Nachhaltig düngen mit Urin? Forscher suchen Gärtner für exklusiven Test
Ein Forschungsprojekt untersucht, ob Urin als Dünger geeignet ist. Hobbygärtner testen synthetischen Recyclingdünger unter realen Bedingungen.
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Nachhaltige Kreislaufwirtschaft im Garten: Urin steckt voller Nährstoffe und könnte als natürlicher Dünger das Pflanzenwachstum fördern. © Wikimedia
Nicht verschwenden, wiederverwenden – Jeden Tag spülen wir wertvolle Pflanzennährstoffe buchstäblich die Toilette hinunter. Dabei könnte Urin als natürlicher Dünger eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Düngemitteln sein. Der Kreislauf in der modernen Landwirtschaft funktioniert bislang linear: Nährstoffe werden mit hohem Energieaufwand aus fossilen Lagerstätten gewonnen, in der Landwirtschaft ausgebracht, von Pflanzen aufgenommen und schließlich über unsere Nahrung konsumiert. Doch nach der Verdauung gelangen diese wertvollen Stoffe in die Kanalisation, wo sie letztlich nicht mehr für den Nährstoffkreislauf zur Verfügung stehen.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrtforschung (DLR) hat gemeinsam mit Forschungspartnern eine Technologie entwickelt, die genau dieses Problem lösen soll.
C.R.O.P.: Ein Verfahren aus der Raumfahrt für den Garten
Ursprünglich für Astronauten konzipiert, ermöglicht das sogenannte C.R.O.P.-Verfahren (Combined Regenerative Organic food Production) die Umwandlung von Urin in einen sicheren, geruchlosen und keimfreien Recyclingdünger. Dabei setzt es ausschließlich auf natürliche Stoffwechselprozesse – chemische Zusätze sind nicht nötig. Dieses Konzept könnte eine nachhaltige Lösung für unsere Landwirtschaft und Gärten bieten. Nun soll es in einem groß angelegten Experiment getestet werden.
Jetzt mitmachen: Praxistest im eigenen Garten
Für das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Forschungsprojekt werden engagierte Hobbygärtner gesucht, die den C.R.O.P.-Dünger in ihren eigenen Beeten testen. Egal ob Klein-, Gemeinschafts-, Schul- oder Heimgarten – jeder kann mitmachen. Da echter Urin derzeit nicht als Ausgangsstoff zugelassen ist, wird der Dünger aus synthetischem Urin hergestellt, um eine sichere Anwendung zu gewährleisten.
Ziel des Projekts ist es, nicht nur die Wirkung des Düngers auf Pflanzenwachstum und Bodenqualität zu erforschen, sondern auch herauszufinden, wie die Gesellschaft auf diese nachhaltige Düngemethode reagiert. Denn neben wissenschaftlichen Erkenntnissen steht auch die gesellschaftliche Akzeptanz im Fokus.
So läuft die Teilnahme ab
Die Teilnehmer erhalten kostenfrei den innovativen Recyclingdünger sowie detaillierte Anleitungen zur Anwendung. Zudem gibt es Schulungsmaterialien, Online-Sprechstunden und eine Plattform zum Erfahrungsaustausch mit anderen Gärtnern und den Forschern.
Wer dabei sein möchte, sollte mindestens 2 bis 8 Quadratmeter Anbaufläche zur Verfügung haben und bereit sein, einige einfache Aufgaben zu übernehmen:
- Eine Bodenprobe entnehmen und zur Analyse einsenden.
- Den pH-Wert und den mineralischen Stickstoffgehalt des Bodens mit Teststreifen messen.
- Den bereitgestellten Dünger nach Anleitung ausbringen und regelmäßig gießen.
- Alle drei Wochen den Zustand der Pflanzen dokumentieren und die Ernte wiegen.
- Die gesammelten Daten zur wissenschaftlichen Auswertung übermitteln.
Überschaubarer Aufwand für Gärtner
Dieser überschaubare Aufwand ermöglicht es, aktiv zur Forschung beizutragen und gleichzeitig wertvolle Einblicke in nachhaltige Anbaumethoden zu gewinnen.
Für alle Interessierten gibt es zwei digitale Infoveranstaltungen, in denen das Projekt ausführlich vorgestellt wird:
- 19. Februar 2025, 12:00 bis 13:30 Uhr
- 21. Februar 2025, 17:00 bis 18:30 Uhr
Die Teilnahme ist kostenlos und erfolgt über Zoom. Wer es nicht live schafft, kann sich eine Aufzeichnung aus dem Vorjahr anschauen.
Wer selbst Teil dieses innovativen Forschungsprojekts werden möchte, kann sich bis zum 31. März 2025 auf der Website www.u-cycle.de anmelden. Mit jeder Teilnahme kommen Wissenschaft und Praxis einen Schritt näher an eine nachhaltigere Landwirtschaft – und vielleicht wird Urin bald als wertvoller Dünger in unseren Gärten ganz selbstverständlich sein.
Kurz zusammengefasst:
- Urin enthält wertvolle Nährstoffe, die als Dünger genutzt werden könnten, anstatt in der Kanalisation zu landen.
- Das Forschungsprojekt „U-Cycle“ testet einen recycelten, keimfreien Urin-Dünger, den Hobbygärtner auf ihre Pflanzen ausbringen und wissenschaftlich begleiten.
- Neben der Düngewirkung untersuchen Forscher auch die gesellschaftliche Akzeptanz, um nachhaltige Alternativen zur konventionellen Düngung zu entwickeln.
Übrigens: Nicht nur menschliche Ausscheidungen könnten die Landwirtschaft verändern – auch Vikunjas in den Anden zeigen, wie Tierkot karge Böden fruchtbar macht. Ihre Hinterlassenschaften beschleunigen das Pflanzenwachstum um 100 Jahre und könnten eine natürliche Waffe gegen den Klimawandel sein – mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Sciencia58 via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0