Klimawandel setzt dem Grünland zu: Welche Wiesen werden überleben?

Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig haben den Klimawandel und seine Folgen für das Grünland simuliert.

Klimawandel Grünland

Klimawandel-Folgen für das Grünland werden simuliert: Auf dem Bild sieht man eine artenreiche, extensiv bewirtschaftete Wiese, die dem Klimawandel besser trotzen kann. © André Künzelmann / UFZ

Der Klimawandel stellt die Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Insbesondere Wiesen und Weiden, die einen Großteil der landwirtschaftlich genutzten Flächen ausmachen, sind betroffen. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig hat dazu eine umfangreiche Studie veröffentlicht, die zeigt, wie unterschiedlich intensiv bewirtschaftetes Grünland auf die Folgen von Klimawandel reagiert. Die Studie basiert auf Daten eines zehnjährigen Experiments, der Global Change Experimental Facility (GCEF).

Klimawandel-Folgen für Grünland in Gewächshäusern simuliert

Die GCEF befindet sich in Bad Lauchstädt bei Halle und umfasst 50 Parzellen von jeweils 16 mal 24 Metern. Diese Parzellen wurden unterschiedlich intensiv bewirtschaftet und unter künstlichen Klimabedingungen getestet. Mithilfe von Foliendächern konnten die Wissenschaftler Temperaturen und Niederschlagsmengen variieren. Einige Flächen erhielten beispielsweise im Frühjahr und Herbst zehn Prozent mehr und im Sommer zwanzig Prozent weniger Niederschlag als andere Flächen. Diese Bedingungen entsprechen den Vorhersagen für zukünftige Klimaverhältnisse in Mitteldeutschland.

„Das Besondere an unserer Studie ist, dass wir das Zusammenspiel beider Faktoren untersucht haben“, sagt Dr. Lotte Korell, Biologin am UFZ und Erstautorin der Studie. Die Ergebnisse zeigen, dass artenreiches, extensiv, also mit einem geringeren Eingriff des Menschen genutztes Grünland besser mit den extremen Bedingungen zurechtkommt als intensiv genutzte Hochleistungswiesen.

Intensiv genutztes Grünland ist anfälliger

Die Untersuchung ergab, dass intensiv genutztes Grünland deutlich empfindlicher auf Dürreperioden reagiert. Während der achtjährigen Untersuchungszeit von 2015 bis 2022, die drei der trockensten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen umfasste, zeigte sich, dass artenreiches Grünland stabiler blieb. „In Dürrezeiten starben die Pflanzen auf den intensiv bewirtschafteten Flächen verstärkt ab und wurden durch weniger ertragreiche und teilweise giftige Pflanzenarten ersetzt“, erläutert Dr. Harald Auge, Biologe am UFZ und Letztautor der Studie. Beispiele für solche einwandernden Arten sind Vogelmiere, Hirtentäschel, Löwenzahn und Kleiner Storchschnabel.

Intensiv genutztes Grünland ist artenarm und kommt mit den Folgen des Klimawandels schlechter zurecht.
Intensiv genutztes Grünland ist artenarm und kommt mit den Folgen des Klimawandels schlechter zurecht als das Beispiel im Bild oben. © André Künzelmann / UFZ

Das intensiv genutzte Grünland, das auf maximalen Ertrag gezüchtet und stark gedüngt wurde, zeigte zunächst eine höhere Produktivität. Doch dieser Vorteil war nur bei günstigen Klimaverhältnissen spürbar. In Dürreperioden konnten diese Wiesen die erwarteten Erträge nicht halten, was langfristig wirtschaftliche Konsequenzen für Landwirte haben könnte.

Wirtschaftliches Risiko für Landwirte

Für Landwirte bedeutet dies ein höheres wirtschaftliches Risiko. Intensiv genutztes Grünland muss möglicherweise häufiger umgepflügt und neu eingesät werden, was zusätzliche Kosten verursacht. „Das kann durch den Klimawandel häufiger nötig werden und entsprechende Mehrkosten verursachen“, sagt Dr. Lotte Korell. Extensiv genutzte Wiesen und Weiden könnten hier eine stabilisierende Rolle spielen, da sie nicht nur zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen, sondern auch die Produktivität in Zeiten des Klimawandels stabilisieren.

Artenvielfalt als Schlüssel zur Resilienz

Die Studie hebt hervor, dass die Artenvielfalt ein entscheidender Faktor für die Resilienz von Grünland ist. Auf extensiv genutzten Flächen der GCEF wuchsen über 50 heimische Gräser und Kräuter, während auf intensiv genutzten Flächen nur fünf ertragreiche Grassorten gesät wurden. Diese wurden zuvor von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt für trockene Standorte empfohlen, darunter Wiesen-Knäuelgras (Dactylis glomerata) und Deutsches Weidelgras (Lolium perenne). Diese hohe Artenvielfalt half dem extensiven Grünland, Hitze und Trockenheit besser zu überstehen.

„Meist sind das eher kurzlebige Arten, die als Samen überdauern“, erklärt Dr. Harald Auge. Wenn die konkurrenzstärkeren Pflanzen der Trockenheit zum Opfer fallen, nutzen diese kurzlebigen Arten die Gelegenheit und erobern deren Lebensräume. Diese Dynamik trägt zur Stabilität und Widerstandsfähigkeit des extensiven Grünlands bei.

Was du dir merken solltest:

  • Extensiv genutztes Grünland ist widerstandsfähiger gegen die Folgen vom Klimawandel als intensiv genutztes Hochleistungsgrünland.
  • Artenvielfalt spielt eine zentrale Rolle für die Resilienz von Grünland in Zeiten extremer Wetterbedingungen.
  • Landwirte könnten durch extensive Bewirtschaftung ihre Flächen stabiler und wirtschaftlich sicherer gestalten.

Bild: © André Künzelmann / UFZ

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