Erdnussallergie bei Kindern: Einfacher Bluttest verrät, ob orale Therapie wirklich hilft

Viele Kinder mit Erdnussallergie sprechen unterschiedlich auf die orale Immuntherapie an – eine neue Studie zeigt, woran das liegen könnte.

Orale Immuntherapie bei Erdnussallergie: Wann sie wirklich hilft

Ein einfacher Bluttest könnte künftig zeigen, ob ein Kind mit Erdnussallergie von einer oralen Immuntherapie profitiert – oder eher gefährdet ist. © DALL-E

Für Kinder mit Erdnussallergie können schon kleinste Mengen starke Reaktionen auslösen wie Hautausschlag, Atemnot oder Kreislaufprobleme. Im schlimmsten Fall ist der Verzehr von Erdnüssen sogar lebensbedrohlich. In Deutschland ist etwa jedes 30. Kind davon betroffen. Bislang galt daher: Erdnüsse konsequent vermeiden. Das stellt Familien immer wieder vor große Herausforderungen. In einer Studie des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin und der Charité haben Forscher nun untersucht, wie sich die orale Immuntherapie bei Erdnussallergie auswirkt – und weshalb sie nicht bei allen Kindern die gleichen Erfolge erzielt.

Orale Immuntherapie bei Erdnussallergie: Wirkung nicht bei allen gleich

Bei der oralen Immuntherapie (OIT) bekommen Kinder unter ärztlicher Aufsicht zunächst winzige Mengen Erdnussprotein. Die Dosis wird schrittweise erhöht, damit sich das Immunsystem an den Auslöser gewöhnt. Doch nicht alle Kinder sprechen gleich gut auf die Behandlung an. Manche reagieren bereits auf geringe Dosen mit Symptomen wie Juckreiz, Übelkeit oder Atembeschwerden. Andere halten die Therapie bis zur höchsten Dosis durch – und vertragen danach sogar ganze Erdnüsse.

Die Wissenschaftler wollten wissen, woran das liegt und begleiteten 38 Kinder im Alter von rund sieben Jahren, die eine OIT begannen. Während der gesamten Behandlungszeit nahmen sie Blutproben und untersuchten die Immunreaktionen im Detail.

Blutwerte vor der Therapie geben Hinweise auf den Erfolg

Die Analysen zeigten: Schon vor Beginn der Behandlung unterschieden sich die Blutwerte deutlich. Kinder, die gut ansprachen, hatten niedrigere Mengen an IgE-Antikörpern – jenen Botenstoffen, die Allergien auslösen. Auch entzündungsfördernde Substanzen wie Interleukin-4 und Interleukin-5 waren seltener nachweisbar.

Diese Kinder konnten nach der Therapie bis zu 4.500 Milligramm Erdnussprotein vertragen – etwa 15 Erdnüsse. Andere reagierten empfindlich auf viel kleinere Mengen. Bei ihnen stiegen die allergieauslösenden Blutwerte während der Behandlung sogar an.

Der Darm als wichtiger Schaltpunkt der Immunantwort

Die größten Unterschiede zeigten sich im Darm. Dort sitzt ein wesentlicher Teil des Immunsystems. Kinder mit positivem Verlauf hatten mehr regulatorische T-Zellen – Abwehrzellen, die allergische Reaktionen dämpfen können. Auch spezielle Zelltypen wie γδ-T-Zellen und CD8αα+ T-Zellen zeigten bei ihnen eine stärkere Aktivität.

Bei Kindern mit schlechter Verträglichkeit war das Immunsystem dagegen in Alarmbereitschaft. Ihre Immunzellen reagierten überempfindlich, genetische Signale standen auf Entzündung. Bestimmte Gene, etwa für das Strukturprotein Envoplakin, waren anders aktiv oder epigenetisch verändert.

Bluttest könnte helfen, Risiken besser abzuschätzen

All diese Marker ließen sich im Blut erkennen – noch bevor die Therapie begonnen hatte. Das eröffnet die Möglichkeit, künftig per Test abzuschätzen, wie hoch das Risiko für Nebenwirkungen ist oder ob die Behandlung überhaupt Aussicht auf Erfolg hat.

„Unsere Ergebnisse öffnen die Tür für personalisierte Ansätze. Wir wollen die Behandlung dadurch sicherer und effektiver machen“, erklärt Studienautorin Young-Ae Lee. Denn bislang wissen Ärzte und Eltern kaum, wie ein Kind auf die Therapie reagiert. Bei manchen verbessert sich die Reaktion auf Erdnüsse deutlich – andere erleben mehr Beschwerden als zuvor.

Orale Immuntherapie bei Erdnussallergie soll individueller werden

Die Forscher schlagen deshalb vor, die OIT stärker auf das einzelne Kind abzustimmen. Wer als risikofrei gilt, kann schneller gesteigert werden. Wer auffällige Blutwerte hat, sollte langsamer behandelt oder engmaschiger überwacht werden.

Auch neue Therapieformen könnten sich daraus entwickeln. Denkbar wären gezielte Eingriffe in das Immunsystem – etwa durch Medikamente, Ernährung oder den gezielten Einsatz von Probiotika. Genanalysen könnten helfen, die individuell beste Behandlungsstrategie zu finden.

Kurz zusammengefasst:

  • Die orale Immuntherapie (OIT) kann Kindern mit Erdnussallergie helfen, das Allergen besser zu tolerieren – wirkt aber nicht bei allen gleich gut und birgt teils erhebliche Risiken.
  • Ein einfacher Bluttest vor Therapiebeginn kann anzeigen, welche Kinder voraussichtlich gut ansprechen und wer stärker gefährdet ist.
  • Die Behandlung lässt sich künftig individuell anpassen, sodass Dosierung und Dauer besser auf jedes Kind abgestimmt werden können – das erhöht die Sicherheit und Erfolgschance deutlich.

Übrigens: Unser Immunsystem trifft schon vor der Geburt Entscheidungen darüber, wie es auf Nahrung reagieren soll. Eine neue Studie zeigt, warum bestimmte Zellen darüber entscheiden, ob Essen harmlos bleibt oder zur Gefahr wird – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © DALL-E

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