Ablenkung, Müdigkeit, KI: Deutsche kämpfen mit dem Lernen
Der Lernreport 2024 zeigt, was die Deutschen wirklich zum Lernen antreibt.
Wie lernen die Menschen in Deutschland am effektivsten? Diese Frage beantwortet der neue „IU Lernreport 2024“ der IU Internationalen Hochschule. Die repräsentative Studie beleuchtet, welche Methoden und Motivationen hinter dem Lernen stehen und zeigt, welche Rolle digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) dabei spielen. Ein Ergebnis: Über 70 Prozent der Deutschen lernen aktiv – sei es aus persönlicher Neugier oder für berufliche Ziele. Doch es gibt auch Faktoren, die das Lernen behindern.
Der „IU Lernreport 2024“ basiert auf der Befragung von 2.512 Menschen in Deutschland, die zwischen 16 und 65 Jahre alt sind. Die repräsentative Erhebung fand vom 27. März bis 9. April 2024 statt und gibt einen umfassenden Überblick über die Lerngewohnheiten der Deutschen.
Warum die Deutschen lernen: Neugier im Fokus
Die Studie zeigt laut Pressemitteilung, dass persönliches Interesse für die meisten Menschen der stärkste Antrieb zum Lernen ist. 37,9 Prozent der Befragten geben an, aus Neugier und Liebe zum Thema zu lernen. Berufliche Gründe folgen mit 28,9 Prozent, während 19,3 Prozent lernen, um Prüfungen in Schule, Studium oder Ausbildung zu bestehen.
Neugier ist ein mächtiger Motor für das Lernen.
Dr. Ulrike Lichtinger, Professorin für Sozialwissenschaften an der IU
Sie betont, dass Menschen besonders dann nachhaltig lernen, wenn sie es aus eigenem Interesse tun. Persönliche Ziele, das Gefühl von Sinnhaftigkeit und der Wunsch nach Wachstum spielen ebenfalls eine große Rolle.
Lernerfolg durch Praxisnähe
Ein erfolgreicher Lernprozess bedeutet für viele Befragte vor allem, dass das Wissen in der Praxis anwendbar ist. 54,3 Prozent nennen Praxisnähe als entscheidenden Faktor, 47,1 Prozent legen Wert auf ein gutes Verständnis des Lernstoffs und eine langfristige Erinnerung. Laut Lichtinger bleiben Lerninhalte besser im Gedächtnis, wenn sie praktisch angewendet werden. „Das Gelernte wird so zu neuen Fähigkeiten“, erklärt die Expertin.
Klassische Materialien und digitale Tools
Die bevorzugten Lernmethoden in Deutschland reichen von klassischen Büchern bis hin zu digitalen Technologien. Gedruckte Lernmaterialien wie Bücher oder Skripte sind bei 59,9 Prozent der Lernenden besonders beliebt. Lernvideos und selbsterstellte Materialien wie Karteikarten oder Zusammenfassungen folgen dicht dahinter. Digitale Hilfsmittel wie Lern-Apps und KI-Tools nutzen 42,2 Prozent der Befragten regelmäßig, besonders in der Altersgruppe der 26- bis 40-Jährigen. Diese sogenannte Generation Y greift häufiger auf Videos, Podcasts und ähnliche Medien zurück, um sich das Lernen zu erleichtern.
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Künstliche Intelligenz verbessert die Lernergebnisse
Rund 36 Prozent der Befragten haben bereits Erfahrung mit KI-Technologien wie ChatGPT oder speziellen Lern-Apps gemacht. Fast 90 Prozent von ihnen bewerten diese Erfahrungen positiv. KI hilft dabei, Lerninhalte individuell anzupassen und schwierige Themen verständlicher zu machen. Über die Hälfte der Nutzer gibt an, dass sich ihre Lernergebnisse durch KI verbessert haben. Dr. Kristina Schaaff, Expertin für Digitale Transformation an der IU, sieht in KI-Lernhilfen wie dem von der Hochschule entwickelten „KI-Lernbuddy“ ein großes Potenzial. „Diese Technologien machen das Lernen effizienter und zugänglicher“, erklärt Schaaf.
Die größten Ablenkungen
Ein weiterer Schwerpunkt der Studie sind die Hindernisse, die erfolgreiches Lernen erschweren. Müdigkeit, Smartphones und private Sorgen gehören zu den größten Störfaktoren. Vor allem die Generation Z (bis 25 Jahre) und die Generation Y (26–40 Jahre) kämpfen mit Ablenkungen durch Social Media und digitale Geräte. Ältere Generationen nennen Müdigkeit und Stress als häufige Probleme.
Dr. Lichtinger fordert, dass Bildungsprogramme die Medienkompetenz junger Menschen stärken sollen. Nur so können Ablenkungen minimiert und die Konzentrationsfähigkeit verbessert werden.
Was du dir merken solltest:
- Laut dem „IU Lernreport 2024“ lernen über 70 Prozent der Deutschen aktiv, wobei persönliches Interesse mit 37,9 Prozent den wichtigsten Grund darstellt.
- Mehr als die Hälfte der Befragten sieht die praktische Anwendbarkeit des Gelernten als Hauptkriterium für erfolgreichen Wissenserwerb.
- 42,2 Prozent nutzen digitale Lernhilfen regelmäßig und 36 Prozent haben positive Erfahrungen mit KI gemacht, wodurch sie ihre Lernergebnisse verbessern konnten.
Bild: © Pexels
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