Die Stimmung hellt sich leicht auf, doch diese Ängste lassen die Deutschen nicht los
Obwohl der Angstindex sinkt, bleiben die Ängste der Deutschen vor steigenden Kosten und Zuwanderung unverändert hoch.
Die R+V Versicherung hat in ihrer Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen 2024“ erneut die größten Sorgen der Bundesbürger untersucht. Dieses Jahr zeigt die Erhebung, dass die Menschen sich etwas weniger um ihre Zukunft sorgen als in den Vorjahren. Der Angstindex, der den Durchschnitt aller abgefragten Ängste misst, sank auf 42 Prozent – drei Prozent weniger als 2023. Trotz dieser positiven Entwicklung bleiben die finanziellen Ängste weiterhin ein zentrales Thema für die Deutschen.
Finanzielle Sorgen weiterhin an der Spitze
Wie bereits in den Vorjahren, belegen die steigenden Lebenshaltungskosten den ersten Platz der größten Ängste. Laut der Studie der R+V Versicherung sorgen sich 57 Prozent der Befragten, dass die Preise weiterhin steigen. „Auch wenn sich die Inflation verlangsamt, bleibt das Thema für die Deutschen sehr präsent“, erklärt Grischa Brower-Rabinowitsch, der Leiter der Studie. Viele Bürger fühlen sich durch hohe Tarifabschlüsse und Inflationsprämien nicht entlastet.
Migration und Zuwanderung – ein brisantes Thema
Auf Platz zwei folgt mit 56 Prozent die Angst vor den Folgen der Migration. Viele Deutsche befürchten, dass die wachsende Zahl an Geflüchteten den Staat überfordert. Besonders in den östlichen Bundesländern sind diese Sorgen weit verbreitet, wie die R+V Versicherung weiter erläutert. Während im Osten 60 Prozent der Befragten die Zuwanderung als Bedrohung sehen, sind es im Westen 55 Prozent. „Diese Ängste haben sich seit 2016 zwar verringert, doch ungelöste Probleme bei der Integration und Zuwanderung sorgen weiterhin für Verunsicherung“, so die Politikwissenschaftlerin Professorin Isabelle Borucki.
Wohnraum wird zur neuen Sorge
Neben den steigenden Lebenshaltungskosten bereitet auch das Thema Wohnen vielen Menschen große Sorgen. 52 Prozent der Befragten fürchten, dass bezahlbarer Wohnraum in Deutschland knapp wird. „Hohe Mieten und der Mangel an Wohnraum sorgen weiterhin für sozialen Sprengstoff“, erklärt Borucki. Besonders in Ballungsräumen spüren viele Bürger den Druck, bezahlbare Wohnungen zu finden.
Ängste um den Staatshaushalt und Steuern
Ein weiterer wirtschaftlicher Aspekt der Studie belegt Platz fünf: Rund die Hälfte der Deutschen (50 Prozent) fürchtet, dass der Staat in Zukunft die Steuern erhöhen oder Sozialleistungen kürzen könnte. Auch die Angst vor einer Verschlechterung der Wirtschaftslage bleibt bestehen. Diese Sorge betrifft etwa 48 Prozent der Befragten, die befürchten, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter unter den globalen Krisen leiden.
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Politischer Extremismus: Angst wächst spürbar
Besonders auffällig ist der Anstieg der Angst vor politischem Extremismus. Mit einem Plus von acht Prozentpunkten belegt sie in diesem Jahr Platz sechs im Ranking. 46 Prozent der Deutschen sehen den Extremismus als bedrohlich an. „Diese Angst ist nicht unbegründet“, so Brower-Rabinowitsch, „die Zunahme extremistischer Vorfälle in den letzten Jahren bleibt nicht ohne Wirkung auf das Sicherheitsgefühl der Menschen.“
Unzufriedenheit mit der Politik wächst
Fast die Hälfte der Deutschen (49 Prozent) ist der Meinung, dass Politiker mit ihren Aufgaben überfordert sind. „Die politische Unzufriedenheit wird zunehmend sichtbar“, kommentiert Borucki. Besonders die schlechten Noten, die die Bevölkerung den Volksvertretern ausstellt, sind ein Warnsignal: 66 Prozent der Befragten bewerten die Arbeit der Politiker mit einer Schulnote von vier oder schlechter. Die R+V Versicherung sieht hierin einen deutlichen Handlungsbedarf der Politik.
Weitere Ergebnisse der R+V-Studie:
- Autoritäre Herrscher (Platz 9):
46 Prozent der Deutschen fürchten die Zunahme autoritärer Regierungen. - Naturkatastrophen (Platz 13) und Klimawandel (Platz 15):
Die Ängste vor Naturkatastrophen (44 Prozent) und Klimawandel (42 Prozent) gehen zurück, besonders im Osten. - Krieg mit deutscher Beteiligung (Platz 16):
41 Prozent sorgen sich, dass Deutschland in den Ukraine-Krieg hineingezogen wird. - Künstliche Intelligenz (Platz 20):
33 Prozent befürchten, dass KI die Gesellschaft gefährden könnte.
Was du dir merken solltest:
- Der Angstindex ist 2024 auf 42 Prozent gesunken, was eine leichte Entspannung im Vergleich zu 2023 zeigt.
- Die größten Ängste der Deutschen bleiben steigende Lebenshaltungskosten (57 Prozent) und Zuwanderung (56 Prozent).
- Auch Ängste vor bezahlbarem Wohnraum (52 Prozent) und politischem Extremismus (46 Prozent) prägen weiterhin das Meinungsbild der Deutschen.
Übrigens: Die Ängste der Deutschen umfassen nicht nur wirtschaftliche Sorgen, auch der Klimawandel drückt zunehmend auf die Psyche. Besonders junge Menschen leiden verstärkt unter der sogenannten Klimaangst – mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Midjourney
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