Auch keine Lust auf Turbulenzen? KI soll Fliegen sicherer und stabiler machen

Extreme Turbulenzen bleiben ein Risiko beim Fliegen. Caltech-Forscher tüfteln an einer KI-Technologie, die Flugzeuge sicherer machen könnte.

Extreme Turbulenzen sind weiterhin eine Gefahr für die Luftfahrt.

Extreme Turbulenzen sind weiterhin eine Gefahr für die Luftfahrt. © Wikimedia

Extreme Turbulenzen stellen Fluggesellschaften und Passagiere immer wieder vor große Herausforderungen. Starke Luftströmungen und unberechenbare Wetterbedingungen können dazu führen, dass Fliegen leider zu oft zur Mutprobe wird. Wie gravierend die Folgen sein können, zeigte im Mai ein tragischer Zwischenfall bei einem Singapore-Airlines-Flug: Über 100 Passagiere wurden bei plötzlichen Turbulenzen verletzt, einige davon schwer, und eine Person kam ums Leben. Viele Verletzte erlitten so schwere Rückenverletzungen, dass sie sogar operiert werden mussten. Die herkömmlichen Systeme bieten bei Turbulenzen immer noch nicht ausreichend Schutz, nun könnte KI das Fliegen entspannter machen.

Wären die Turbulenzen frühzeitig erkannt und das Flugzeug automatisch stabilisiert worden, hätte die Katastrophe möglicherweise vermieden werden können. Genau daran arbeiten Wissenschaftler am renommierten California Institute of Technology (Caltech): Mit einer innovativen Technologie namens FALCON, einer intelligenten KI-Steuerung, die Turbulenzen frühzeitig erkennt und Flugzeuge blitzschnell stabilisieren soll – und das alles in Echtzeit. Die Forscher aus Pasadena haben ihre Studie im Journal NPJ Robotics vorgestellt.

Keine Angst mehr beim Fliegen – KI erkennt Turbulenzen rechtzeitig

Herkömmliche Flugzeuge sind auf ihre festen Systeme und menschliche Reaktion angewiesen. Doch die FALCON-Technologie, entwickelt am Center for Autonomous Systems and Technologies (CAST) an der Caltech, könnte Flugzeuge bald in die Lage versetzen, sich flexibel an plötzlich auftretende Turbulenzen anzupassen. Ein echtes Plus an Sicherheit und Stabilität, das potenziell auch lebensgefährliche Situationen verhindern kann.

Die Funktionsweise von FALCON ist komplex, doch das Prinzip dahinter verblüffend einfach: Fourier-Analyse. Diese mathematische Methode erlaubt es, Turbulenzen und Windveränderungen anhand von Frequenzen zu untersuchen und auf veränderte Bedingungen zu reagieren. Turbulenzen zeigen sich häufig durch schnelle Frequenzwechsel, und genau darauf ist FALCON ausgelegt. „Fourier-Methoden funktionieren hier besonders gut, weil turbulente Wellen besser anhand ihrer Frequenzen modelliert werden können“, erklärt Professor Mory Gharib von Caltech.

Fourier-Analyse als Geheimwaffe der KI

Dank der Fourier-Analyse kann die KI kleinste Änderungen in Luftbewegungen in Echtzeit erfassen und sich blitzschnell anpassen. Diese Strategie erlaubt es, Flugzeuge schnell zu stabilisieren, bevor die Turbulenzen ernsthafte Auswirkungen haben. Im Gegensatz zu herkömmlichen Systemen, die oft auf lange Trainingsphasen angewiesen sind, kann FALCON mit minimalem Rechenaufwand arbeiten – ein enormer Vorteil für die schnelle Anpassung an ständig wechselnde Wetterbedingungen.

