„Low-Carb“ oder „Low-Fat“ – Wie sich Diäten auf den Geschmackssinn auswirken

Kohlenhydratarme oder fettarme Diäten allein haben keinen Einfluss auf den Geschmackssinn – Hormone steuern jedoch Vorlieben.

Diäten verändern den Geschmackssinn nicht

Low-Carb oder Low-Fat: Der Geschmack bleibt gleich – Hormone beeinflussen aber die Salzvorliebe. © Unsplash

Immer mehr Menschen kämpfen mit Übergewicht – auch in Deutschland – und greifen zu Diäten, um ihre überschüssigen Pfunde loszuwerden. Ob Low-Carb oder Low-Fat: Die Auswahl ist groß. Doch wie wirkt sich die Ernährung auf den Geschmackssinn aus? Genau das hat nun eine Studie untersucht.

Rund die Hälfte der Deutschen ist übergewichtig

In Deutschland sind laut Robert-Koch-Institut (RKI) 60,5 Prozent der Männer und 46,6 Prozent der Frauen übergewichtig. Jeder fünfte Erwachsene leidet zudem an Adipositas. Das RKI beruft sich dabei auf Zahlen einer GEDA-Studie. Diese sammelte Daten aus Jahren 2019 und 2020.

Die Folgen für die Gesundheit reichen von Herz-Kreislauf-Leiden über Typ-2-Diabetes bis hin zu Krebs.

Männer sind häufiger übergewichtig als Frauen, von Adipositas sind die Geschlechter jedoch ähnlich stark betroffen. © RKI 2021
Männer sind häufiger übergewichtig als Frauen, von Adipositas sind die Geschlechter jedoch ähnlich stark betroffen. © RKI 2021

Zwei Diäten im direkten Vergleich

In den USA sind Übergewicht und Adipositas laut der Studie bereits die zweithäufigste Ursache vermeidbarer Todesfälle. Die Untersuchung fand am NIH Clinical Center in Bethesda, Maryland, statt. An dieser beteiligten sich insgesamt 20 Erwachsene im Alter zwischen 18 und 50 Jahren. Voraussetzungen waren ein stabiler Body-Mass-Index (BMI) von mindestens 20 – das entspricht etwa normalem Gewicht bei durchschnittlicher Körpergröße – sowie ein konstantes Gewicht innerhalb der letzten sechs Monate.

Die Studie folgte einem sogenannten Cross-Over-Design: Die Probanden erhielten zwei Wochen lang eine Low-Carb-Diät und anschließend eine zweiwöchige Low-Fat-Diät – oder umgekehrt. Beide Diäten unterschieden sich deutlich, was die enthaltenen Nährstoffe angeht:

  • Bei Low-Carb bestand die Nahrung zu 10 Prozent aus Kohlenhydraten, 15 Prozent aus Proteinen und 75 Prozent aus Fett.
  • Bei Low-Fat lag der Anteil an Kohlenhydraten bei 75 Prozent, der von Fett allerdings nur bei 10 Prozent. Der Anteil an Proteinen blieb bei 15 Prozent.

Die Teilnehmer durften essen, so viel sie wollten, durften aber keine Zutaten wie Salz oder Zucker hinzufügen. Alle Mahlzeiten und Getränke wurden vom Klinikpersonal gründlich dokumentiert und kontrolliert. Am Ende jeder Diätphase führten die Forscher umfassende Geschmackstests durch. Dabei wurden sowohl die Schwelle, ab der Süßes oder Salziges wahrgenommen wird, als auch die jeweilige Geschmacksvorliebe ermittelt. 

Geschmack blieb unverändert, aber nicht Blutdruck und Puls

Das Ergebnis: Weder Low-Carb noch Low-Fat führten zu messbaren Unterschieden beim Geschmack. Auch bei der Vorliebe für Süßes oder Salziges zeigten sich keine bedeutsamen Abweichungen zwischen den untersuchten Ernährungsformen.

Allerdings wirkte sich die Diät auf Blutdruck und Herzfrequenz aus: In der Low-Fat-Phase fielen sowohl der Blutdruck als auch der Puls niedriger aus als unter der Low-Carb-Diät.

Deutlicher fielen die Unterschiede bei der täglichen Nährstoffaufnahme aus: Während der Low-Carb-Diät nahmen die Teilnehmer mehr Natrium pro Tag auf, bei Low-Fat weniger. Beim Zucker zeigte sich ein umgekehrtes Bild: Hier lag die tägliche Aufnahme während einer Low-Carb-Diät unter der bei einer Ernährung mit weniger Fett.

Doch auch trotz dieser Differenzen fanden die Forscher keine Verbindung zwischen dem Konsum dieser Stoffe und den Geschmacksempfindungen für Salz und Süßes.

Hormone beeinflussen Geschmacksvorlieben

Was zu einer Veränderung der Geschmacksvorlieben führen kann, sind allerdings Hormone: spezifisch Hunger- und Sättigungshormone. So zeigten sich bei der Low-Fat-Diät erhöhte Werte der Hormone Leptin und GLP-1, welche mit einer geringeren Vorliebe für salzige Speisen einhergingen. Gleichzeitig nahm mit dem erhöhten Leptin-Spiegel die Empfindlichkeit für Süßes ab.

Unter Low-Carb ergab sich lediglich ein Zusammenhang zwischen Leptin und der Vorliebe für Salz. Obwohl sich die Geschmacksempfindungen zwischen den beiden Diäten also nicht signifikant unterschieden, könnten Hunger- und Sättigungshormone die persönlichen Geschmacksvorlieben beeinflussen.

Hochwertige Ernährung entscheidend für Herzgesundheit

Es kommt aber nicht nur darauf an, was man isst – sondern auch, wo es herkommt: Diese Erkenntnis lieferte eine Studie der Harvard T.H. Chan School of Public Health. Die Forscher beobachteten darin fast 200.000 Menschen über mehrere Jahrzehnte hinweg. Dabei stellten sie fest, dass für die Herzgesundheit die Qualität der Ernährung wichtiger ist als das Vermeiden von Fett oder Kohlenhydraten.

Egal ob kohlenhydrat- oder fettarm: Für die Herzgesundheit ist die Qualität der Ernährung wichtiger.
© Zhiyuan Wu, Harvard T.H. Chan School of Public Health

Wer viel Obst, Gemüse, Vollkorn, Nüsse und Hülsenfrüchte konsumierte, senkte sein Risiko für koronare Herzkrankheiten um rund 15 Prozent. Stark verarbeitete Produkte, raffinierter Zucker, Weißmehl und tierische Fette erhöhten dagegen das Risiko von Ablagerungen in den Gefäßen, die das Herz mit Sauerstoff versorgen.

Was man innerhalb der Diät isst, ist ebenso wichtig wie die Diät selbst.

Zhiyuan Wu, Studienleiter (Quelle: Nutrition 2025)

Kurz zusammengefasst:

  • Low-Carb- und Low-Fat-Diäten verändern den Geschmackssinn kaum, beeinflussen aber Blutdruck, Puls und Hormone.
  • Die Hormone Leptin und GLP-1 steuern maßgeblich die Vorlieben für Salz und Süßes während der Diäten.
  • Entscheidend für die Herzgesundheit ist vor allem die Qualität der Lebensmittel, nicht die Diätform selbst.

Übrigens: Viel Zucker zu essen führt nicht automatisch zu Heißhunger auf Süßes – das zeigt eine neue Langzeitstudie. Warum die Vorliebe für Süßes trotzdem bleibt – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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