Für besseres GPS: Millionen Google-Smartphones kartieren die Ionosphäre
Google nutzt Millionen Smartphones, um die Ionosphäre zu kartieren. Damit könnte der Konzern maßgeblich die GPS-Ortung weltweit verbessern.
Die Ionosphäre – eine unsichtbare Schicht aus geladenen Teilchen in der oberen Erdatmosphäre – beeinflusst jeden Tag, ohne dass wir es merken, unsere GPS-Nutzung. Schwankungen in der Elektronendichte stören Satellitensignale und machen die Ortung ungenau. Genau hier setzt Google an: Mithilfe von Millionen Android-Smartphones revolutioniert das Unternehmen die Kartierung der Ionosphäre – und sorgt dafür, dass GPS bald deutlich präziser wird.
Das Besondere daran? Die Methode nutzt Daten, die ohnehin von Smartphones gesammelt werden, etwa zur Standortbestimmung. Forscher von Google haben einen Weg gefunden, diese Daten anonymisiert zu bündeln und für detaillierte Karten der Ionosphäre aufzubereiten. Das Ergebnis: Noch nie war die Vermessung dieser wichtigen Atmosphärenschicht so genau – und das global, auch in Regionen ohne teure Messstationen.
Google-Smartphones scannen die Ionosphäre
Jeder weiß, dass Smartphones viele Sensoren mitbringen – vom GPS-Modul über Barometer bis hin zu Beschleunigungssensoren. Was viele nicht wissen: Diese Technik reicht aus, um die Ionosphäre zu analysieren. Android-Geräte mit Dual-Frequenz-GPS, wie sie in vielen aktuellen Smartphones stecken, messen den Einfluss der Ionosphäre auf die Satellitensignale.
Doch die Herausforderung lag bislang darin, dass einzelne Smartphones zu ungenau arbeiten. Google hat das Problem clever gelöst: Millionen von Geräten liefern zusammen ein präzises Bild. So können sogar in entlegenen Regionen wie Afrika oder Südostasien, wo Messstationen rar sind, erstmals detaillierte Ionosphärenkarten erstellt werden. Laut einer aktuellen Nature-Studie sind diese Daten in einigen Gebieten sogar genauer als jene von klassischen Stationen.
Besseres GPS für alle: Was der Nutzer davon hat
Warum das alles wichtig ist? Weil die Ionosphäre einen erheblichen Einfluss auf GPS-Signale hat. Schwankungen in der Elektronendichte können Signale verlangsamen und streuen – das führt zu Fehlern bei der Positionsbestimmung. Besonders ärgerlich ist das bei Navigationsdiensten, wenn plötzlich ein Parallelweg statt der Autobahn angezeigt wird.
Googles neue Methode verspricht hier eine deutliche Verbesserung. Mit den neuen Karten kann die GPS-Ortung um mehrere Meter genauer werden. Für Nutzer bedeutet das: verlässliche Navigation, besonders in Gebieten mit schwacher Infrastruktur. Im Ernstfall, etwa bei einem Unfall, können Rettungsdienste so schneller und präziser am richtigen Ort eintreffen.
Wie die Ionosphäre GPS-Signale stört und Genauigkeit gefährdet
Die Ionosphäre hat einen erheblichen Einfluss auf die Genauigkeit von GPS-Signalen, da sie Störungen verursacht, die Positionsbestimmungen erschweren. Diese Effekte können die Leistung der Navigation auf verschiedene Weise beeinträchtigen:
- Genauigkeitsverluste: Ionosphärische Verzögerungen führen zu Ungenauigkeiten in den GPS-Messungen, was die Positionsberechnung direkt beeinflusst.
- Signalflimmern: Schnelle Schwankungen in der Signalstärke können dazu führen, dass die Verbindung zu GPS-Satelliten zeitweise abbricht.
- Variable Störungen: Tageszeit, Jahreszeit und Sonnenaktivität beeinflussen die Ionosphäre und führen zu unvorhersehbaren Effekten, die sich schwer konsistent ausgleichen lassen.
Stürme im All: Was die Ionosphäre sonst noch beeinflusst
Neben alltäglichen Vorteilen hat die Forschung auch großes Potenzial für die Wissenschaft. Die Ionosphäre wird stark von Sonnenaktivität beeinflusst – etwa durch Sonnenstürme. Diese können nicht nur GPS, sondern auch Stromnetze oder Funkverbindungen stören. Dank der Daten von Millionen Smartphones lassen sich solche Phänomene jetzt besser vorhersagen.
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Beispielsweise hat Google „Plasmablasen“ entdeckt – Gebiete mit stark reduzierter Elektronendichte, die GPS-Signale massiv stören. Solche Beobachtungen waren bislang kaum möglich, da die klassische Infrastruktur in vielen Weltregionen fehlt.
Google gibt Entwarnung beim Thema Datenschutz
Natürlich ist Datenschutz ein sensibles Thema, besonders bei der Nutzung von Smartphones. Hier gibt Google Entwarnung: Die Daten werden vollständig anonymisiert und nur in groben Standortbereichen (etwa 10 Kilometer) verwendet. Einzelne Geräte oder Personen können nicht identifiziert werden. Ein wichtiger Schritt, um Nutzerakzeptanz zu schaffen.
Was du dir merken solltest:
- Google nutzt Android-Smartphones, um die Ionosphäre präzise zu kartieren, wodurch GPS-Signale verbessert und Positionsfehler deutlich reduziert werden.
- Millionen von Smartphones liefern anonymisierte Daten, die in Regionen ohne teure Messstationen besonders wertvolle Einblicke ermöglichen und wissenschaftliche Phänomene wie Plasmablasen sichtbar machen.
- Für Nutzer bedeutet das zuverlässigere und präzisere Navigation, was im Alltag und bei Notfällen gleichermaßen enorme Vorteile bietet.
Übrigens: Chinas BeiDou-System stellt das US-GPS vor eine echte Herausforderung und bietet in einigen Regionen bereits präzisere Navigation. Ob die Welt das chinesische System akzeptiert, erfährst du in unserem Artikel.
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