Fingernägel verraten mehr als Blutwerte – neue Diagnose zeigt, welche Spuren Ernährung hinterlässt
Fingernägel speichern Nährstoffe länger als Blutwerte. Eine neue Diagnose zeigt, wie Ernährung dauerhaft im Körper sichtbar bleibt.
Jeder Nagel erzählt eine Geschichte – über Selen, Kalzium und andere Spurenelemente, die sich dort ablagern und Hinweise auf Ernährung und Gesundheit geben. © Unsplash
Brüchige, gerillte oder fleckige Fingernägel sind keine Seltenheit. Sie können jedoch Hinweise auf den Zustand des Körpers geben. Eine neue Untersuchung zeigt: An den Fingernägeln lässt sich einiges über Ernährung und Lebensstil ablesen.
Wissenschaftler der Hochschule Fulda haben in der sogenannten „NutriNAIL“-Studie untersucht, wie sich Mineralstoffe in den Nägeln einlagern und was diese Spurenelemente über den Menschen verraten. Dafür nahmen sie Proben von 184 Personen im Alter zwischen 18 und 81 Jahren und analysierten sie mit einer hochsensiblen Massenspektrometrie.
Selenwerte im Nagel zeigen langfristig, wie sich Ernährung auswirkt
Die Analyse zeigte deutliche Unterschiede je nach Ernährungsform. Menschen, die sich omnivor ernährten, also Fleisch und tierische Produkte zu sich nahmen, wiesen deutlich höhere Selenwerte in den Nägeln auf als Vegetarier oder Veganer. Auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln hinterließ Spuren: Bei Teilnehmern, die regelmäßig Selenpräparate nutzten, lag der Gehalt des Spurenelements in den Nägeln rund 20 Prozent höher.
„Nagelproben werden bisher vor allem für toxikologische Untersuchungen genutzt“, erklärt Studienleiter Professor Marc Birringer. „Wir wollten wissen, ob sich daraus auch Rückschlüsse auf Ernährung und Lebensstil ziehen lassen.“ Seine Antwort fällt eindeutig aus: Die Mineralstoffmuster im Nagel spiegeln das langfristige Ernährungsverhalten wider – und zwar stabiler als viele Blutwerte, die sich schon nach einer Mahlzeit verändern können.
Wie Nägel Hinweise auf Mängel geben können
Neben den chemischen Analysen spielte auch das äußere Erscheinungsbild eine Rolle. Brüchige Nägel, weiße Flecken oder feine Rillen traten häufig gemeinsam mit Abweichungen im Mineralstoffhaushalt auf. So deuteten Veränderungen des Kalium- oder Natriumgehalts auf Störungen im Flüssigkeitshaushalt hin, während Schwankungen bei Kalzium und Phosphor auf eine unausgewogene Ernährung schließen ließen.
Diese Beobachtungen sollen künftig präziser ausgewertet werden. Das Fuldaer Team plant, die Proben mit Bildanalysen zu kombinieren, um sichtbare Merkmale automatisiert zu erfassen. Dabei sollen auch KI-Verfahren helfen, Muster zu erkennen, die dem menschlichen Auge entgehen.

Hochschule Fulda entwickelt System für digitales Gesundheitsmonitoring
Die Forscher der Hochschule Fulda arbeiten an einer Methode, mit der sich Nährstoffmängel frühzeitig erkennen lassen – ohne Blutentnahme oder Arztbesuch. „Fingernagelanalysen könnten künftig eine alltagstaugliche Ergänzung zu Blut- oder Urinproben werden“, sagt Birringer. Proben ließen sich leicht zu Hause entnehmen und anschließend im Labor oder über eine App auswerten.
Die Verbindung aus chemischer Analyse und KI-basierter Bildauswertung soll ein neues Werkzeug für die Präventionsmedizin schaffen. So könnten Auffälligkeiten bei Mineralstoffen oder Spurenelementen rechtzeitig sichtbar werden, bevor gesundheitliche Probleme entstehen.
Fingernägel speichern Spurenelemente länger als Blut
Fingernägel wachsen etwa drei Millimeter im Monat. Dadurch speichern sie über Wochen hinweg Informationen über die Versorgung des Körpers mit Spurenelementen. Im Vergleich zu Blut oder Haaren bieten sie damit ein Zeitfenster, das länger zurückreicht und zugleich weniger durch kurzfristige Schwankungen beeinflusst wird.
Gerade in Zeiten, in denen viele Menschen zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen oder bestimmte Ernährungsformen ausprobieren, könnte diese Methode helfen, fundierter zu beurteilen, was tatsächlich im Körper ankommt. Die Studie liefert damit einen möglichen Ansatz für personalisierte Ernährungsberatung – auf Basis objektiver Daten statt subjektiver Schätzungen.
Kurz zusammengefasst:
- Fingernägel speichern über Monate hinweg Mineralstoffe und liefern damit stabilere Informationen über Ernährung und Lebensstil als Blutwerte.
- In der „NutriNAIL“-Studie der Hochschule Fulda zeigte sich: Unterschiede in Selen-, Kalzium- oder Kaliumgehalt lassen Rückschlüsse auf Ernährungsgewohnheiten zu.
- Künftig könnten Fingernagelanalysen – kombiniert mit KI-Bildauswertung – helfen, Nährstoffmängel früh zu erkennen und die Prävention zu verbessern.
Übrigens: Neue Daten zeigen, dass bestimmte Blutwerte schon ab Mitte 20 mit einem späteren Alzheimer‑Risiko zusammenhängen. Welche frühen Hinweise darauf hindeuten, mehr dazu in unserem Artikel.
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