das Material Graphen nicht nur stabiler, sondern auch deutlich umweltfreundlicher werden soll.

Graphen in Beton soll Bauwerke haltbarer machen – und die Umwelt schonen

Graphen ist dünner als ein Haar – und dabei stärker als Stahl. Wird es in Beton eingebracht, entstehen Bauwerke, die weniger reißen, besser gegen Feuchtigkeit geschützt sind und länger halten. Besonders für Brücken, Tunnel oder Hochhäuser verspricht das enorme Vorteile – auch finanziell. Denn langlebige Gebäude bedeuten weniger Sanierung und niedrigere Folgekosten. Die Idee: Mit weniger Material mehr erreichen – und dabei CO2 einsparen.

Weniger Material, mehr Halt – das steckt im „Wunderbeton“

Was genau macht Graphen so interessant für Beton? Die wichtigsten Eigenschaften im Überblick:

  • Stärker, robuster, langlebiger: Graphen erhöht die Zug- und Druckfestigkeit des Betons erheblich. Das schützt besonders belastete Bauwerke wie Brücken vor frühzeitiger Abnutzung.
  • Halber Zementbedarf – fast 450 Kilo CO2 gespart: Bis zu 50 Prozent weniger Zement – das spart laut einer Studie rund 446 kg CO2 pro Tonne Beton. Ein enormer Hebel in einer Branche, die bisher wenig Spielraum für echten Klimaschutz hatte.
  • Wasser hat kaum noch eine Chance: Graphen macht Beton bis zu viermal wasserbeständiger. Das verringert Rostschäden in der Bewehrung – eine häufige Ursache für teure Reparaturen.
  • Der Beton von morgen denkt mit: Dank Graphenoxid kann Beton sogar Risse erkennen. Erste Konzepte für „smarte“ Betone mit elektrischer Leitfähigkeit gibt es bereits – ideal für Bauwerke, die sich selbst überwachen sollen.
  • Gelingt nur, wenn die Mischung stimmt: Die Herausforderung liegt in der richtigen Dosierung. Zu viel Graphen oder schlecht verteilte Partikel können die Stabilität sogar verschlechtern.

Neue Partnerschaft soll Beton nachhaltiger machen

Hinter dem Projekt stehen Argo Living Soils aus Vancouver und Graphene Leaders Canada aus Edmonton. Seit Mai 2025 testen sie gemeinsam, wie gut sich der Graphen-Beton in der Praxis schlägt. Dafür investieren sie 100.000 kanadische Dollar in ein erstes Testverfahren. Eine unabhängige Prüfstelle untersucht, ob der Beton wirklich hält, was er verspricht.

„Diese Partnerschaft ist ein entscheidender Schritt hin zu einer nachhaltigeren Bauweise“, sagt Scott Smale von Argo. In drei Monaten soll feststehen, ob die Technologie bereit für den Markt ist.

Klimafreundlicher Beton: Milliardenmarkt mit echtem Hebel

Der Zeitpunkt könnte kaum besser sein. In Nordamerika ist der Markt für Transportbeton gigantisch – rund 250 Milliarden Dollar im Jahr 2024. Der Bedarf wächst weiter, vor allem im Infrastrukturbereich. Gleichzeitig steigt der Druck, CO2-Emissionen zu senken.

Ein Beton, der gleichzeitig stärker, smarter und nachhaltiger ist, hätte das Potenzial, die Branche zu verändern – durch echte Einsparungen bei Material, CO2 und Wartung. Und das wäre auch für Bauherren und Steuerzahler in Deutschland ein Gewinn.

Kurz zusammengefasst:

  • Graphen macht Beton stärker, wasserbeständiger und haltbarer – ideal für Brücken, Tunnel und langlebige Bauwerke.
  • Durch die Zugabe von Graphen lässt sich der Zementbedarf um bis zu 50 Prozent senken, was den CO2-Ausstoß deutlich reduziert.
  • Graphenoxid kann Beton leitfähig machen und so den Weg für „smarte“ Materialien ebnen, die etwa Risse frühzeitig erkennen.

Übrigens: Auch in Norwegen arbeiten Forscher an klimafreundlichem Beton – mit Ton, Aluminium und ungewöhnlichen Ideen aus der Natur. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © U.S. Air Force photo by Airman Sydney Franklin via Wikimedia unter Public Domain

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