Unsere Wasservorräte schwinden: Warum Deutschland trotz Regen austrocknet

Deutschland verliert pro Jahr Milliarden Kubikmeter Wasser. Warum unser Alltag dazu beiträgt und welche Konsequenzen drohen, zeigt der aktuelle Wasseratlas.

Über 7.000 Liter Wasser täglich verbrauchen wir indirekt – meist durch importierte Produkte. © Unsplash

Über 7.000 Liter Wasser täglich verbrauchen wir indirekt – meist durch importierte Produkte. © Unsplash

In deutschen Haushalten fließt das Wasser zuverlässig aus dem Hahn. Doch der Wasseratlas der Heinrich-Böll-Stiftung und des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) warnt vor einer unterschätzten Krise. Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND, fand laut Tagesschau deutliche Worte: „Unser Land trocknet aus, und wir schauen zu!“ Laut dem Bericht verbraucht Deutschland seit Jahren mehr Wasser, als sich durch Regen und Grundwasserbildung erneuern lässt. Der Wasseratlas beziffert den jährlichen Verlust auf 2,5 Milliarden Kubikmeter – genug, um 800.000 olympische Schwimmbecken zu füllen.

Versteckter Wasserverbrauch treibt den Verlust voran

In dem Bericht geht es nicht nur die direkte Nutzung, sondern auch den sogenannten virtuellen Wasserverbrauch. Dieser umfasst Wasser, das bei der Produktion importierter Güter verwendet wird. Imme Scholz, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, erklärte: „Jede Person in Deutschland verbraucht täglich rund 7.200 Liter Wasser – 86 Prozent davon stecken in importierten Produkten.“ Dazu gehören Kleidung, Elektronik, Obst und Gemüse. Wozu der hohe Wasserverbrauch führt, zeigt sich besonders deutlich in Spanien, wo der Grundwasserspiegel durch den Export von Agrarprodukten wie Tomaten und Orangen bedrohlich sinkt.

Doch Wasserknappheit ist ein globales Problem. Weltweit haben 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Über 120 Konflikte auf der Welt werden bereits ums Wasser geführt.

Deutschland verliert trotz steigender Niederschläge Wasser

Trotz häufiger Regenfälle in Deutschland steigen die Verluste, so Olaf Bandt. Das liege an der ungleichmäßigen Verteilung des Regens: „Wir haben einerseits Dürren und andererseits starke Regenfälle.“ Diese Regenmengen würden jedoch häufig nicht gespeichert, sondern durch versiegelte Böden direkt in die Kanalisation geleitet. Laut Wasseratlas fehlen Auwälder an Flüssen, die das Wasser zurückhalten könnten.

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Ein internationales Forscherteam hatte im Global Water Monitor Report ähnliche Erkenntnisse veröffentlicht. 2024 forderten wasserbedingte Katastrophen wie Dürren, Hochwasser und tropische Stürme weltweit über 8.000 Menschenleben. Millionen Menschen mussten fliehen, und die Schäden gingen in die Milliarden.

Klimakrise verschärft die Wasserprobleme

Der Klimawandel verstärkt bestehende Probleme und beschleunigt die Wasserkrise. Scholz erklärte, dass extreme Wetterereignisse wie Sturzfluten und Dürren in ärmeren Regionen die Nahrungsmittelversorgung gefährden und ganze Bevölkerungsgruppen zur Flucht zwingen. Auch Deutschland bleibt nicht verschont: Während manche Regionen von Überschwemmungen betroffen sind, trocknen andere Gebiete aus.

Fehlende Maßnahmen und mangelnde Wahrnehmung

Eine Umfrage im Rahmen des Wasseratlas zeigt, dass die Mehrheit der Befragten den Klimawandel als Gefahr für die Wasserversorgung sieht. Dennoch halten nur zwei Prozent Wasserkrisen wie Dürren oder Hochwasser für das dringendste Problem. Olaf Bandt forderte daher nicht nur mehr Aufklärung, sondern auch konkrete Maßnahmen: „Es braucht Verbote bestimmter Chemikalien, strengere Grenzwerte und Entnahmegebühren für Landwirtschaft und Industrie.“ Zudem ist der Umbau der Landwirtschaft hin zu wasserschonenden Anbaumethoden und die Renaturierung von Flüssen, Bächen und Mooren entscheidend. Nur durch solche Maßnahmen kann sichergestellt werden, dass Wasser in Deutschland weiterhin selbstverständlich aus dem Hahn fließt.

Was du dir merken solltest:

  • Deutschland verbraucht mehr Wasser, als sich durch natürliche Prozesse erneuern lässt – jährlich gehen 2,5 Milliarden Kubikmeter verloren.
  • Ein Großteil des Wasserverbrauchs steckt in importierten Produkten wie Lebensmitteln und Kleidung, was auch in anderen Ländern zur Wasserknappheit beiträgt.
  • Der Klimawandel verschärft die Lage durch ungleich verteilte Niederschläge und Extremwetterereignisse – Experten fordern strengere Schutzmaßnahmen und eine nachhaltigere Nutzung.

Übrigens: Was kostet eigentlich ein Jahr Wasser trinken? Einen Kostenvergleich für Leitungswasser, Flaschenwasser und Wassersprudler findest du in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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