Dauerhusten bei Kleinkindern – Diese Infektion wird häufig zu spät erkannt

Hartnäckiger Husten bei Kleinkindern kann auf PBB hinweisen – eine bakterielle Bronchitis, die unbehandelt zu dauerhaften Lungenschäden führen kann.

PBB: Wann ein Husten bei Kindern nicht mehr harmlos ist

PBB betrifft vor allem Kinder im Vorschulalter und bleibt oft zu lange unerkannt – selbst eine Behandlung schützt nicht immer vor Spätfolgen. © DALL-E

Ein Kind hustet. Tagelang, wochenlang, sogar über einen Monat und der Schleim löst sich nicht. Viele Eltern vermuten einen hartnäckigen Infekt oder eine normale Erkältung. Doch was, wenn dahinter etwas Ernstes steckt und dieser Husten bleibende Schäden anrichtet? Genau davor warnt Dr. Anne Schlegtendal, Oberärztin an der Universitätskinderklinik Bochum in einer aktuellen Studie. Die sogenannte protrahierte bakterielle Bronchitis, kurz PBB, kommt vor allem bei Kleinkindern vor und wird oft übersehen – mit Folgen, die betroffene Kinder ein Leben lang belasten können.

Wenn der Husten nicht aufhört – lieber einmal mehr nachfragen

PBB beginnt oft wie viele andere Infekte: feuchter, schleimiger Husten, ein bisschen Fieber, ein paar unruhige Nächte. Doch anders als bei harmlosen Infekten bleibt der Husten bestehen – länger als vier Wochen. Und obwohl viele Kinder irgendwann doch ein Antibiotikum bekommen, reicht die Dauer oft nicht aus.

Wenn sie nicht mindestens zwei Wochen lang Antibiotika bekommen, drohen Langzeitschäden – im schlimmsten Fall eine irreversible chronische Lungenschädigung.

Dr. Anne Schlegtendal, Universitätskinderklinik Bochum

Die Erkrankung selbst betrifft vor allem Kinder zwischen zehn Monaten und fünf Jahren. In dieser Altersgruppe ist das Immunsystem noch in der Entwicklung, die Atemwege sind empfindlich. Trotzdem gilt die Diagnose PBB in vielen Praxen noch als Ausnahme und genau das wird zum Problem.

Langzeitfolgen auch bei behandeltem Husten möglich

Für die Studie wurden 200 Fälle aus den vergangenen Jahren rückwirkend analysiert. 63 dieser Kinder kamen viele Jahre später erneut zur Untersuchung – inklusive Lungenfunktionstest.

Das Ergebnis war alarmierend: Auch Jahre nach der Erkrankung litten viele Kinder noch an Husten, einige hatten dauerhaft auffällige Lungenwerte. Und das, obwohl ein Großteil eine antibiotische Behandlung erhalten hatte. Dr. Schlegtendal erklärt: „Ein deutlicher Anteil der Kinder, die PBB im Kleinkindalter hatten, haben später eine auffällige Lungenfunktion.“

Wiederkehrende Bronchitis erhöht das Risiko massiv

Richtig kritisch wird es, wenn die Erkrankung häufiger auftritt. Mediziner sprechen dann von rezidivierender PBB – mehr als drei Episoden pro Jahr. In diesen Fällen steigt das Risiko für sogenannte Bronchiektasen deutlich. Das sind krankhafte Ausweitungen der Bronchien, die sich nicht mehr zurückbilden.

Die Zahlen der Bochumer Studie sind deutlich: Das Risiko für Bronchiektasen war bei wiederholt betroffenen Kindern mehr als elfmal so hoch wie bei anderen. Auch der Nachweis von Haemophilus influenzae in den Atemwegen wurde als eigener Risikofaktor identifiziert.

Neues Ampelsystem für Hausärzte und Kliniken geplant

Trotz der bekannten Risiken existiert in Deutschland bislang keine offizielle Leitlinie zur Diagnose und Behandlung von PBB. Auch standardisierte Empfehlungen für Nachuntersuchungen fehlen. Das macht es Eltern und Ärzten gleichermaßen schwer, richtig zu handeln.

Damit das künftig nicht mehr passiert, arbeitet das Team aus Bochum an einem digitalen Frühwarnsystem. Die Idee: Eine Art Ampelsystem, das Hausärzten bei der Einschätzung hilft, ob ein Kind in die Klinik muss. „Rot würde dann bedeuten: Sofort in die Klinik“, erklärt Schlegtendal. So könnten auch in der hektischen Praxis-Routine schwerwiegende Fälle schneller erkannt werden.

Ein weiteres Problem: PBB wird manchmal mit allergischem Husten verwechselt. Dabei sprechen Kinder mit PBB sehr gut auf Antibiotika an – allerdings nur dann, wenn sie lange genug behandelt werden.

PBB früh erkennen: Wann Kinder bei Husten ärztliche Hilfe brauchen

Für Familien mit kleinen Kindern gilt deshalb: Wenn ein schleimiger Husten länger als vier Wochen anhält, sollte man das ärztlich abklären lassen. Mögliche Hinweise: Ist der Husten produktiv – also kommt Schleim mit hoch, wenn das Kind hustet? Kommt er immer wieder? Hat das Kind bereits häufiger Antibiotika bekommen?

In vielen Fällen lässt sich mit der richtigen Behandlung Schlimmeres verhindern. Die Forschung der Ruhr-Universität Bochum zeigt, wie groß der Handlungsbedarf ist. Denn die betroffenen Kinder sind heute Jugendliche und manche von ihnen kämpfen noch immer mit eingeschränkter Lungenfunktion.

Kurz zusammengefasst:

  • PBB ist eine bakterielle Bronchitis bei Kleinkindern, die länger als vier Wochen anhält und unbehandelt zu bleibenden Lungenschäden führen kann.
  • Trotz PBB-Therapie zeigen viele Kinder laut Ruhr-Universität Bochum Jahre später auffällige Lungenwerte.
  • Ein geplantes Ampelsystem soll helfen, betroffene Kinder schneller zu erkennen und richtig zu behandeln.

Übrigens: Weltweit verlassen sich Menschen beim Erkennen von Krankheiten vor allem auf sichtbare und hörbare Signale wie Husten oder Blässe. Was dahintersteckt, erklärt unser Artikel.

Bild: © DALL-E

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