„Es ist allgegenwärtig“: Viele Tiere tragen das Coronavirus in sich
Wissenschaftler haben Covid-19 in der Tierwelt entdeckt. Menschliche Aktivitäten scheinen das Coronavirus auf Tiere zu übertragen.
Wissenschaftler der Virginia Tech haben festgestellt, dass das Virus, das COVID-19 verursacht, bei zahlreichen Wildtierarten verbreitet ist. Die Forschungsergebnisse wurden am 29. Juli 2024 in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht. In der Studie wurden 23 Tierarten in Virginia auf SARS-CoV-2 untersucht. Bei sechs Arten, darunter Hirschmäuse, Virginia-Opossums und Waschbären, wurde das Virus nachgewiesen. Die Forschung zeigt, dass das Coronavirus Tiere in verschiedenen Lebensräumen infiziert hat.
Die Forscher entdeckten zudem bei fünf der untersuchten Tierarten Antikörper gegen das Virus – ein Hinweis, dass 40 bis 60 Prozent dieser Tiere bereits mit dem Virus in Kontakt waren. Dies deutet laut den Forschern auf eine frühere Infektion sowie eine signifikante Verbreitung des Virus in der Tierwelt hin.
Coronavirus und Übertragung auf Tiere
Besonders bemerkenswert ist die Entdeckung neuer Virusmutationen. Ein Opossum zeigte bisher unentdeckte Mutationen, die potenziell die Übertragbarkeit und die Schwere der Krankheit beeinflussen könnten. Joseph Hoyt, Assistant Professor an der Virginia Tech und Hauptautor der Studie, erklärte: „Diese Studie war wirklich motiviert durch eine große, wichtige Wissenslücke über die Übertragung von SARS-CoV-2 in einer breiteren Wildtiergemeinschaft.“
Die genetische Verfolgung in Wildtieren bestätigte nicht nur die Anwesenheit von SARS-CoV-2, sondern auch das Vorhandensein einzigartiger Virusstämme, die eng mit den Varianten übereinstimmen, die zu der Zeit bei Menschen zirkulierten. Dies unterstützt die Hypothese einer Übertragung von Menschen auf Tiere.
Mögliche Übertragungswege des Virus
Die Forscher sind sich über die genauen Mechanismen, wie sich Wildtiere mit SARS-CoV-2 anstecken, noch nicht vollständig im Klaren. Es gibt jedoch mehrere plausible Theorien. Eine Möglichkeit ist die Übertragung durch Abwasser, in dem das Virus vorhanden sein könnte. Wahrscheinlicher erscheint jedoch, dass Tiere durch menschliche Abfälle und weggeworfene Lebensmittel infiziert werden. Die Abfälle bieten eine direkte Kontaktfläche, über die das Virus von Menschen auf Tiere übergehen kann. Insbesondere in städtischen Gebieten und stark frequentierten öffentlichen Bereichen, wo Tiere häufiger Zugang zu menschlichem Müll haben, könnte dies eine bedeutende Rolle spielen. Ein weiteres Beispiel ist die Ansteckung durch kontaminierte Oberflächen oder direkte Interaktionen mit infizierten Menschen. Die genaue Klärung dieser Übertragungswege erfordert jedoch weitere Forschung und Beobachtungen.
Menschliche Aktivitäten verbreiten das Virus schnell
Die meisten Tiere, die das Virus hatten, lebten in der Nähe von Wanderwegen und stark besuchten öffentlichen Plätzen. Dies legt nahe, dass menschliche Aktivitäten eine wesentliche Rolle bei der Übertragung des Virus auf Wildtiere spielen könnten. Amanda Goldberg, ehemalige Postdoktorandin in Hoyts Labor und Erstautorin der Studie, meinte: „Ich denke, die wichtigste Botschaft ist, dass das Virus ziemlich allgegenwärtig ist.“
Forscher testeten Tiere aus verschiedenen Lebensräumen, von städtischen Gebieten bis hin zu abgelegenen Wildnisgebieten. Insgesamt wurden 798 Nasen- und Rachentupfer von Tieren sowie 126 Blutproben von sechs Arten gesammelt.
Virusübertragung und zukünftige Risiken
Interessant ist, dass die Wissenschaftler zwei Mäuse am gleichen Ort und am selben Tag mit derselben Virusvariante fanden. Dies deutet darauf hin, dass entweder beide Tiere das Virus von demselben Menschen erhalten haben oder dass eine Maus die andere infiziert hat. „Das Ziel des Virus ist es, sich zu verbreiten, um zu überleben. Das Virus versucht, mehr Menschen zu infizieren, aber Impfungen schützen viele Menschen. Also wendet sich das Virus Tieren zu, passt sich an und mutiert, um in den neuen Wirten zu gedeihen,“ sagte Finkielstein, Direktor des Virginia Tech Molecular Diagnostics Lab.
Kein Beweis für Tier-zu-Mensch-Übertragung
Trotz der umfassenden Funde fanden die Wissenschaftler keine Hinweise darauf, dass das Virus von Tieren auf Menschen übertragen wird. Sie betonen, dass die Menschen keine Angst vor typischen Interaktionen mit Wildtieren haben sollten. „Wir haben gelernt, dass SARS-CoV-2 nicht nur ein menschliches Problem ist, und dass ein multidisziplinäres Team erforderlich ist, um die Auswirkungen auf verschiedene Arten und Ökosysteme effektiv anzugehen,“ sagte Finkielstein.
Dringender Aufruf zur Ausweitung der Forschung
Obwohl die Studie sich auf den Bundesstaat Virginia konzentriert, sind viele der getesteten Arten in ganz Nordamerika verbreitet. Es ist daher wahrscheinlich, dass ähnliche Expositionen auch in anderen Regionen vorkommen. Joseph Hoyt betonte die Dringlichkeit weiterer Forschung: „Es gibt noch viel Arbeit zu tun, um zu verstehen, welche Wildtierarten, wenn überhaupt, langfristig für die Aufrechterhaltung von SARS-CoV-2 in der menschlichen Bevölkerung wichtig sein könnten.“
Was du dir merken solltest:
- Wissenschaftler der Virginia Tech haben festgestellt, dass das Virus, das COVID-19 verursacht, in zahlreichen Wildtierarten verbreitet ist.
- Sie fanden heraus, dass 40 bis 60 Prozent der Tiere bereits mit dem Virus in Kontakt waren, was auf eine frühere Infektion hinweist.
- Menschliche Aktivitäten wie Essensabfälle und Müll könnten eine bedeutende Rolle bei der Übertragung des Coronavirus auf Tiere spielen.
Übrigens: Brasilianische Forscher haben entdeckt, dass das Coronavirus noch Monate nach einer Infektion im Sperma aktiv bleibt und raten Männern mit Kinderwunsch zur Vorsicht. Mehr dazu in unserem Artikel!
Bild: © Drcyrus via Wikimedia unter CC BY-SA 2.1 AU