Einfacher Zusatz macht EU-Bio-Siegel endlich verständlich – und beendet jahrelange Verwirrung
Viele kennen das EU-Bio-Siegel – doch kaum jemand versteht es. Eine Studie zeigt, wie ein kleines Wort die Wirkung des Logos deutlich verändert.

Das EU-Bio-Siegel zeigt ein stilisiertes Blatt aus Sternen auf grünem Hintergrund. Viele Verbraucher erkennen das Symbol, kennen jedoch seine Bedeutung nicht. © DALL-E
Im Regal stehen zwei Packungen Haferflocken – beide wirken gesund, auf einer leuchtet ein grünes Blatt aus weißen Sternen. Viele greifen danach, doch kaum jemand weiß wirklich, wofür dieses Symbol steht. Das EU-Bio-Siegel soll eigentlich Orientierung bieten – doch oft sorgt es eher für Verwirrung. Eine aktuelle Studie unter Beteiligung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn zeigt, warum das Siegel so häufig missverstanden wird und wie sich das mit einem einfachen Trick ändern lässt.
EU-Bio-Siegel bleibt oft unverständlich
Das Siegel mit den grünen Blatt („Green Leaf“) ist seit 2010 auf dem Markt. Es kennzeichnet verpackte Produkte, die zu mindestens 95 Prozent aus biologischer Landwirtschaft stammen. Obwohl es in allen EU-Staaten einheitlich vorgeschrieben ist, kennt nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung seine Bedeutung.
Viele, die das Symbol erkennen, wissen trotzdem nicht, wofür es steht:
- Bio-Anbau nach EU-Richtlinien
- Verzicht auf synthetische Pestizide
- Keine Gentechnik
- Artgerechte Tierhaltung
Fehlt dieses Wissen, verliert das Siegel an Glaubwürdigkeit – obwohl es eigentlich für Orientierung sorgen soll. Professorin Dr. Monika Hartmann von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn erklärt:
Viele Label erfüllen ihren Zweck nicht, weil sie entweder keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, nicht klar genug sind oder sogar irritieren.
Eine kleine Ergänzung verändert viel
Die Lösung der Forscher ist überraschend simpel: Wird das Logo mit einem klaren Hinweis wie „BIO“ oder „ECO“ ergänzt, verstehen es deutlich mehr Menschen. Vertrauen und Kaufbereitschaft steigen messbar.
In zwei Studien testeten sie mehrere Varianten des Logos: ein reines Symbol, ein Zusatz wie „BIO“ oder „ECO“, und eine Kombination mit dem Hinweis „EU-zertifiziert“.

Zentrale Ergebnisse der Untersuchungen:
- Logos mit dem Zusatz „BIO“ oder „ECO“ wurden deutlich besser verstanden
- 90 Prozent der Teilnehmer ordneten das veränderte Siegel korrekt Bio-Produkten zu
- Das Original erkannten nur rund 70 Prozent
- Vertrauen in das Label nahm deutlich zu
- Der Zusatz „EU-zertifiziert“ brachte kaum zusätzlichen Nutzen
Diese Effekte waren statistisch signifikant und traten länderübergreifend auf.
Klare Worte stärken Vertrauen
Fast 10.000 Personen aus sieben europäischen Ländern nahmen an der Studie teil. Besonders junge, gebildete Frauen stuften die verbesserten Logos als hilfreich ein. Eine zweite Untersuchung mit 498 Teilnehmern aus Deutschland bestätigte diese Ergebnisse.
Die Kombination aus besserem Verständnis und gestiegenem Vertrauen wirkte sich auch auf die Kaufabsicht aus – zumindest indirekt. Wer ein Label versteht, fühlt sich sicherer. Und wer sich sicher fühlt, greift eher zu.
Was Politik und Hersteller konkret tun können:
- Bestehende Logos mit „BIO“ oder „ECO“ ergänzen
- Begriffe in der jeweiligen Landessprache nutzen
- Mit Informationskampagnen aufklären
Warum ein Redesign nicht nötig ist
Die Forscher raten von einem vollständigen Redesign ab. Es wäre teuer, würde Bekanntheit kosten und möglicherweise noch mehr Verwirrung stiften. Ein einfacher Textzusatz dagegen lässt sich schnell und kostengünstig umsetzen.
Eine Modifikation eines Labels hin zu größerer Klarheit bietet eine vergleichsweise einfache und kostengünstige Möglichkeit, nachhaltiges Konsumverhalten zu fördern.
Prof. Dr. Monika Hartmann
Kurz zusammengefasst:
- Viele Menschen kennen das EU-Bio-Siegel, verstehen es aber nicht richtig – dadurch sinken Vertrauen und Kaufbereitschaft.
- Schon ein kleiner Zusatz wie „BIO“ oder „ECO“ macht das Siegel deutlich verständlicher und stärkt die Orientierung beim Einkauf.
- Klare Sprache auf dem Logo fördert nachhaltiges Konsumverhalten europaweit – einfach, wirksam und kostengünstig.
Übrigens: Was wir täglich essen, hat größere Folgen, als viele denken. Eine Studie der Universität Regensburg zeigt, wie nachhaltige Ernährung vor Krebs schützen kann – mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © DALL-E