Flugzeuge lernen von der Natur

In der Natur reagieren Vögel instinktiv auf Luftströmungen und passen ihren Flug an veränderte Bedingungen an. Wissenschaftler bei Caltech haben sich diese natürliche Anpassungsfähigkeit als Vorbild genommen. Die KI-basierte FALCON-Technologie lernt durch wiederholte Interaktion mit Windströmungen, ähnlich wie Tiere durch Erfahrung lernen. Ein Algorithmus für „verstärkendes Lernen“ macht das System flexibler und anpassungsfähiger.

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Das Besondere: FALCON lernt nicht nur aus vordefinierten Modellen, sondern reagiert auf neue, noch unbekannte Turbulenzmuster. Professorin Anima Anandkumar, Mitautorin der Studie, erklärt: „Wir müssen sicherstellen, dass die KI das zugrunde liegende Turbulenzmodell erlernt, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können.“ Diese Fähigkeit macht FALCON zu einem der fortschrittlichsten Ansätze zur Turbulenzbewältigung und könnte die Flugsicherheit auf ein neues Niveau heben.

Simulierte Tests zeigen beeindruckende Ergebnisse

Die Leistungsfähigkeit von FALCON wurde bereits unter extremen Bedingungen getestet. Dazu entwickelten die Forscher am Caltech eine spezielle Testumgebung im Windkanal, die das Flugzeugmodell mit plötzlichen und starken Luftveränderungen konfrontierte. Das Ergebnis? Das KI-gesteuerte System konnte innerhalb weniger Minuten auf die Bedingungen reagieren und das Flugzeug stabilisieren. „Das Training eines Algorithmus in einer realistischen Umgebung stellt uns vor einzigartige Herausforderungen“, erklärt Peter I. Renn, einer der Mitautoren. Doch bereits nach kurzer Lernzeit meisterte FALCON die Turbulenzen mühelos.

Diese Tests sind mehr als vielversprechend und lassen die Forscher hoffen, dass FALCON auch in realen Flugszenarien robust funktionieren könnte.

Vernetzte Flugzeuge könnten Turbulenzen gemeinsam bewältigen

Die Wissenschaftler haben für FALCON eine visionäre Zukunft im Blick. Der Plan: Ein Netzwerk von Flugzeugen, die untereinander Informationen zu Turbulenzen austauschen. Sie stellen sich ein Flugzeug vor, das durch ein Gebiet mit extremen Turbulenzen fliegt und die gewonnenen Daten in Echtzeit an andere Maschinen in der Nähe sendet. Das könnte die gesamte Flotte vorwarnen und Flugzeuge so umleiten, dass Passagiere eine sicherere und stabilere Reise genießen.

„Ich glaube, dass das passieren wird“, sagt Professor Gharib von Caltech. Die steigende Zahl von Extremwetterereignissen könnte so zu einem Auslöser für eine vernetzte, KI-gestützte Luftfahrt führen. Ein solches System könnte nicht nur die Sicherheit, sondern auch den Komfort der Passagiere maßgeblich verbessern.

Was du dir merken solltest:

  • Die FALCON-Technologie, entwickelt von Wissenschaftlern des California Institute of Technology (Caltech), setzt KI ein, um Turbulenzen frühzeitig zu erkennen und das Fliegen durch Echtzeit-Stabilisierung sicherer zu machen.
  • Durch Fourier-Analyse kann das System kleinste Frequenzänderungen in der Luft erkennen und sofort auf extreme Windbedingungen reagieren, was die Stabilität und Sicherheit im Flug erhöht.
  • Langfristig planen die Wissenschaftler, ein Netzwerk zu schaffen, in dem Flugzeuge untereinander Daten zu Turbulenzen austauschen, um den Flugverkehr sicherer zu machen.

Übrigens: Lufthansa hat sich für mehr Effizienz im Flugverkehr ein besonderes Vorbild aus der Natur genommen – die Haifischhaut. Mit der innovativen AeroSHARK-Technologie spart die Airline Kerosin und reduziert CO2-Emissionen. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Forest & Kim Starr via Wikimedia unter CC BY 3.0 US

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