So einfach klappt Lernen auf Instagram – Studie aus Deutschland zeigt, wie Wissen hängen bleibt
Einfache Storys auf Instagram rauschen vorbei, doch mit klaren Fragen bleiben Informationen auch hängen. Das zeigt eine neue Studie.

Nach dem Lesen von Info-Posts auf Instagram hat man oft das Gefühl, etwas gelernt zu haben. Aber stimmt das auch? © Pexels
Soziale Netzwerke sind längst nicht mehr nur Orte für Unterhaltung: Immer mehr Menschen nutzen Instagram und Co., um Neues über Politik, Wissenschaft oder Gesundheit zu lernen. Doch bleibt dieses Wissen auch wirklich im Kopf? Eine deutsche Studie hat das genauer untersucht und liefert klare Antworten.
Die Untersuchung erschien im Journal of Computer-Mediated Communication. An ihr nahmen rund 900 Menschen teil, überwiegend junge Erwachsene. Sie erhielten vier Tage lang Informationen über die Tiefsee. Drei Gruppen wurden miteinander verglichen: Eine sah einfache Instagram-Storys, eine zweite dieselben Storys mit zusätzlichen Fragen, eine dritte bekam den identischen Inhalt per E-Mail-Newsletter.
Das Ergebnis war eindeutig:
- Wer nur die einfachen Storys sah, schnitt schlechter ab.
- Mit eingebauten Fragen erreichten die Instagram-Nutzer fast die gleichen Werte wie die Newsletter-Leser.
Fragen steigern die Erinnerung
Die zusätzlichen Fragen dienten nicht als Test, sondern als Denkanstoß. Sie verbanden neues Wissen mit Bekanntem. Schon diese kleine Intervention reichte aus: Teilnehmer in der Gruppe, die noch dazu Fragen bekamen, erinnerten sich an ähnlich viele Fakten wie die Newsletter-Leser.
Auch das Gefühl, etwas gelernt zu haben, nahm in allen Gruppen zu. Am stärksten war es beim Newsletter, während die interaktive Instagram-Variante im Mittelfeld lag. Die Studienautoren schlussfolgern daher: „Das bedeutet, dass Lernen in sozialen Medien möglich ist, wenn die Inhalte richtig aufbereitet werden.“
Wie Lernen in sozialen Medien wie Instagram funktioniert
Die zusätzlichen Fragen zwangen die Teilnehmer, das Gesehene kurz zu unterbrechen und mit ihrem eigenen Wissen zu verknüpfen. In der Psychologie nennt man das kognitive Elaboration – also das Einordnen neuer Inhalte in bereits vorhandene Gedächtnisstrukturen. Wer etwa eine Frage liest wie „Was weißt du schon über die Tiefsee?“, aktiviert sofort gespeichertes Wissen und schafft so neue Verbindungen. Solche gedanklichen Verknüpfungen machen es wahrscheinlicher, dass Fakten später abrufbar sind.

Entscheidend ist dabei die Tiefe der Verarbeitung. Oberflächliches Scrollen bleibt meist folgenlos, doch sobald Informationen bewusst mit Bekanntem verbunden oder in eigenen Worten reflektiert werden, steigt die Chance, dass sie im Gedächtnis verankert werden. Genau das bewirkten die kleinen Fragen: Sie machten aus passivem Konsum aktives Nachdenken. Das erklärt, warum die interaktive Instagram-Gruppe fast genauso gut abschnitt wie die Newsletter-Leser.
Multitasking bremst den Lerneffekt
Ein weiterer Befund: Wer während der Storys noch telefonierte, Musik hörte oder gleichzeitig andere Apps nutzte, merkte sich weniger. Multitasking erwies sich klar als Hindernis. Auffällig: Viele gaben trotzdem an, sie hätten die Inhalte bewusst verarbeitet.
Die Motivation, sich zu informieren, erhöhte zwar die geistige Auseinandersetzung, führte aber nicht automatisch zu mehr richtigen Antworten. Auch die Erwartung, Inhalte auf Instagram seien besonders leicht, wirkte sich nicht auf die tatsächlichen Lernergebnisse aus.
Klare Tipps für mehr Lernerfolg
Vor und nach der Testphase mussten alle Teilnehmer zwölf Wissensfragen beantworten. Die Werte stiegen im Schnitt um 2,5 richtige Antworten bei den einfachen Storys, 3,5 bei den interaktiven Storys und 3,2 beim Newsletter. In einem freien Erinnerungsformat schnitten die Newsletter-Leser am besten ab.
Demnach gelingt Lernen besser, wenn Informationen aktiv mit Vorwissen verknüpft werden. Genau hier setzen kurze, interaktive Elemente an.
Für Ersteller wissenschaftlicher Inhalte ergeben sich daraus klare Konsequenzen: kurze Reflexionsfragen, kleine Quizzes oder interaktive Umfragen fördern das Lernen. Wichtig ist, dass diese Fragen nicht bloß Details abfragen, sondern Verbindungen herstellen – etwa: „Was überrascht dich?“, oder „Woran erinnert dich das?“
Auch Nutzer können etwas tun: Ablenkungen ausschalten, bewusst lesen, kurz innehalten und den Kernpunkt notieren. Schon diese einfachen Routinen steigern die Chance, dass Inhalte hängen bleiben.
Wie repräsentativ ist die Studie?
Die Untersuchung wurde zwar präzise dokumentiert, allerdings bestand die Stichprobe überwiegend aus jungen, gut gebildeten Instagram-Nutzern. Zudem wurde nur ein Thema – die Tiefsee – behandelt und ausschließlich Instagram getestet.
Trotz dieser Einschränkungen bleibt die Kernaussage deutlich: Nicht das Medium entscheidet über den Lernerfolg, sondern die Art der Nutzung. Mit kleinen Kniffen lässt sich Lernen in sozialen Medien gezielt stärken.
Kurz zusammengefasst:
- Lernen über soziale Medien wie Instagram gelingt nur dann gut, wenn Inhalte aktive Denkanstöße wie Fragen oder kleine Quizzes enthalten.
- Ohne solche Hilfen schneiden Nutzer deutlich schlechter ab als beim Lernen über Newsletter.
- Multitasking schwächt das Gedächtnis zusätzlich, während bewusstes Lesen und kurze Pausen den Lernerfolg fördern.
Übrigens: Wenn es ums Lernen geht, so hat künstliche Intelligenz in einigen Bereichen noch Aufholbedarf. So schnitten Pharmazie-Studierende bei Wissensfragen besser ab als ChatGPT. Mehr dazu in unserem Artikel.
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