Risiko durch plötzlichen Herztod: Bodybuilding kann für Profis lebensgefährlich werden 

Trotz durchtrainiertem Körper haben Profi-Bodybuilder ein sechsfach höheres Risiko einen plötzlichen Herztod zu erleiden.

Risiko durch Herztod: Bodybuilding für Profis lebensgefährlich

Plötzlicher Herztod ist bei Profi-Bodybuildern keine Seltenheit, wie neue Zahlen erschreckend deutlich zeigen. © Unsplash

Wer professionelles Bodybuilding betreibt, hat ein auffällig hohes Risiko, an einem plötzlichen Herztod zu sterben. Das ergab eine neue Analyse von mehr als 20.000 Athleten, die im European Heart Journal veröffentlicht wurde. Die Studie untersuchte Todesfälle von Männern, die zwischen 2005 und 2020 an offiziellen Wettkämpfen des IFBB teilgenommen hatten – dem wichtigsten internationalen Bodybuilding-Verband.

Im Zeitraum bis Juli 2023 wurden 121 Todesfälle registriert. 46 davon waren plötzliche Herztode – also Todesfälle, die entweder innerhalb einer Stunde nach Symptombeginn oder innerhalb eines Tages ohne vorherige Beschwerden eintraten. Die Betroffenen waren im Schnitt 45 Jahre alt.

Aktive Profis sterben fast sechsmal häufiger an Herzversagen

Der plötzliche Herztod traf besonders häufig die aktuell noch aktiven Athleten. Innerhalb eines Jahres nach ihrem letzten Wettkampf starben 11 Männer an Herzversagen. Das entspricht einer Inzidenz von 32,83 Todesfällen pro 100.000 Athletenjahre. Bei den aktiven Profis stieg dieser Wert sogar auf 130,04 pro 100.000 Athletenjahre – das Sechsfache der Rate bei Amateuren.

Noch alarmierender sind die Zahlen aus der Königsklasse: Sieben der 100 analysierten Teilnehmer der Mr.-Olympia-Kategorie starben im Studienzeitraum, fünf von ihnen vermutlich oder sicher wegen Problemen am Herzen. Die Inzidenz lag hier bei 386,10 pro 100.000 Athletenjahre – ein Wert, der weit über dem anderer Sportarten liegt.

Auffällige Herzvergrößerung bei Verstorbenen

In den wenigen verfügbaren Autopsien fanden die Forscher häufig eine Kombination aus starker Linksherzhypertrophie und Kardiomegalie – also einer vergrößerten linken Herzkammer und einem insgesamt zu großen Herzen. Diese Veränderungen gelten als Risikofaktor für lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen.

Drei der fünf toxikologisch untersuchten Verstorbenen hatten Anabolika eingenommen. Insgesamt ergaben sich in der Studie Hinweise auf leistungssteigernde Substanzen (PEDs) bei mindestens 16 Todesfällen. Die Forscher betonen, dass solche Mittel stark mit Herz- und Nierenschäden verbunden sind.

Dopingkontrollen greifen kaum – Kritik an der IFBB

Trotz der bekannten Risiken bleibt die Kontrolle von Dopingmitteln im Bodybuilding lückenhaft. Laut der Studie führte die IFBB im Jahr 2023 lediglich 80 Dopinganalysen durch – bei über 6.000 Wettkämpfen. Die Positivrate betrug 13  Prozent, ein extrem hoher Wert im Vergleich zu anderen Sportarten.

Deshalb hat die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) die IFBB bereits gerügt. Die Studienautoren fordern zudem systematische Tests und eine ernsthafte Auseinandersetzung der Verbände mit dem Problem. Ohne solche Maßnahmen droht der Missbrauch leistungssteigernder Substanzen weiter zuzunehmen.

Fördern extreme Trainingsroutinen psychischen Druck?

Neben der auffällig hohen Zahl an Herztoden beobachteten die Forscher auch viele unnatürliche Todesfälle – darunter Autounfälle, Suizide, Morde und Überdosen. Die Autoren sehen hier eine Verbindung zu psychischen Belastungen, wie sie durch extreme Trainingsroutinen und Schönheitsideale entstehen können. Störungen wie Körperdysmorphie oder Depressionen spielten ebenfalls eine Rolle.

Diese Erkenntnisse verdeutlichen: Die gesundheitlichen Risiken im Bodybuilding reichen weit über das Herz hinaus. Neben körperlicher Überlastung sollten auch mentale Aspekte stärker berücksichtigt werden – besonders im professionellen Bereich.

Auffällige Unterschiede zwischen Disziplinen und Regionen

Die Studie zeigt deutliche Unterschiede innerhalb der Bodybuilding-Welt: In der „Classic Physique“-Kategorie, die Gewichtslimits berücksichtigt, lag das Risiko eines plötzlichen Herztods fünfmal niedriger als in der offenen Bodybuilding-Klasse. Außerdem kamen die meisten Verstorbenen aus Nordamerika (40,5 Prozent) und Europa (38,8 Prozent).

Die Untersuchung wurde von zwei unabhängigen Medizinern überprüft. Die Datengrundlage stützt sich auf den offiziellen IFBB-Wettkampfkatalog sowie die Plattform „MuscleMemory“. Die Suche nach Todesfällen erfolgte systematisch in fünf Sprachen über Google, soziale Medien und Blogs.

Kurz zusammengefasst:

  • Wer professionell Bodybuilding betreibt, hat ein deutlich höheres Risiko für einen plötzlichen Herztod – vor allem während aktiver Wettkampfphasen.
  • Eine Studie, die im European Heart Journal veröffentlicht wurde, zeigt: Bei Profis liegt die Rate plötzlicher Herztode sechsmal höher als bei Amateuren.
  • Häufige Befunde waren vergrößerte Herzen, Hinweise auf Anabolikamissbrauch und fehlende medizinische Kontrollen.

Bild: © Unsplash

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