Wie reiche Familien die Energiewende in Deutschland und der Welt beeinflussen

Durch Investitionen beeinflussen Menschen mit großem Vermögen die Energiewende – sowohl in Deutschland als auch dem Rest der Welt.

Wie reiche Familien die Energiewende in Deutschland beeinflussen

Die VolkswagenStiftung finanziert mehrere Projekte, die sich mit dem gesellschaftlichen Einfluss von Reichtum beschäftigen. © Unsplash

Reiche Familien beeinflussen seit über 150 Jahren, wie Energie produziert und genutzt wird: Ein neues Forschungsprojekt der Freien Universität Berlin namens „Powering Wealth“ untersucht jetzt, welche Rolle ihr Kapital für die Energiewende in Deutschland spielt – sowohl historisch als auch aktuell.

Forscher der FU Berlin analysieren hierfür das Zusammenspiel zwischen Vermögen und Energiepolitik gemeinsam mit dem El Colegio de México und dem Global Public Policy Institute. Die VolkswagenStiftung stellt dafür rund 1,39 Millionen Euro zur Verfügung. Das Projekt läuft bis 2029.

Stiftung fördert langfristige Analyse mit Millionenbetrag

Die Forscher untersuchen Strategien von sogenannten High-Net-Worth Individuals (HNWIs). Dabei geht es um sehr vermögende Einzelpersonen in Deutschland und Mexiko, die gezielt in den Energiesektor investieren. Diese Akteure sind zentral für politische und wirtschaftliche Machtverhältnisse.

„Diese strukturellen Unterschiede ermöglichen eine Analyse der Wechselwirkungen zwischen Kapitalinvestitionen, Energiepolitik und langfristigen Vermögensstrategien“, sagt Dr. Andrea Binder von der Freien Universität Berlin. Deutschland gilt als energiearm, Mexiko dagegen verfügt über viele eigene Ressourcen – ein Unterschied, der den Vergleich besonders spannend macht.

Forscher vergleichen Kapitalstrategien in Deutschland und Mexiko

Das Projekt nutzt Interviews, Archivanalysen und die Methode des „process tracing“, um Entscheidungen über Investitionen zwischen 1870 und 2024 nachzuvollziehen. Dabei steht auch der sogenannte Energiepakt im Fokus – ein theoretisches Modell, das Machtbeziehungen zwischen Kapital, Staat und Wählerschaft beschreibt.

Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung einer Typologie generationenübergreifender Investitionsstrategien. Die Wissenschaftler sehen darin einen Schlüssel zum Verständnis, wie reiche Familien langfristig auf die Energiewende Einfluss nehmen.

Perspektivwechsel: Reichtum im Fokus der Wissenschaft

Mit dem Förderprogramm „(Aus-)Wirkungen von Reichtum“ verfolgt die VolkswagenStiftung einen Perspektivwechsel. Statt Armut zu analysieren, rückt sie gezielt den Einfluss von Vermögen in den Mittelpunkt – vor allem im Hinblick auf gesellschaftliche Veränderungen. Dafür wurden insgesamt sieben internationale Projekte ausgewählt.

Dazu gehört auch „Powering Wealth“ aus Berlin. Weitere Forschungsteams untersuchen etwa die Rolle finanzkräftiger Investorinnen in der Startup-Szene, den Einfluss von Landkauf für Ökotourismus im Globalen Süden oder wie Vermögenskonzentration den sozialen Zusammenhalt verändert. In Summe fördert die Stiftung die Vorhaben mit rund 9,4 Millionen Euro.

Forschung mit globalem Anspruch und lokaler Verankerung

Viele der ausgewählten Projekte arbeiten mit Partnern aus dem Globalen Süden. In Tansania, Ecuador oder Ghana werden gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung Folgen untersucht, die durch Reichtum und Einflussnahme entstehen. Der internationale und interdisziplinäre Austausch ist dabei ausdrücklich Teil des Konzepts.

Auch „Powering Wealth“ geht über akademische Grenzen hinaus: Die Forscher kooperieren mit Künstlern aus beiden Ländern – Deutschland und Mexiko. So fließt der gesellschaftliche Blickwinkel direkt in die Analyse ein – und macht deutlich, dass Kapitalfragen keine rein ökonomischen Themen sind.

Kurz zusammengefasst:

  • Reiche Familien spielen eine entscheidende Rolle bei der Energiewende in Deutschland, indem sie durch langfristige Investitionen politische und wirtschaftliche Prozesse mitgestalten. 
  • Das Projekt „Powering Wealth“ der Freien Universität Berlin untersucht diese Zusammenhänge am Beispiel von Deutschland und Mexiko bis zum Jahr 2029.
  • Die VolkswagenStiftung fördert das Vorhaben mit 1,39 Millionen Euro im Rahmen eines Programms, das den Einfluss von Reichtum auf gesellschaftliche Veränderungen erforscht.

Bild: © Unsplash

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