Frühe Pubertät durch Softdrinks – Forscher entlarven potenziell schädliche Süßstoffe
Einige Süßstoffe hängen laut einer neuen Studie mit einer frühen Pubertät zusammen und sind damit schädlich für Kinder und Jugendliche.

Jungen und Mädchen reagieren zwar unterschiedlich auf bestimmte Süßstoffe, doch bei beiden lässt sich ein Zusammenhang mit einer verfrühten Pubertät feststellen. © Unsplash
Ein Mädchen bekommt mit neun Jahren ihre erste Periode und ein Junge bemerkt mit elf, dass sich seine Stimme verändert – was früher als Ausnahme galt, ist heute immer häufiger der Fall. Schuld daran könnten bestimmte Süßstoffe sein, die in Getränken und Snacks enthalten sind: Zwar ersetzen diese gefährlichen Zucker, sind aber auf ihre eigene Art und Weise schädlich.
Zu diesem Ergebnis kam eine neue Studie, deren Ergebnisse am 13. Juli auf der ENDO 2025, der Jahrestagung der Endocrine Society in San Francisco, vorgestellt wurden. Grundlage hierfür ist die Taiwan Pubertal Longitudinal Study (TPLS), eine seit 2018 laufende Langzeitstudie mit 1.407 Jugendlichen. Bei 481 Teilnehmern diagnostizierten Fachleute eine zentrale Form der frühzeitigen Pubertät.
Warum sind Süßstoffe schädlich für Kinder? – Studie zeigt frühe Pubertät bei hoher Aufnahme
Im Mittelpunkt der Untersuchung standen fünf verbreitete Süßstoffe: Aspartam, Sucralose, Acesulfam-Kalium (AceK), Glycyrrhizin – enthalten in Lakritz – sowie zugesetzter Zucker. Die Jugendlichen machten detaillierte Angaben zu ihrem Konsumverhalten, ergänzt durch Urinanalysen.
Vor allem bei genetisch vorbelasteten Kindern zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Süßstoffaufnahme und früher Pubertät. Die genetische Risikobewertung erfolgte über sogenannte polygenetische Risikoscores, die auf 19 relevanten Genen basieren.
Die frühe Pubertät (zentrale Pubertas praecox) ist nicht ungefährlich: Sie kann zu seelischer Belastung, verringerter Erwachsenengröße und langfristig zu Problemen im Hormon- und Stoffwechselhaushalt führen.
Mädchen reagieren anders als Jungen
Die Analyse machte auch geschlechtsspezifische Unterschiede sichtbar. Jungen zeigten ein erhöhtes Risiko durch Sucralose, ein Süßstoff, der in vielen kalorienreduzierten Getränken vorkommt. Bei Mädchen stieg das Risiko zusätzlich durch Glycyrrhizin und zugesetzten Zucker.
Yang-Ching Chen, die die Studie leitete und am Taipei Municipal Wan Fang Hospital forscht, erklärte: „Diese Untersuchung gehört zu den ersten, die Ernährungsgewohnheiten wie den Süßstoffkonsum mit genetischen Faktoren und dem frühen Beginn der Pubertät in einer großen Bevölkerungsgruppe verbinden.“
Schon 2022 hatte Chen im Rahmen einer Studie Hinweise auf einen ähnlichen Zusammenhang gefunden. Bei mehr als 2.800 elfjährigen Schulkindern zeigte sich: Bereits ein zusätzliches Glas gezuckerter Limonade pro Tag ließ bei Jungen die Stimme früher brechen. Bei Mädchen wuchs das Risiko für Frühpubertät mit jeder weiteren Portion.
Ein Zusammenspiel aus Darm und Gehirn
Dieselbe Studie fand ebenfalls heraus, dass Kinder, die regelmäßig Joghurt oder fermentierte probiotische Getränke konsumierten – mindestens zwei Becher täglich –, seltener frühe Pubertätsmerkmale entwickelten. Die Darm-Hirn-Achse könnte also eine wichtige Rolle bei der Steuerung der sexuellen Reifung spielen.
Forscher hatten zuvor in einer Studie aus dem Jahr 2021 beobachtet, dass künstliche Süßstoffe wie Aspartam, Saccharin und Sucralose das Verhalten von Darmbakterien verändern. In Laborexperimenten konnten unter anderem E. coli unter Süßstoffeinfluss leichter Biofilme bilden und menschliche Darmzellen befallen.
Diese Reaktionen traten bereits bei realistischen Konzentrationen auf. Interessanterweise ließ sich die schädliche Wirkung durch Zugabe von Zinkverbindungen abschwächen. Die Studie legt nahe, dass die Darmflora unter dem Einfluss von Süßstoffen ihre Schutzfunktion verliert – ein möglicher Faktor für die beschleunigte Pubertätsentwicklung.
Prävention könnte Risiken verringern
Nach Einschätzung der Forscher sind die Erkenntnisse besonders relevant für Familien, Ärzte sowie Gesundheitsbehörden. Genetische Tests in Kombination mit bewusster Ernährung könnten dabei helfen, das Risiko einer frühen Pubertät frühzeitig zu erkennen und zu begrenzen.
„Unsere Ergebnisse könnten die Grundlage für neue Ernährungsempfehlungen und Instrumente zur Risikobewertung bei Kindern bilden“, so Chen. Auch auf der ENDO 2025 wurde dieser Ansatz mehrfach diskutiert – als möglicher Impuls für künftige Präventionsstrategien.
Kurz zusammengefasst:
- Mehrere künstliche Süßstoffe wie Sucralose, Aspartam und Glycyrrhizin stehen in Zusammenhang mit früher Pubertät und sind damit potenziell schädlich für Kinder und Jugendliche.
- Besonders betroffen sind Kinder mit genetischer Veranlagung, wobei Mädchen und Jungen unterschiedlich auf bestimmte Stoffe reagieren.
- Studien zeigen, dass Süßstoffe die Darmflora beeinflussen und über die Darm-Hirn-Achse hormonelle Prozesse und die sexuelle Reifung beschleunigen können.
Übrigens: Süßstoffe stehen ebenfalls in der Kritik, das Herz aus dem Takt zu bringen. Mehr dazu in unserem Artikel.
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