Studie warnt: Wer schnell Zähne verliert, lebt statistisch kürzer

Studie mit über 8.000 Senioren zeigt: Wie schnell man im Alter seine Zähne verliert, lässt Rückschlüsse auf die Lebenserwartung zu.

Studie: Schneller Zahnverlust im Alter senkt die Lebenserwartung

Forscher haben über 8.000 ältere Menschen begleitet und herausgefunden, dass schneller Zahnverlust auf Entzündungen und Mangelernährung hinweisen kann. © Unsplash

Bluthochdruck, erhöhte Blutzuckerwerte oder Cholesterin gelten als klassische Frühindikatoren für gesundheitliche Risiken. Doch jetzt zeigt eine groß angelegte Studie, dass auch der Zustand der Zähne eng mit der Lebenserwartung verknüpft ist. Entscheidend ist vor allem, wie schnell man im Alter Zähne verliert.

Ein Forschungsteam der Sichuan University hat über 8.000 ältere Menschen mehrere Jahre lang begleitet. Verläuft der Zahnverlust besonders rapide, besteht ein deutlich höheres Risiko, früher zu sterben – unabhängig davon, wie viele Zähne zu Beginn noch vorhanden waren.

Höheres Risiko bei schnellem Zahnverlust

Grundlage der Analyse sind Daten des Chinese Longitudinal Healthy Longevity Survey. Dokumentiert wurden unter anderem der Zahnstatus und die Sterblichkeit der Teilnehmer – bei einem Durchschnittsalter von 83 Jahren. Über einen Zeitraum von ca. 3,5 Jahren verfolgten die Forscher, wie viele Zähne im Laufe der Zeit verloren gingen.

Je mehr Zähne pro Jahr fehlten, desto höher lag das Sterberisiko:

  • bei unter zwei verlorenen Zähnen pro Jahr: +11 Prozent
  • bei zwei bis vier: +20 Prozent
  • bei vier oder mehr: +33 Prozent

Der Zustand des Gebisses spiegelt körperliche Prozesse

Nicht die Anzahl, sondern das Tempo des Zahnverlusts war entscheidend. Oder wie es die Forscher ausdrücken: „Das Risiko einer Gesamtsterblichkeit stieg signifikant mit der schnelleren Progression des Zahnverlusts – unabhängig von der Ausgangszahl der Zähne.“

Was häufig als normale Alterserscheinung gilt, kann also ein Warnzeichen sein. Denn wer in kurzer Zeit viele Zähne verliert, leidet womöglich an Erkrankungen, die den gesamten Organismus belasten – etwa an chronischen Entzündungen oder Mangelernährung.

Als mögliche Gründe nennen die Wissenschaftler:

  • Entzündungen im Mundraum, die sich auf den ganzen Körper ausbreiten können
  • erschwerte Nahrungsaufnahme durch fehlende Zähne, mit Folgen für die Nährstoffversorgung
  • psychische Belastungen wie Scham, sozialer Rückzug oder depressive Symptome
  • Verbindungen zu Übergewicht, Gebrechlichkeit und nachlassender geistiger Leistungsfähigkeit

Zahnverlust erscheint hier weniger als Einzelphänomen, sondern als sichtbares Zeichen für eine Vielzahl von Prozessen, die die Lebenserwartung beeinflussen.

Zähne und Lebenserwartung hängen messbar zusammen

Auch nach Berücksichtigung verschiedener Einflussfaktoren – darunter Alter, Bildung, Bewegung, Ernährung und Rauchen – blieb der Zusammenhang bestehen. Die Forscher fanden zusätzlich heraus: Pro verlorenem Zahn pro Jahr steigt das Sterberisiko um rund 4 Prozent.

Gleichzeitig zeigt sich ein schützender Effekt: Wer zu Studienbeginn mehr Zähne hatte, lebte im Schnitt länger. Schon zwei Zähne mehr senkten das Sterberisiko leicht. Auch Zahnprothesen hatten einen positiven Effekt, wenn auch ohne statistische Signifikanz.

Zahnstatus als Frühwarnsystem für die Altersmedizin

Der Zustand des Gebisses lässt Rückschlüsse auf den allgemeinen Gesundheitszustand zu – und könnte künftig ein fester Bestandteil der Altersmedizin sein. Besonders bei schnellem Zahnverlust lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

Regelmäßige Zahnerhebungen bei älteren Menschen könnten Hinweise auf Entzündungen, Mangelzustände oder psychosoziale Probleme liefern. Damit wird der Zahnarztbesuch zu einem Baustein der Prävention – nicht nur für die Mundgesundheit, sondern für das gesamte Wohlbefinden.

Wer seine Zähne schützt, stärkt also mehr als nur das Gebiss. Schon einfache Maßnahmen im Alltag können helfen, den Zahnverlust zu verlangsamen – und damit womöglich auch die Lebenserwartung positiv zu beeinflussen:

  • Zähne zweimal täglich mit fluoridhaltiger Zahnpasta putzen
  • Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen – mindestens einmal im Jahr
  • Zuckerarme, ballaststoffreiche Ernährung
  • Rauchstopp
  • Ausreichende Versorgung mit Vitamin D und Kalzium

Diese einfachen Maßnahmen wirken nicht nur im Mund – sie unterstützen den gesamten Körper.

Kurz zusammengefasst:

  • Die Geschwindigkeit des Zahnverlusts im Alter hängt direkt mit der Lebenserwartung zusammen – je schneller Zähne verloren gehen, desto höher das Sterberisiko.
  • Zahnverlust kann auf gesundheitliche Probleme wie Entzündungen, Mangelernährung oder psychische Belastungen hinweisen und ist damit ein wichtiger Indikator für den Allgemeinzustand.
  • Regelmäßige Zahnpflege, zahnärztliche Kontrollen und gesunde Ernährung können helfen, das Risiko zu senken und die allgemeine Gesundheit im Alter zu schützen.

Übrigens: Künstliche Intelligenz kann inzwischen mehr, als nur Daten auswerten – sie erkennt sogar, wie schnell unser Körper altert. Forscher aus Australien, China und Deutschland haben eine KI entwickelt, die das biologische Alter im Blut bestimmen kann. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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