Reiche und ihr ökologischer Fußabdruck: Die wahren Klima-Kosten der Wohlhabenden

Ungerechter ökologischer Fußabdruck: Eine neue Studie zeigt, dass Reiche weit mehr CO2 verursachen als ärmere Bevölkerungsschichten.

Ökologischer Fußabdruck Reiche

Einer Studie zufolge wird der persönliche ökologische Fußabdruck der Reichen sowohl von Reichen als auch von Armen stark unterschätzt. © Unsplash

Der ökologische Fußabdruck, den Reiche hinterlassen, wird oft deutlich unterschätzt. Das zeigt eine neue Studie, die sich mit den CO2-Emissionen verschiedener Einkommensgruppen auseinandersetzt. Dabei ist das Ergebnis klar: Reiche Menschen verursachen deutlich mehr CO2 als ärmere, und zwar in einem weit größeren Maß, als viele bisher dachten. In der aktuellen Untersuchung der Universität Cambridge nahmen 4.000 Menschen aus vier Ländern teil. Dabei zeigte sich, dass sowohl in wohlhabenderen als auch in weniger entwickelten Ländern die Schätzungen der Befragten oft falsch lagen. Die Unterschiede bei den CO2-Emissionen zwischen den ärmsten und den reichsten Bürgern wurden fast immer unterschätzt.

Die Studie, veröffentlicht in Nature Climate Change, stützt sich auf Ergebnisse aus Dänemark, Indien, Nigeria und den USA. Diese Länder wurden gewählt, weil sie unterschiedliche durchschnittliche CO2-Fußabdrücke und Einkommensungleichheiten aufweisen. In Indien etwa verursacht das reichste Prozent der Bevölkerung über 32-mal so viel CO2 wie die ärmeren 50 Prozent. Auch in den USA sind die Unterschiede extrem: Hier stößt das reichste Prozent fast 28-mal mehr Treibhausgase aus als die unteren Einkommensschichten.

Ökologischer Fußabdruck: Reiche neigen zu Unterschätzungen

Interessant ist, dass die meisten Befragten die Emissionen der ärmeren Bevölkerungsschichten überschätzten. Gleichzeitig wurden die CO2-Auswirkungen der reicheren Gruppen massiv unterschätzt. Besonders gravierend war diese Fehleinschätzung in Indien. Wie Studienautor Ramit Debnath von der Universität Cambridge erklärte, könnten persönliche CO2-Fußabdrücke helfen, diese Ungleichheiten aufzuzeigen. Sie seien ein nützliches Werkzeug, um den Menschen zu verdeutlichen, wie sie ihren Beitrag zur Klimakrise verringern könnten.

Trotz dieser ermutigenden Erkenntnisse weist die Studie auch darauf hin, dass einige reiche und mächtige Gruppen weiterhin versuchen, die Verantwortung für den Klimawandel auf den Einzelnen abzuwälzen. Sie wollen damit strukturelle Änderungen verhindern, die ihre eigenen Interessen gefährden könnten.

Reiche tragen die größte Verantwortung

In der aktuellen Untersuchung waren etwa 50 Prozent der Befragten aus den oberen zehn Prozent der Einkommensskala. Diese Gruppe wurde in früheren Studien oft vernachlässigt. Die neue Erhebung zeigt, dass Menschen, die die Ungleichheit der CO2-Emissionen unterschätzen, oft auch weniger dazu bereit sind, politische Klimaschutzmaßnahmen zu unterstützen. Diese Tendenz war besonders stark bei Menschen mit rechten politischen Ansichten zu beobachten.

Die Studie verdeutlicht außerdem, dass die wohlhabendsten Menschen oft den größten Einfluss auf politische Entscheidungen haben. Laut den Forschern der Universität Cambridge ist dieser Einfluss jedoch selten mit tiefgreifenden Veränderungen verbunden, die auch den eigenen Lebensstil betreffen würden. „Reiche Menschen tragen eine größere Verantwortung“, betont Ramit Debnath, „weil ihr Lebensstil einen erheblichen Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen ausmacht.“

Reiche in Indien unterstützen Klimaschutz überraschend stark

Interessanterweise unterstützen gerade in Indien viele Menschen aus den oberen Einkommensgruppen Klimaschutzmaßnahmen. Dies könnte mit ihrem höheren Bildungsstand und besseren Zugang zu Ressourcen zusammenhängen. „Ärmere Menschen hingegen haben oft unmittelbarere Sorgen, wie die Zahlung von Miete oder die Versorgung ihrer Familie“, wie Kristian Steensen Nielsen von der Copenhagen Business School erklärt. Doch trotz dieser Unterschiede eint alle Bevölkerungsschichten der Wunsch nach wirksamen Lösungen für die Klimakrise.

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Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis der Studie zeigt sich, wenn die Befragten nach der tatsächlichen Verteilung der CO2-Emissionen zwischen den verschiedenen Einkommensschichten aufgeklärt werden. Viele empfanden die wahre Verteilung als ungerecht, besonders in Dänemark und den USA.

Irrglaube bei Reichen stärker verbreitet

Ein großes Problem bei der Einschätzung von CO2-Emissionen ist laut den Forschern der Irrglaube an den Einfluss persönlicher Verhaltensweisen. Oft überschätzen Menschen den Effekt von Maßnahmen wie Recycling oder dem Verzicht auf Plastikverpackungen. Gleichzeitig wird der Einfluss von Flugreisen, Fleischkonsum und der Nutzung von Klimaanlagen deutlich unterschätzt.

Dieser Irrglaube zeigt sich besonders in den wohlhabenderen Bevölkerungsschichten. Da diese Gruppen oft den größten finanziellen und politischen Einfluss haben, spiegeln viele politische Maßnahmen auch ihre Interessen wider. Grundlegende Veränderungen ihres Lebensstils oder soziale Anpassungen bleiben oft aus, was den Kampf gegen den Klimawandel erschwert.

Was du dir merken solltest:

  • Reiche Menschen verursachen viel mehr CO2 und haben damit einen bedeutend größeren ökologischen Fußabdruck als ärmere. Die Ungleichheit der Emissionen wird oft stark unterschätzt.
  • Die meisten Menschen überschätzen den CO2-Ausstoß der ärmeren Bevölkerung und unterschätzen den der reicheren.
  • Politische Klimaschutzmaßnahmen erhalten weniger Unterstützung, wenn die Ungleichheit des CO2-Fußabdrucks nicht richtig eingeschätzt wird.

Bild: © Unsplash

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