Heilung oder Entzündung – Wie Zombie-Hautzellen Wundheilung und Alterung beeinflussen
Sie leben weiter, obwohl sie ihre Aufgabe längst erfüllt haben: Zombie-Hautzellen können Heilung fördern – oder gefährliche Entzündungen auslösen.

So zeigen sich alternde Hautzellen unter dem Mikroskop: Zellkerne leuchten grün, Fasern des Zellgerüsts rot – typische Veränderungen bei Zombie-Hautzellen. © Jude Phillip, Johns Hopkins University
Wenn Haut nicht mehr richtig heilt, Wunden schwerer verheilen oder die Haut einfach älter wirkt, könnten sogenannte Zombie-Hautzellen dahinterstecken. Diese gealterten Zellen sterben nicht, sondern bleiben im Gewebe – teils schädlich, teils sogar nützlich. Jetzt zeigt eine neue Studie: Ihre genaue Form entscheidet, ob sie mehr schaden oder helfen.
Ein Forschungsteam der Johns Hopkins University hat Hautzellen von 50 gesunden Menschen zwischen 20 und 89 Jahren alt untersucht. Insgesamt analysierten die Wissenschaftler mehr als 50.000 einzelne Zellen – eine enorme Datenmenge, die neue Antworten auf Fragen liefert, die viele Menschen mit zunehmendem Alter betreffen.
Forscher entdecken drei Typen von Zombie-Hautzellen
Lange galten seneszente Hautzellen als Einheit. Seneszent bedeutet in der Biologie: gealtert und dauerhaft aus dem Zellzyklus ausgestiegen – die Zelle teilt sich also nicht mehr, weshalb sie auch als Zombie-Zelle bezeichnet wird. Die Studie zeigt nun: Es gibt drei unterschiedliche Typen von Zombie-Hautzellen, mit ganz verschiedenen Eigenschaften. Einer davon, der sogenannte Typ C10, tritt besonders häufig bei älteren Menschen auf – und genau dieser scheint besonders problematisch zu sein.
„Wenn eine Hautzelle altert, kann sie drei verschiedene Wege gehen“, erklärte Studienleiter Jude Phillip. Diese drei Wege unterscheiden sich klar:
- Subtyp C7: Zellen, die altern, aber relativ gut auf Medikamente ansprechen und stabil bleiben.
- Subtyp C10: Zellen, die mit dem Alter deutlich zunehmen, Entzündungen fördern und schwerer zu behandeln sind.
- Subtyp C11: Zellen, die altersunabhängig bestehen bleiben und weniger schädlich wirken.
Dieses Wissen könnte künftig gezielte Behandlungen ermöglichen – ein Hoffnungsschimmer für alle, die Alterserscheinungen der Haut verzögern oder Entzündungen besser behandeln wollen.
Mit dem Alter wächst die Zahl schädlicher Zombie-Hautzellen
Die Analyse zeigte deutlich: Je älter die Testperson, desto mehr seneszente Hautzellen besaß sie. Besonders auffällig war der Subtyp C10, der sich mit den Jahren stark vermehrte. Diese Zellen könnten Entzündungsprozesse im Körper anheizen und Alterskrankheiten fördern.
Um zu verstehen, wie Zombie-Hautzellen entstehen, nutzten die Forscher verschiedene Methoden: unter anderem Chemikalien wie Doxorubicin oder Wasserstoffperoxid – Stoffe, die auch bei Krebstherapien eine Rolle spielen.
Medikamente wirken unterschiedlich – Hoffnung auf gezielte Therapien
Was die Forscher besonders interessierte: Wie reagieren die verschiedenen Zombie-Hautzellen auf Medikamente? Das Ergebnis macht Hoffnung. Die Kombination Dasatinib und Quercetin, derzeit in klinischen Studien, konnte den Zelltyp C7 besonders gut abtöten. Der altersbedingte Subtyp C10 hingegen widerstand der Behandlung.
„Unsere Ergebnisse ermöglichen es erstmals, gezielt gegen die schädlichen Zombie-Hautzellen vorzugehen und die hilfreichen zu bewahren“, sagte Phillip. Gerade bei Krebs- und Alterserkrankungen könnte das neue Wege für wirksamere, schonendere Therapien eröffnen.
Zombie-Hautzellen beeinflussen Wundheilung und Entzündungen
Die Wissenschaftler wollten auch wissen, wie Zombie-Hautzellen das Umfeld der Haut beeinflussen – etwa bei Entzündungen. Dafür haben sie gemessen, welche Botenstoffe diese Zellen ausschütten. Insgesamt waren es 22 verschiedene Substanzen, viele davon spielen bei Immunreaktionen und Entzündungen eine wichtige Rolle.
Ein Beispiel: Der Stoff IL-7, der Entzündungen fördern kann, wurde nach einer Chemotherapie-ähnlichen Behandlung mit Doxorubicin deutlich häufiger ausgeschüttet. Wurden die Zellen dagegen mit Wasserstoffperoxid behandelt, sank der IL-7-Wert bei jungen und alten Zellen um rund 45 Prozent.
Diese Ergebnisse sind wichtig, weil sie zeigen, wie stark Zombie-Hautzellen das Entzündungsgeschehen in der Haut beeinflussen – und wie sich das mit Medikamenten möglicherweise gezielt steuern lässt. Für viele Menschen mit chronischen Hautentzündungen oder schlechter Wundheilung im Alter könnte das künftig eine echte Hilfe sein.
Kurz zusammengefasst:
- Zombie-Hautzellen bleiben nach dem Altern im Gewebe und beeinflussen Heilung und Entzündungen.
- Forscher fanden drei Typen, von denen vor allem Subtyp C10 Entzündungen im Alter verstärken kann.
- Künftig könnten neue Medikamente gezielt schädliche Zellen entfernen und die Hautgesundheit verbessern.
Übrigens: Während Zombie-Hautzellen unsere Wundheilung bremsen oder beschleunigen können, haben Forscher jetzt ein Material entwickelt, das echte Haut erstaunlich genau nachahmt. Welchen Nutzen das hat – mehr dazu in unserem Artikel!
Bild: © Jude Phillip, Johns Hopkins University