Kaffee könnte das Altern bei psychischen Erkrankungen bremsen – aber nur bis zur vierten Tasse

Täglicher Kaffeekonsum könnte bei Menschen mit psychischen Erkrankungen einen positiven Effekt auf die Alterung der Zellen haben. Zu viel Koffein kehrt den Effekt allerdings um.

Dampfender Kaffee in der Hand

Kaffee gilt als Lieblingsgetränk der Deutschen – doch mehr als vier Tassen täglich werden nicht empfohlen. © Unsplash

Für viele beginnt der Tag mit einem Becher Kaffee. Er macht wach, hebt die Stimmung – und könnte noch mehr bewirken. Eine aktuelle Studie deutet darauf hin, dass das Lieblingsgetränk der Deutschen die biologische Alterung bei Menschen mit psychischen Erkrankungen verlangsamen kann. Entscheidend ist dabei jedoch die Dosis.

Die Forscher beobachteten: Wer drei bis vier Tassen Kaffee am Tag trinkt, besitzt längere Telomere – also jene Schutzkappen an den Enden der Chromosomen, die bestimmen, wie schnell Zellen altern. Ab der fünften Tasse kehrt sich dieser Effekt offenbar um. Dann scheint der Körper stärker unter Stress zu geraten.

Wenn Kaffee die Zellalterung beeinflusst

Die Ergebnisse stammen aus einer Untersuchung des King’s College London, das seit Jahren die Verbindung zwischen Lebensstil, psychischer Gesundheit und biologischem Altern erforscht. Im Mittelpunkt standen 436 Erwachsene mit Schizophrenie, bipolaren oder affektiven Störungen. Sie gaben an, wie viel Kaffee sie täglich trinken.

„Unsere Daten zeigen, dass moderater Kaffeekonsum mit längeren Telomeren verbunden ist – ein Hinweis auf langsamere Zellalterung“, sagt Erstautor Vid Mlakar vom King’s College London. Der Zusammenhang blieb allerdings nur bis zu einer täglichen Menge von etwa vier Tassen bestehen.

Antioxidantien schützen die Zellen – zu viel Kaffee hebt den Effekt wieder auf

Kaffee enthält hunderte bioaktive Substanzen. Einige davon – etwa Chlorogensäure, Trigonellin oder Kahweol – wirken antioxidativ und aktivieren Schutzprogramme im Körper, die Zellen vor oxidativem Stress und Entzündungen bewahren. Dadurch bleiben auch die empfindlichen Enden der Chromosomen länger stabil. Koffein könnte dabei die Aktivität des Enzyms Telomerase anregen, das diese Schutzkappen immer wieder repariert und so ihre Verkürzung bremst.

Bei übermäßigem Konsum sei der Effekt allerdings umgekehrt, erklärt Co-Autorin Merete Nordentoft: „Ab einer bestimmten Menge könnte zu viel Koffein den Zellstress sogar erhöhen.“ Internationale Gesundheitsbehörden raten daher, nicht mehr als rund 400 Milligramm Koffein pro Tag zu sich zu nehmen – das entspricht etwa vier Tassen Kaffee. Mlakar betonte im Zusammenhang mit der Studie jedoch, dass die Ergebnisse auf Beobachtungen beruhen und keine direkte Ursache belegen.

Warum psychische Erkrankungen eine Rolle spielen

Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen altern auf biologischer Ebene oft schneller. Ursachen sind chronischer Stress, Entzündungen oder Medikamente, die den Stoffwechsel beeinflussen. Kaffee könnte hier eine Art Ausgleich schaffen – solange er maßvoll getrunken wird.

Viele Probanden gaben an, Kaffee regelmäßig zu trinken, um Müdigkeit zu lindern oder sich wacher zu fühlen. Besonders bei Schizophrenie war der Konsum höher. Rund 77 Prozent der Teilnehmer rauchten zudem regelmäßig, was die Koffeinverarbeitung im Körper verändert. Trotzdem blieb der positive Effekt moderater Mengen bestehen.

Kaffee kann Teil eines gesunden Lebensstils sein

Das Forschungsteam will nun prüfen, ob der beobachtete Zusammenhang tatsächlich auf den Kaffee selbst zurückgeht – oder ob auch andere Lebensstilfaktoren wie Bewegung, Ernährung oder Schlaf eine Rolle spielen.

„Kaffee ist kein Wundermittel, aber in moderater Menge kann er Teil eines gesunden Lebensstils sein“, so Mlakar. Gerade für Menschen mit psychischen Erkrankungen könnte er eine einfache Möglichkeit bieten, die Zellgesundheit zu fördern – ganz ohne Medikamente, allein durch eine alltägliche Gewohnheit.

Kurz zusammengefasst:

  • Bis zu vier Tassen Kaffee am Tag könnten bei psychischen Erkrankungen helfen, die Alterung der Zellen zu verlangsamen – wer mehr trinkt, verliert diesen Vorteil.
  • Antioxidantien im Kaffee schützen die Zellen vor schädlichen Stoffen, die beim Stoffwechsel oder durch Stress entstehen. Zu viel Kaffee kann diesen Schutz aber umkehren.
  • Ein maßvoller Kaffeekonsum kann die Zellgesundheit unterstützen – einfach durch eine alltägliche Gewohnheit.

Übrigens: Wer an Herzrhythmusstörungen leidet, muss seinen Kaffee vielleicht gar nicht absetzen. Eine neue Untersuchung zeigt, dass eine Tasse täglich das Herz sogar schützen kann – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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