Honig mit Zuckersirup gestreckt: Billig-Importe aus China und der Türkei bereiten Probleme

Importierter Honig aus China und der Türkei wird oft mit Zuckersirup gestreckt. Die EU verschärft Kennzeichnungs- und Kontrollvorgaben.

Ein Großteil des im Supermarkt erhältlichen Honigs wird mit Zuckersirup gestreckt, insbesondere bei Billigprodukten. © Vecteezy

Honig wird seit Jahren gefälscht und mit billigem Zuckersirup gestreckt, vor allem Importe aus Drittstaaten wie China und der Türkei bereiten europäischen Imkern und Verbraucherschützern Sorgen. Gegen diese Praxis will die EU nun noch härter vorgehen und beschließt neue Regeln.

Dem Tagesspiegel zufolge sieht der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund in der Verfälschung des Naturprodukts ein ernstes Problem für regionale Produkte. „Die Fälschungen hinter den immer niedrigeren Verkaufspreisen sind so raffiniert, dass sie selbst im Labor kaum zu entlarven sind“, sagte Bernhard Heuvel, Vizepräsident der Organisation, gegenüber der Bild.

Eine Untersuchung von 30 Honigproben aus deutschen Supermärkten ergab, dass 25 davon mit Zuckersirup gestreckt waren. Die gepanschten Produkte kommen häufig aus dem Ausland, doch die Kennzeichnung auf den Verpackungen ist oft unzureichend.

Neue EU-Regeln zur Herkunftskennzeichnung

Um gegen diese Praktiken vorzugehen, hat die Europäische Union zu Jahresbeginn Maßnahmen beschlossen, die die Herkunft von Honig klarer kennzeichnen sollen. Bisher reichte es aus, anzugeben, ob der Honig aus der EU stammt oder nicht. Zukünftig müssen auf den Verpackungen sowohl das Herkunftsland als auch der jeweilige Anteil an Honig aus verschiedenen Ländern deutlich erkennbar sein. Die Regelung sieht eine Übergangsfrist von zwei Jahren vor.

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch bezeichnete diese neuen Kennzeichnungsregeln als längst überfällig, betonte jedoch, dass sie nicht ausreichten, um dem „Honig-Schummel“ Einhalt zu gebieten. Auch die EU-Kommission räumte ein, dass es weitere Maßnahmen brauche, um Fälschungen zu unterbinden. Eine der zentralen Forderungen sind harmonisierte Analysemethoden zur Erkennung von mit Zucker gestrecktem Honig.

Ergebnisse der EU-Aktion „From the Hives“

Die EU-Kommission startete 2021 mit „From the Hives“ („Aus den Bienenstöcken“) eine koordinierte Aktion, um die Verfälschung von Honig mit Zucker zu untersuchen. In drei Phasen sammelten Mitgliedsstaaten Proben, analysierten diese und führten Ermittlungen durch. Diese Aktion brachte erschreckende Ergebnisse: Fast die Hälfte der untersuchten Honigproben wurde verdächtig, gegen die festgelegten Richtlinien für Honig zu verstoßen.

Die meisten verdächtigen Honig-Proben kamen aus China, der höchste Anteil verfälschter Produkte stammte aus der Türkei. Eine Besonderheit stellte der Honig aus dem Vereinigten Königreich dar: 100 Prozent der Proben von dort wurden als verdächtig eingestuft. Dies könnte darauf hindeuten, dass der Honig vor der Einfuhr in die EU in Großbritannien mit Honigen anderer Herkunftsländer gemischt wurde.

Verstärkte Kontrollen und Sanktionen

Im Zuge der Aktion wurden 44 EU-Betriebe untersucht, sieben davon wurden sanktioniert. Die EU-Kommission berichtet von Komplizenschaft zwischen Exporteuren und Importeuren, um die Fälschungen zu verschleiern. Zuckersirupe wurden eingesetzt, um den Honig zu verfälschen und den Preis zu senken. Die Fälschungen sind so geschickt angepasst worden, dass sie selbst bei Analysen in akkreditierten Laboren nur schwer nachzuweisen sind.

Die EU-Kommission hat betont, dass die Verantwortung für die Echtheit des Honigs bei den Lebensmittelunternehmen liegt. Sie sind verpflichtet, sicherzustellen, dass die Produkte den EU-Vorgaben entsprechen. Mitgliedsstaaten sollen die Kontrollen an den Grenzen und im Handel verstärken, um die Fälschungen frühzeitig zu erkennen.

Was du dir merken solltest:

  • Honig wird häufig mit Zuckersirup gestreckt, besonders bei Importen aus China und der Türkei.
  • Neue EU-Regeln sollen die Herkunft von Honig klarer kennzeichnen, um Verbraucher besser zu schützen.
  • EU-weit durchgeführte Untersuchungen deckten auf, dass fast die Hälfte der Honigimporte verdächtig werden, gegen die Vorschriften zu verstoßen.

Übrigens: Aufgrund der schlechten Ernten wird auch bei Olivenöl oft gepanscht, darunter mit krebserregenden Stoffen. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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