Kalifornien kämpft mit Solar-Überfluss – Strompreise stürzen ins Negative

Der US-Bundesstaat Kalifornien kämpft mit einem paradoxen Problem: Zu viel Solarstrom senkt die Strompreise bis ins Negative.

In Kaliforniens Stromnetz befindet sich zu viel Solarstrom: Ein Problem, von dem man kaum glaubt, dass es eins sein würde. © Vecteezy

In Kalifornien, einem US-Bundesstaat bekannt für seine sonnige Wetterlage, hat die weite Verbreitung von Solaranlagen auf Dächern zu einem paradoxen Problem geführt: Aufgrund eines Überangebots an Solarenergie sinken die Strompreise zeitweise ins Negative.

Die Washington Post berichtet, dass der Golden State fast 47 Gigawatt Solarkapazität installiert hat – genug, um über ein Viertel seines Strombedarfs zu decken und 13,9 Millionen Haushalte zu versorgen. Doch gerade wegen dieser beeindruckenden Zahlen stand Kalifornien 2022 vor dem Problem, dass 2,4 Millionen Megawattstunden Solarenergie – 95 Prozent der ungenutzten Energie – verschwendet wurden. Dies entspricht etwa einem Prozent der gesamten Stromerzeugung des Staates oder fünf Prozent seiner Solarenergieproduktion. Der California Independent System Operator (CAISO) hat bereits vor über 15 Jahren begonnen, die Auswirkungen der Solarenergie auf das Stromnetz zu untersuchen und stieß dabei auf die sogenannte „Duck Curve“.

Das steckt hinter der „Duck Curve“

Das Phänomen ist leicht erklärt: Solaranlagen können nur bei Sonnenschein Strom produzieren – für den Zeitraum nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang wird daher Strom aus anderen Quellen benötigt. Anders sieht es dagegen tagsüber aus, denn sobald die Photovoltaikanlagen aktiv werden, sinkt die Nachfrage nach anderem Strom. Im Frühling ist dieses Phänomen besonders stark ausgeprägt, da zu dieser Jahreszeit bei viel Sonnenschein weder groß gekühlt noch geheizt wird. Der Name leitet sich vom Aussehen einer Kurve ab, die die Nachfrage nach Strom aus anderen Quellen als Wind und Sonne im Laufe des Tages darstellt. Ihrer Form ist der eines Entenschnabels nicht unähnlich.

Auswirkungen auf die Solarwirtschaft und Strompreise

Die zunehmende Überproduktion von Solarstrom in Kalifornien und die daraus resultierenden negativen Strompreise haben zu einer drastischen Änderung der staatlichen Anreize für Dachsolarenergie geführt. Das ursprüngliche Net-Metering-System, das Solarpanelbesitzern ermöglichte, Energie zurück ins Netz zu speisen und dafür bezahlt zu werden, wurde vor einem Jahr geändert. Nun werden neue Solarpanelbesitzer nur noch nach dem tatsächlichen Wert ihrer Energie für das Netz vergütet, was in den sonnenreichen Monaten zu erheblichen Einbußen führen kann. Diese Änderung hat massive Kritik von Kaliforniern und Solarunternehmen nach sich gezogen. Michelle Davis, Leiterin der globalen Solarsparte bei Wood Mackenzie Power and Renewables, erklärte dazu:

Diese sind nicht unüberwindbare Herausforderungen, aber sie sind Herausforderungen, mit denen viele Netzbetreiber noch nie zu tun hatten.

Strategien gegen Überproduktion

Um die Überproduktion zu managen, ist die Kürzung von Solarenergie, bekannt als „Curtailment“, eine gängige Methode geworden. Paul Denholm, Senior Research Fellow am National Renewable Energy Laboratory, beschreibt dies als technisch einfach, vergleichbar mit dem Umlegen eines Schalters durch die Netzbetreiber. Dennoch führt das Wegwerfen von kostenloser Energie paradoxerweise zu höheren Strompreisen.

Kalifornien ist jedoch nicht allein mit diesem Problem. Auch andere Staaten wie Nevada und Hawaii, die ebenfalls einen signifikanten Anteil ihrer Energie aus Solarquellen beziehen, erleben ähnliche Herausforderungen. In Reaktion auf die wachsenden Probleme hat Kalifornien begonnen, überschüssigen Strom an benachbarte Staaten zu verkaufen und plant zusätzliche Speicher- und Batterielösungen, um Solarstrom bis in die Nachmittagsstunden zu speichern.

Was du dir merken solltest:

  • In Kalifornien sorgt die hohe Verbreitung von Solarenergie aufgrund der Überproduktion von Strom an sonnenreichen Tagen für zeitweise negative Strompreise, was besonders im Frühling durch die sogenannte „Duck Curve“ verstärkt wird.
  • Die immense Kapazität von fast 47 Gigawatt an installierter Solarenergie, die 13,9 Millionen Haushalte versorgen könnte, hat 2022 dazu geführt, dass 2,4 Millionen Megawattstunden ungenutzter Solarenergie – 95 Prozent der gesamten ungenutzten Energie – verschwendet wurden, was eine erhebliche Herausforderung für das Stromnetz darstellt.
  • Als Reaktion auf die Überproduktion und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Einbußen für Solaranlagenbesitzer hat Kalifornien das Net-Metering-System geändert, was bedeutet, dass neue Solarpanelbesitzer nur noch nach dem tatsächlichen Wert ihrer Energie für das Netzwerk vergütet werden, was weitreichende Kritik und wirtschaftliche Auswirkungen nach sich zog.

Übrigens: PV-Paneele könnten in den nächsten Jahren schon der Vergangenheit angehören – vorausgesetzt, die Solarfarbe kann sich durchsetzen.

Bild: © M. Khalid Hasan via Vecteezy

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