US-Wirtschaft wächst schwächer: Stagflation zeichnet sich am Horizont ab

US-Wirtschaftswachstum enttäuscht: Stagflationsrisiko steigt. Das BIP wuchs im letzten Quartal um 1,3 Prozent, weniger als erwartet.

Stagflation

Die drohende Stagflation könnte die US-Wirtschaft vor große Herausforderungen stellen. © Midjourney

Laut einem Bericht von Bloomberg war das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der USA im letzten Quartal langsamer als zunächst angenommen. Die Wirtschaft wuchs mit einer Rate von 1,3 Prozent. Die jüngsten Erwartungen der Analysten lagen mit 1,6 Prozent darüber. Ein Rückgang der Verbraucherausgaben, insbesondere bei Gütern wie Autos, hat zu diesem schwächeren Wachstum beigetragen – alles Zutaten einer drohenden Stagflation.

Stagflation droht: US-Wirtschaft wächst langsamer als erwartet

Ursprünglich ging man von einem noch höheren Wachstum aus. Von den optimistischen Prognosen mit 2,5 Prozent ist man nun weit entfernt. Wie Schweizer Cash unter Berufung auf eine Analyse des Chefökonomen Daniel Hartmann von Bantleon meldet, ist der Rückgang die erste bedeutende negative Überraschung seit einem Jahr. Ein wichtiger Faktor für diese Entwicklung sei der Anstieg der Importe um 7,2 Prozent gewesen, der zu einem negativen Wachstumsbeitrag von -0,9 Prozentpunkten führte.

Wirtschaft unter Druck

Neben den Importen blieben auch andere Wirtschaftsbereiche hinter den Erwartungen zurück. Der private Konsum erhöhte sich um 2,5 Prozent, lag aber unter den erwarteten 3,0 Prozent. Der Staatsverbrauch stieg um 1,2 Prozent und die Unternehmensinvestitionen um 2,9 Prozent. Überraschend positiv entwickelten sich jedoch die Wohnbauinvestitionen, die um 13,9 Prozent zulegten, obwohl sie nur einen geringen Anteil an der gesamten BIP-Statistik haben.

Stagflationsgefahr

Der unerwartet starke Anstieg der Verbraucherpreise verschärft die Situation. Laut Cash schränkt dies die Handlungsmöglichkeiten der Federal Reserve ein, da die Zentralbank eine niedrigere Inflation benötige, um die Zinsen zu senken. Die Aktienmärkte, die bereits auf eine Zinssenkung spekulierten, erlitten deutliche Verluste. Diese Entwicklungen wecken Befürchtungen vor einer Stagflation – einem Zustand, in dem die Inflation steigt, obwohl das Wirtschaftswachstum stagniert.

Blick in die Vergangenheit

Die letzte Stagflation in den USA ereignete sich in den 1970er Jahren – eine Zeit, die durch hohe Staatsausgaben und steigende Energiepreise infolge geopolitischer Spannungen gekennzeichnet war. Jene Erfahrungen sind für Ökonomen ein warnendes Beispiel. Jamie Dimon, CEO von JPMorgan, äußerte kürzlich Bedenken, dass die aktuelle Situation Ähnlichkeiten mit den 70er Jahren aufweise: „Ich mache mir Sorgen, dass es mehr wie in den 70er Jahren aussieht, als wir je zuvor gesehen haben.“

Was ist Stagflation?

Stagflation ist ein wirtschaftlicher Zustand, bei dem hohe Inflation und wirtschaftliche Stagnation gleichzeitig auftreten. Dies bedeutet, dass die Preise für Waren und Dienstleistungen insgesamt steigen, während das Wirtschaftswachstum stagniert oder sich sogar verringert. Der Begriff „Stagflation“ setzt sich aus „Stagnation“ und „Inflation“ zusammen. Die wirtschaftliche Aktivität lässt in der Phase nach kommt sogar zum Stillstand. Inflation oder Teuerung bedeutet, dass das allgemeine Preisniveau ansteigt, was die Lebenshaltungskosten für die Bevölkerung erhöht. Eine Stagflation kann auch mit einer Zunahme der Arbeitslosigkeit einhergehen, da Unternehmen in Reaktion auf die sinkende Nachfrage und die steigenden Kosten möglicherweise Arbeitsplätze abbauen.

Arbeitslosenzahlen steigen leicht

Letzte Woche stieg die Zahl der Amerikaner, die Arbeitslosenunterstützung beantragten, leicht an, doch die Zahl der Entlassungen bleibt trotz anhaltender Inflation und hoher Zinsen auf einem historisch niedrigen Niveau. Das US-Arbeitsministerium berichtete am Donnerstag, dass die Arbeitslosenansprüche für die Woche bis zum 25. Mai um 3.000 auf 219.000 gestiegen sind, verglichen mit 216.000 in der Vorwoche. Der Vier-Wochen-Durchschnitt der Ansprüche, der einige der wöchentlichen Schwankungen ausgleicht, stieg ebenfalls leicht um 2.500 auf 222.500.

Was du dir merken solltest:

  • Das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im letzten Quartal nur um 1,3 Prozent, was unter den prognostizierten 1,6 Prozent liegt; hohe Inflation und stagnierendes Wachstum wecken Befürchtungen einer Stagflation.
  • Stagflation ist eine wirtschaftliche Situation, in der hohe Inflation mit niedrigem oder keinem Wachstum einhergeht, was oft zu steigender Arbeitslosigkeit führt.
  • Trotz der Herausforderungen bleiben die Entlassungszahlen historisch niedrig, obwohl die Arbeitslosenansprüche kürzlich leicht gestiegen sind.

Übrigens: Noch Anfang Mai sahen die Prognosen des IW für die USA besser aus. Jedoch zeichnet sich für die deutsche Wirtschaft ein problematisches Bild ab. Warum Deutschland international den Anschluss verliert, erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Midjourney

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert