Er hatte die Wahl zwischen Rücktritt und Entlassung – FDA-Impfstoffchef geht auf Druck von Kennedy

FDA-Impfstoffchef Peter Marks tritt auf Druck von Gesundheitsminister Kennedy zurück – und wirft ihm öffentlich gefährliche Lügen vor.

Wahl, die keine war: FDA-Impfstoffchef geht wegen Kennedy

Gesundheitsminister Kennedy plant eine umfassende Umstrukturierung innerhalb seines Ressorts, wobei rund 20.000 Stellen gestrichen werden sollen: Darunter auch die des führenden Impfstoffexperten der FDA. © Gage Skidmore

Der langjährige Impfstoffchef der US-Arzneimittelbehörde FDA, Dr. Peter Marks, ist zurückgetreten – allerdings nicht freiwillig. Der Ausstieg erfolgte auf deutlichen Druck von Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., wie aus einem Rücktrittsschreiben hervorgeht, das CBS News veröffentlichte. Marks wirft Kennedy darin gefährliche Falschinformationen und eine gezielte Schwächung wissenschaftlicher Standards vor.

Kennedy hatte Marks zuvor aufgefordert, selbst zurückzutreten – oder mit seiner Entlassung zu rechnen. In einem scharfen Brief an die kommissarische FDA-Chefin Sara Brenner schreibt Marks, der Minister wünsche keine „Wahrheit und Transparenz“, sondern erwarte „unterwürfige Bestätigung seiner Fehlinformationen und Lügen“.

Konflikt um Impfstoffe und wissenschaftliche Standards

Marks hatte versucht, auf fachlicher Ebene mit Kennedy über dessen Bedenken zur Sicherheit von Impfstoffen ins Gespräch zu kommen – unter anderem mit Vorschlägen für öffentliche Diskussionen mit unabhängigen Experten. Diese Versuche blieben offenbar unbeachtet. Stattdessen macht Kennedy nun Ernst mit seiner Ankündigung, die FDA grundlegend umzubauen.

Aus dem Umfeld des Gesundheitsministeriums hieß es gegenüber CBS News: Wer nicht hinter Kennedys Vision einer „radikalen Transparenz“ stehe, habe keinen Platz in seiner FDA. Diese Sichtweise hat Folgen: Rund 20.000 Stellen sollen im Gesundheitswesen gestrichen werden – darunter auch viele im Bereich des nationalen Impfprogramms.

Ein erfahrener FDA-Veteran geht – mit bitterer Bilanz

Peter Marks war eine zentrale Figur bei der Entwicklung und Zulassung von Impfstoffen in den USA. Besonders während der Corona-Pandemie spielte er eine Schlüsselrolle: Als Architekt der „Operation Warp Speed“ trieb er unter Donald Trump die rasche Zulassung von COVID-19-Impfstoffen voran. Gleichzeitig war er an umstrittenen Entscheidungen beteiligt, etwa zur Zulassung des Alzheimer-Medikaments Aduhelm – gegen den Rat mancher FDA-Fachleute.

Dr. Peter Marks hat eine lange Karriere bei der FDA hinter sich © FDA / Michael J. Ermarth via Wikimedia Commons
Dr. Peter Marks hat eine lange Karriere bei der FDA hinter sich © FDA / Michael J. Ermarth via Wikimedia Commons

Trotz wachsender Kritik wurde Marks innerhalb der Behörde hoch geschätzt. Ein ranghoher Gesundheitsbeamter sagte gegenüber CBS News: „Er ist Operation Warp Speed. Es war Peters Vision, die diese Arbeit möglich gemacht hat.“

Ein Signal mit Folgen – auch über die USA hinaus

Die Entlassung von Peter Marks markiert einen tiefen Bruch in der amerikanischen Gesundheitspolitik. Beobachter werten sie als Teil eines politischen Richtungswechsels: Wissenschaftler, die sich nicht der Linie des Ministers beugen, könnten künftig ihren Platz verlieren.

Die FDA steht nun unter neuer Führung. Der vom US-Senat bestätigte FDA-Chef Dr. Marty Makary hat sein Amt offiziell angetreten, hält sich aber bislang öffentlich zurück. Interne Kommunikation läuft vorerst weiter über die kommissarische Leiterin Sara Brenner.

Für Marks selbst ist der Weg in der FDA zu Ende – und mit ihm wohl auch eine Phase unabhängiger Impfstoffregulierung. Schon jetzt zieht es im Zuge der Umbrüche in der US-Wissenschaftslandschaft viele junge Forscher nach Europa, wo sie sich bessere Bedingungen für ihre Arbeit erhoffen.

Kurz zusammengefasst:

  • Der FDA-Impfstoffchef, Dr. Peter Marks, tritt auf Druck von US-Gesundheitsminister Kennedy zurück und wirft ihm öffentlich die Verbreitung gefährlicher Fehlinformationen vor.
  • Kennedy plant massive Stellenkürzungen bei der FDA, um die Behörde neu auszurichten, und setzt dabei auf eine radikale, aber umstrittene Definition von „Transparenz“.
  • Marks war entscheidend an der Entwicklung der Corona-Impfstoffe beteiligt und gilt als Schlüsselfigur der US-Impfstoffpolitik während der Pandemie.

Bild: © Gage Skidmore unter CC BY-SA 2.0-Lizenz (via Wikimedia Commons)

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