Schlechte Laune, wenig Schlaf? Warum Nachteulen öfter depressiv sind

Nachteulen schlafen schlechter, trinken mehr Alkohol und sind weniger achtsam – Faktoren, die ihr Risiko für Depression erhöhen.

Nachteulen im Nachteil: Wenig Schlaf, mehr Alkohol, weniger Achtsamkeit – warum Abendtypen öfter an Depression leiden.

Nachteulen im Nachteil: Wenig Schlaf, mehr Alkohol, weniger Achtsamkeit – warum Abendtypen öfter an Depression leiden. © Pexels

Lange wach, morgens müde, oft erschöpft: Wer eine Nachteule ist, hat ein höheres Risiko für Depression. Eine neue Studie der University of Surrey zeigt, dass Schlafqualität, Alkoholkonsum und Achtsamkeit eine entscheidende Rolle spielen. Besonders junge Erwachsene, die nachts aktiv sind, könnten betroffen sein.

546 Studierende nahmen zwischen April 2021 und März 2023 an der Untersuchung teil. Das Durchschnittsalter lag bei knapp 20 Jahren. Zwei Drittel der Teilnehmer waren weiblich. Die Forscher erfassten per Online-Fragebogen Schlafgewohnheiten, psychische Verfassung und Alkoholkonsum.

Das Ziel: herausfinden, warum Nachteulen – sogenannte Abendtypen – häufiger an Depressionen leiden als Frühaufsteher (Lerchen).

Nachteulen und Depression: Das Risiko ist real

Von den Teilnehmern waren 252 als Abendtypen eingestuft. Sie zeigten signifikant höhere depressive Symptome als intermediäre Typen, also Menschen, die sich weder den Eulen noch den Lerchen zuordnen lassen. Morgenmenschen, also Frühaufsteher, hatten die geringsten Beschwerden.

„Meta-Analysen haben gezeigt, dass Abendtypen sowohl in nicht-klinischen als auch in klinischen Bevölkerungsgruppen höhere Werte bei depressiven Symptomen aufweisen“, erklären die Wissenschaftler.

Schlechter Schlaf als Ursache?

Ein zentraler Punkt: Abendtypen schliefen schlechter. Ihre Schlafqualität war signifikant schlechter als die von intermediären und Morgentypen. Das ist brisant, denn schlechter Schlaf gilt als einer der größten Risikofaktoren für Depressionen.

„Die Neigung zur Abendaktivität steht in einem signifikanten Zusammenhang mit einer Depression, selbst wenn mögliche Einflussfaktoren wie soziodemografische Merkmale, körperliche Gesundheit, Schlafdauer und Insomniewerte berücksichtigt werden“, so die Forscher.

Morgenmenschen handeln bewussterAlkohol als zusätzlicher Risikofaktor

Ein weiterer Unterschied: Morgenmenschen schnitten besser in der Kategorie „Handeln mit Bewusstsein“ ab. Diese Form der Achtsamkeit hilft, Gedanken bewusst zu steuern und weniger impulsiv zu reagieren – ein wichtiger Schutzfaktor gegen Depressionen. Abendtypen hatten hier niedrigere Werte.

Wer lange wach ist, trinkt oft mehr: Abendtypen konsumierten laut Studie deutlich mehr Alkohol als andere Gruppen. Das Problem: Alkohol kann depressive Symptome verstärken, den Schlaf verschlechtern und emotionale Stabilität schwächen.

Psychologische Mechanismen: Welche Faktoren beeinflussen das Risiko?

Die Forscher untersuchten auch, ob Grübeln einen möglichen Zusammenhang zwischen Abendtyp und Depression erklärt. Frühere Studien zeigten, dass anhaltendes Nachdenken über Probleme depressive Symptome verstärken kann.

Doch in dieser Untersuchung gab es keine klare Verbindung: Abendtypen grübelten nicht stärker als andere. Wichtiger schienen die Schlafqualität und der Alkoholkonsum zu sein.

So senkt man das Risiko

Die Ergebnisse liefern wertvolle Hinweise, was Abendtypen tun können, um ihr Depressionsrisiko zu senken. Besserer Schlaf, weniger Alkohol und mehr Achtsamkeit könnten entscheidende Stellschrauben sein.

Wer Schwierigkeiten hat, früher ins Bett zu gehen, kann mit festen Ritualen arbeiten: Blaulicht-Filter am Handy, ein fester Zeitpunkt zum Schlafengehen oder beruhigende Abendroutinen helfen. Auch Achtsamkeitsübungen und ein bewusster Umgang mit Alkohol können langfristig die psychische Gesundheit stabilisieren und so zur Prävention von Depressionen bei jungen Erwachsenen beitragen.

Kurz zusammengefasst:

  • Abendtypen, sogenannte Nachteulen, haben ein höheres Risiko für Depression, da sie schlechter schlafen, mehr Alkohol konsumieren und weniger achtsam sind.
  • Schlechte Schlafqualität ist ein zentraler Faktor, da sie direkt mit depressiven Symptomen verbunden ist und bei Abendtypen besonders häufig vorkommt.
  • Alkoholkonsum und mangelnde Achtsamkeit verstärken das Problem, was zeigt, dass Lebensstilfaktoren das psychische Wohlbefinden stark beeinflussen können.

Übrigens: Schlafmangel ist nicht nur ein Problem für die Konzentration – er kann ernsthafte Krankheiten wie Herzleiden und Diabetes begünstigen. Besonders Nachteulen, die ohnehin schlechter schlafen, setzen sich einem erhöhten Risiko aus. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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