Bevölkerung in Großbritannien wächst rasant: Das Land profitiert von der ungewollten Zuwanderung

Großbritannien erlebt das stärkste Bevölkerungswachstum seit 1948, getrieben durch hohe Zuwanderungszahlen.

Großbritannien Bevölkerung

Großbritannien erlebt das größte Bevölkerungswachstum seit 1948 – dank der hohen Zuwanderung, überwiegend aus Nicht-EU-Staaten. © Unsplash

Die Bevölkerung in Großbritannien erlebt eine beispiellose Explosion. Innerhalb eines Jahres ist die Zahl der Menschen in England und Wales um 610.000 auf insgesamt 60,9 Millionen gestiegen. Das britische Office for National Statistics meldet laut Reuters, dass der Bevölkerungsanstieg in England und Wales der größte seit 1948 war. Damals führte ein Babyboom nach dem Zweiten Weltkrieg sowie die Rückkehr britischer Militärpersonen, die im Ausland gedient hatten, zu einem Anstieg von 1,5 Millionen Menschen. Für das gesamte Vereinigte Königreich lag die Bevölkerungszahl Mitte 2022 bei 67,6 Millionen. Aktuelle Daten für 2023 liegen noch nicht vor.

Zuwanderung als treibende Kraft

Die Zunahme der Bevölkerung ist vor allem auf die hohe Zuwanderung zurückzuführen. Während das natürliche Wachstum, also die Differenz zwischen Geburten und Todesfällen, mit nur 400 Menschen auf ein historisches Tief seit 1978 gefallen ist, beträgt die Nettozuwanderung beeindruckende 622.000 Menschen. „Die Nettozuwanderung erfolgt seit dem Brexit ausschließlich aus Nicht-EU-Staaten“, erklärt Jonathan Portes, Professor für Volkswirtschaftslehre am King’s College in London in der WELT. Er fügt hinzu: „2023 kamen 21 Prozent der Zuwanderer aus Indien, gefolgt von Nigeria mit zwölf Prozent und China mit sieben Prozent.“

Deutschland erlebt eine andere Dynamik

Im Vergleich dazu wuchs die Bevölkerung Deutschlands im selben Zeitraum nur um 3,5 Prozent oder 300.000 Personen. „Die größte europäische Volkswirtschaft sieht sich jetzt aber mit einem anhaltenden Trend einer schrumpfenden Bevölkerung konfrontiert“, erläutert Anna Titareva, Volkswirtin der UBS. Die demografische Entwicklung hat erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen. Länder mit niedrigen Geburtenraten und geringer Zuwanderung erleiden oft einen Mangel an Arbeitskräften, was zu weniger Wirtschaftskraft und niedrigeren Steuereinnahmen führt.

Zuwanderung ist wichtige Hilfe für britische Wirtschaft

Großbritannien profitiert dagegen von einem anhaltenden Wachstum der erwerbsfähigen Bevölkerung, das wichtige Impulse für die Wirtschaft setzt. Nach dem Brexit führte Großbritannien 2021 das sogenannte Skilled-Work-Visum ein. Dieses setzt mindestens die Hochschulreife und ein Jahresgehalt von ursprünglich 25.600 Pfund voraus, seit April sogar 38.700 Pfund. „Für 41 Prozent der Neuankömmlinge war eine Beschäftigung im vergangenen Jahr der Grund für ihre Einreise ins Land“, berichtet die WELT.

Studium treibt Großbritanniens Zuwanderungszahlen deutlich

Weiterhin kommen 37 Prozent der Zuwanderer zum Studium ins Land, mit der Möglichkeit, nach dem Abschluss zwei Jahre zu arbeiten. Der Rest verteilt sich auf humanitäre Gründe, Asyl und Familienzusammenführung. Die konservative Regierung hat die Zuwanderung bisher stets zu reduzieren versucht und in den letzten Monaten Regelverschärfungen eingeführt. Trotzdem bleibt die öffentliche Meinung überwiegend positiv. „Die Mehrzahl hat einen positiven Blick auf Zuwanderung“, sagt Robert Ford, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Manchester.

Neue Regierung will Zuwanderung eindämmen

Der Premierminister Sir Keir Starmer und die Innenministerin Yvette Cooper haben beide versprochen, die Nettozuwanderung zu reduzieren, meldet der britische Standard. Weitere Details aus dem Bericht der Statistiker zeigen, dass die Bevölkerung von England und Wales Mitte 2023 31.019.000 Frauen und 29.836.000 Männer umfasste. Mehr Männer als Frauen kamen durch internationale Migration ins Land, und es wurden auch mehr Jungen als Mädchen geboren, mit 307.000 Jungen im Vergleich zu 291.000 Mädchen.

Was du dir merken solltest:

  • Die Bevölkerung in Großbritannien hat das größte Wachstum seit 1948 erlebt. Das Wachstum wird getrieben durch eine hohe Zuwanderung von 622.000 Menschen seit dem Brexit, überwiegend aus Nicht-EU-Staaten.
  • Trotz eines historischen Tiefs im natürlichen Wachstum verstärkt die gezielte Migration von Fachkräften und Studierenden die erwerbsfähige Bevölkerung und fördert die britische Wirtschaft.
  • Während die konservative Regierung Zuwanderung einzudämmen versucht, bleibt die öffentliche Meinung mehrheitlich positiv, und die neue Regierung unter Sir Keir Starmer plant weitere Maßnahmen zur Reduzierung der Nettozuwanderung.

Bild: © Unsplash unter CC0-Lizenz

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