Ariane 6: Schafft Europa mit dem „Schwergewichtheber“ die Rückkehr in den Weltraum?

Die Ariane 6-Rakete, entwickelt von ESA und ArianeGroup, soll nächste Woche von Französisch-Guayana aus starten und unabhängigen Weltraumzugang wiederherstellen.

Ariane 6

Mit der Ariane 6 will die ESA wieder ins All durchstarten. © ESA-M. Pédoussaut

Nach einigen Verzögerungen und Schwierigkeiten steht Europa jetzt vor einem wichtigen Wendepunkt in der Geschichte der Raumfahrt. Die neue Ariane 6-Rakete, entwickelt von der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der ArianeGroup, ist endlich startbereit. Ihr erster Flug ist für nächste Woche geplant und wird von Kourou in Französisch-Guayana aus durchgeführt. Dieser Start ist besonders bedeutend für Europa, da er den Kontinent wieder unabhängig ins Weltall bringen soll. Dies kommt gerade rechtzeitig, nachdem die ältere Ariane 5 außer Dienst gestellt wurde und politische Veränderungen die Raumfahrtpläne Europas beeinflusst haben.

Schlüssel zum Himmel

Die Ariane 6 wird als „schwerlastfähige“ Rakete eingestuft, allerdings kann sie nicht viel mehr Last ins All transportieren als ihre Vorgängerin, die Ariane 5. Dennoch hat sie einen großen Vorteil: Sie kann viel öfter starten. „Nachdem wir anfangs einige Tests und Anpassungen vorgenommen haben, planen wir, dass die Ariane 6 etwa einmal im Monat startet. Das ist doppelt so oft wie bei der Ariane 5“, erläutert Franck Huiban, der bei der ArianeGroup für die zivilen Programme verantwortlich ist. Die berichtet das Magazin Nature.

Dies ist ein entscheidender Schritt vorwärts, nicht nur um die Wissenschaft und Forschung in Europa voranzutreiben, sondern auch um strategische Autonomie in einer Zeit zu sichern, in der geopolitische Spannungen die internationale Zusammenarbeit im Weltraum beeinflussen können. „Es ist ein wichtiger Moment in der europäischen Raumfahrtgeschichte und für die Souveränität Europas“, sagt Carine Leveau, Direktorin für Raumtransport bei der französischen Raumfahrtagentur CNES.

Europas Weg zurück ins All

Europas Rakete muss allerdings schwierige Aufgaben meistern. Die Kosten zu senken und dennoch wettbewerbsfähig zu bleiben, bleibt eine Herausforderung, insbesondere da Konkurrenten wie SpaceX wiederholbare Raketen erfolgreich einsetzen. Laura Forczyk, Geschäftsführerin der Beratungsfirma Astralytical, merkt kritisch an: „Diese Rakete ist teuer – und nicht wettbewerbsfähig im Vergleich zu anderen Alternativen.“

Ein wesentliches Merkmal der Ariane 6 ist jedoch der Vinci-Motor, der für die zweite Stufe der Rakete entwickelt wurde und mehrfach ein- und ausgeschaltet werden kann. Dies ermöglicht es der Stufe, nach Abschluss ihrer Mission wieder in die Erdatmosphäre einzutreten und somit zur Verringerung des Weltraumabfalls beizutragen. Caroline Aussilhou, eine Ingenieurin für das Ariane 6-Startsystem bei der ESA, betont die Bedeutung dieser Innovation: „Es ist sehr wichtig, den Weltraum nach einem Start zu säubern.“

Ariane 6 ist bereit, durchzustarten

Europas Abhängigkeit von ausländischen Anbietern wie SpaceX wurde durch den Abbruch der Beziehungen zu Russlands Raumfahrtagentur Roskosmos im Jahr 2022 und das Scheitern der Vega C-Rakete verschärft. Diese Ereignisse führten dazu, dass europäische Missionen entweder am Boden bleiben mussten oder auf kommerzielle Anbieter angewiesen waren.

Das Buchungsvolumen für die Ariane 6, darunter etwa 30 Starts und wichtige Missionen wie die PLATO-Mission der ESA, die für 2026 geplant ist, zeigt jedoch, dass Europa bereit ist, seine Kapazitäten zu nutzen und zu erweitern. Trotz der Herausforderungen bleibt die Hoffnung, dass Ariane 6 das Vertrauen der Kunden gewinnen kann, ähnlich wie es Ariane 5 gelungen ist.

Europa strebt nach Unabhängigkeit

Lucia Linares, Leiterin der Strategie für Raumtransport und institutionelle Starts bei der ESA, fasst die Bedeutung der neuen Rakete zusammen:

Man möchte von niemandem abhängig sein, und deshalb wollen alle raumfahrenden Nationen ihren eigenen Zugang zum All haben.

Was du dir merken solltest:

  • Die Ariane 6-Rakete, entwickelt von der ESA und der ArianeGroup, ist bereit für ihren ersten Start in Kourou, Französisch-Guayana.
  • Damit will Europa seinen Zugang zum Weltraum wiederherstellen, nachdem die Ariane 5 außer Dienst gestellt wurde.
  • Obwohl die Ariane 6 ähnliche Nutzlastkapazitäten wie die Ariane 5 hat, wird sie die Startfrequenz verdoppeln und monatliche Starts ermöglichen.

Bild: © ESA-M. Pédoussaut

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