Nur Sekunden nach dem ersten Bissen – Wie Zucker im Mund die Zähne angreift
Nach dem ersten Bissen Zucker beginnt im Mund sofort ein biochemischer Prozess, der die Zähne schwächt.
Wenn Zucker im Mund auf Bakterien trifft, entsteht Säure, die den Zahnschmelz angreift und langfristig Karies begünstigen kann. © Pexels
Schokolade, Kekse oder ein süßer Kakao gehören für viele im Winter einfach dazu. Doch wenn Zucker im Mund auf die dort lebenden Bakterien trifft, verändert sich schon nach wenigen Sekunden das empfindliche Gleichgewicht. Forscher der University of Florida haben untersucht, wie schnell dieser Prozess abläuft und welche Folgen er für die Zähne hat.
Im Mund leben Hunderte von Bakterienarten – manche schützen, andere schaden. Sobald Zucker auf die Zähne trifft, beginnen die schädlichen Arten, ihn zu verarbeiten. Sie gewinnen Energie daraus und bilden dabei Säuren, die den Zahnschmelz angreifen. Dieser Prozess startet, noch bevor der süße Geschmack vergeht.
Zucker lässt den pH-Wert in Minuten kippen
Die Wissenschaftler beobachteten, dass der pH-Wert im Mund schon nach ein bis zwei Minuten sinkt. Die entstehende Säure kann in dieser kurzen Zeit Mineralien aus dem Zahnschmelz lösen. Ein gesunder pH-Wert liegt dabei über 5,5 – sinkt er darunter, beginnt der Zahnschmelz, sich aufzulösen. „Schon Sekunden nach dem ersten Bissen Schokolade startet im Mund ein Kampf zwischen guten und schädlichen Bakterien – mit Folgen für die Zähne“, erklärt das Forschungsteam.
Speichel übernimmt in diesem Moment eine wichtige Aufgabe. Er verdünnt die Säure, spült Zuckerrückstände fort und bringt den pH-Wert wieder ins Gleichgewicht. Doch wer ständig zu Süßem greift, überfordert diesen natürlichen Schutz. Dann bleibt der Mund über längere Zeit zu sauer – ein idealer Zustand für Karies.
Zucker im Mund fördert schädliche Bakterien
Regelmäßiger Zuckerkonsum verstärkt die Aktivität schädlicher Keime. Sie bilden auf den Zähnen eine klebrige Schicht, den sogenannten Biofilm oder Plaque. Diese Schicht haftet fest und lässt sich kaum ohne Bürste oder Zahnseide entfernen.
„Biofilme sind wie kleine Festungen“, sagen die Wissenschaftler. „Sie schützen die Bakterien vor Speichel und ermöglichen ihnen, weiter Säuren zu produzieren.“ Dadurch bleibt der Zahnschmelz in einer dauerhaften Säureumgebung. Gleichzeitig verlieren nützliche Bakterien ihre Wirkung.
So entsteht ein Kreislauf: Zucker nährt schädliche Keime, diese produzieren Säure, die wiederum den Zahnschmelz schwächt. Ohne Gegenmaßnahmen entstehen zunächst winzige Schäden – später sichtbare Löcher.
Der Zahnschmelz hat kaum eine Chance
Der Zahnschmelz ist das härteste Material im Körper, aber er kann sich nicht selbst erneuern. Nur Mineralien aus dem Speichel können kleine Defekte wieder ausgleichen – allerdings nur, wenn die Umgebung nicht ständig sauer bleibt. Entscheidend ist daher nicht die Zuckermenge, sondern die Häufigkeit des Konsums:
- Viele kleine Snacks halten die Säureproduktion über Stunden aktiv.
- Süßes zu einer Mahlzeit ist weniger schädlich, weil der Speichelfluss zunimmt.
Auch Getränke wie Softdrinks, gesüßter Kaffee oder Fruchtsäfte greifen an. Sie enthalten Zucker und Säuren, die den Zahnschmelz zusätzlich belasten.
Gezielte Gewohnheiten schützen Zähne
Die Forscher raten, Zucker am besten zu den Hauptmahlzeiten zu essen. So wird beim Kauen mehr Speichel gebildet, der Säuren neutralisiert. Dauerhaftes Naschen oder Schluckweise-Trinken süßer Getränke verlängert dagegen die Angriffszeit auf die Zähne.
Regelmäßiges Zähneputzen bleibt entscheidend. Zwei Mal täglich – idealerweise nach den Mahlzeiten – entfernt Plaque zuverlässig. „Nur mechanische Reinigung kann den Biofilm durchbrechen“, so die Forscher. Zahnseide hilft zusätzlich, schwer erreichbare Stellen sauber zu halten.
Kurz zusammengefasst:
- Schon wenige Sekunden nach dem ersten Bissen Zucker verändert sich das Gleichgewicht im Mund: Bakterien wandeln Zucker in Säure um, die den Zahnschmelz angreift.
- Wissenschaftler der University of Florida zeigen, dass häufiges Naschen oder süße Getränke den Mund dauerhaft zu sauer machen und so Karies fördern.
- Entscheidend für gesunde Zähne sind längere Pausen zwischen süßen Mahlzeiten, ausreichend Speichel und gründliche Reinigung mit Bürste und Zahnseide.
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