Atomfreies Norwegen denkt über ein modernes AKW nach

Norwegen erwägt den Bau eines kommerziellen AKWs. Mehrere Gemeinden bekunden Interesse an der modernen Technologie.

Norwegen AKW

In der Region Rogaland im Südwesten Norwegens könnte ein modernes AKW entstehen. © Wikimedia

Norwegen könnte bald sein erstes kommerzielles Atomkraftwerk (AKW) bekommen. Das Land hat im Juni 2024 einen Ausschuss mit zwölf Mitgliedern eingesetzt, um die Nutzung von Atomkraft als Energiequelle zu prüfen. Dieser Ausschuss soll bis Anfang 2026 einen Bericht vorlegen. Das berichtet Heise. Der Betreiber Norsk Kjernekraft spricht bereits mit mehreren Gemeinden in Norwegen über die Umsetzung des Projekts und hat schon zwei Kooperationsabkommen abgeschlossen.

Das erste kommerzielle Atomkraftwerk Norwegens könnte in der Gemeinde Farsund in Agder im Südwesten des Landes entstehen. Die Gemeinde will mit dem Unternehmen gemeinsam prüfen, ob der Standort für ein Atomkraftwerk geeignet ist.

Auch in Lund verspricht man sich billige Energie. Gro Helleland, die Bürgermeisterin von Lund, betonte, dass das Gebiet industrielle Pläne habe, die enorme Mengen an Energie erforderten. „Es wurde für uns selbstverständlich, mehr Informationen über die verschiedenen Alternativen zu erhalten, die existierten“, sagte sie laut Nucnet. Sie erklärte weiter: „Allmählich wurde klar, dass moderne Atomkraft, sogenannte Small Modular Reactors, nicht nur die geringsten lebenslangen Treibhausgasemissionen haben, sondern auch weit weniger Natur als die Alternativen beanspruchen.“

Historische Reaktoren und neue Pläne

In den 1950er-Jahren errichtete Norwegen Kernreaktoren in Kjeller und Halden. Diese dienten jedoch nur Forschungszwecken und sind mittlerweile außer Betrieb. Der neue Ausschuss soll nun die Möglichkeit eines kommerziellen Atomkraftwerks untersuchen.

Ob Small Modular Reactors (SMR), auch Mini-AKW genannt, für Norwegen infrage kommen, untersuchten die Berater von Rystad Energy im Auftrag norwegischer Industrieverbände. Sie kamen zu dem Schluss, dass Atomkraft erst in den 2040er-Jahren möglich sei. Die Kosten seien hoch, und es sei unklar, ob die SMR-Technik günstiger werde. Dies sei frühestens Mitte der 2030er-Jahre besser einschätzbar.

Erneuerbare Energien dominieren

Norwegen gewinnt den größten Teil seines Stroms aus Wasserkraft. Erneuerbare Energien machten 2022 knapp 76 Prozent des Bruttoendenergieverbrauchs des Landes aus. Der norwegische Arbeitgeberverband Næringslivets Hovedorganisasjon (NHO) geht davon aus, dass der Energiebedarf in den kommenden Jahren stark ansteigen wird. Auch Farsunds Bürgermeisterin Ingrid Williamsen meint: „Atomkraft könne eine stabile Energiequelle darstellen, auch mit vorhersehbaren Preisen für die Stromverbraucher.“ Ihre Gemeinde sei nicht die einzige, die sich als Standort für ein Atomkraftwerk anbiete. Auch der Gemeinderat von Taftøy habe sich entschieden, ein möglicher Standort für SMR zu werden, und dafür ein Gebiet ausgewiesen.

NHO bleibt optimistisch

Die NHO bezeichnet sich als „Technologieoptimisten“. Sie wolle die Atomkraft nicht abschreiben. Europäische und US-amerikanische Projekte hätten jedoch mit Verzögerungen und Kostenüberschreitungen zu kämpfen. Die NHO unterstütze die Regierung, sehe aber laut Heise keine Grundlage, das Thema momentan nach ganz oben zu stellen.

Was du dir merken solltest:

  • Norwegen prüft den Bau seines ersten kommerziellen Atomkraftwerks und hat dafür im Juni 2024 einen Ausschuss mit zwölf Mitgliedern eingesetzt, der bis Anfang 2026 berichten soll.
  • Potenzielle Standorte sind die Gemeinden Farsund und Lund, die sich in Kooperation mit dem Energieunternehmen Norsk Kjernekraft befinden.
  • Small Modular Reactors (SMR) könnten eine Option sein, obwohl deren wirtschaftliche Machbarkeit und geringere Umweltbelastung noch untersucht werden müssen.

Bild: © trolvag via Wikimedia unter CC BY-SA 3.0

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