Karriere-Catfishing: Gen Z zahlt es Arbeitgebern mit gleicher Münze zurück

Die Gen Z dreht den Spieß um: Mit „Karriere-Catfishing“ reagieren junge Bewerber auf Ghosting und hohe Anforderungen im Bewerbungsprozess.

Die Gen Z sagt Arbeitgebern den Kampf an, indem sie Jobangebote annehmen und am ersten Arbeitstag einfach nicht erscheinen. © Pexels

Die Gen Z sagt Arbeitgebern den Kampf an, indem sie Jobangebote annehmen und am ersten Arbeitstag einfach nicht erscheinen. © Pexels

Ein neuer Trend macht Arbeitgebern zu schaffen: Karriere-Catfishing. Junge Menschen aus der Generation Z nehmen Jobs an – und erscheinen dann einfach nicht. Sie sagen nicht ab, sie antworten nicht auf Anrufe oder E-Mails. Stattdessen zahlen sie es den Unternehmen mit gleicher Münze zurück. Laut einer Umfrage der Plattform CV Genius hat jeder dritte Gen Z-Bewerber schon einmal auf diese Weise gezeigt, was er von einem frustrierenden Einstellungsprozess hält.

Ghosting, also das plötzliche Abbrechen von Kontakt, ist längst keine Einbahnstraße mehr. Wie das Wirtschaftsmagazin Fortune berichtet, sehen sich viele junge Menschen von unendlichen Vorstellungsgesprächen, langsamen Rückmeldungen und unklaren Jobversprechen zermürbt. Ihre Antwort: Sie machen es den Personalabteilungen nach und verschwinden einfach – ohne Erklärung.

Harte Konkurrenz, härtere Reaktionen

Die Ursachen für dieses Verhalten liegen tief. Der Kampf um gute Jobs ist intensiver denn je. Laut der Plattform Handshake haben Absolventen 2024 bereits 64 Prozent mehr Bewerbungen geschrieben als der Jahrgang davor. Gleichzeitig gibt es weniger offene Stellen, und die Anforderungen steigen. Viele Arbeitgeber erwarten von Berufseinsteigern Fähigkeiten, die sie kaum haben können. „Einsteiger sind nicht bereit für den Jobmarkt“, glauben laut einer Studie von General Assembly ganze 88 Prozent der Manager.

Doch genau das sei doch der Sinn von Einstiegspositionen, meint Jourdan Hathaway von General Assembly. Unternehmen müssten jungen Menschen die Chance geben, sich zu entwickeln, statt sie mit unrealistischen Erwartungen abzuschrecken. Stattdessen fühlen sich viele gezwungen, den ersten Job anzunehmen, der ihnen angeboten wird – nur um dann am ersten Arbeitstag zu merken, dass er nicht das Richtige ist.

Bewerber drehen den Spieß um

Der Frust sitzt tief, und die Antwort ist oft drastisch. 80 Prozent der Personalverantwortlichen geben laut einer Umfrage zu, Bewerbern selbst mitten im Prozess nicht mehr zu antworten. Junge Menschen reagieren darauf zunehmend mit derselben Taktik. Laut Monster haben über ein Drittel der Bewerber absichtlich den Kontakt abgebrochen, weil sie sich von Unternehmen schlecht behandelt fühlten. Unfreundliche Gesprächspartner, irreführende Jobbeschreibungen oder wochenlange Funkstille – das alles treibt viele dazu, zurückzuschlagen.

Auch die zunehmende Automatisierung spielt eine Rolle. Wie Fortune berichtet, sortieren KI-Systeme mittlerweile viele Bewerbungen aus, bevor diese überhaupt von einem Menschen gesehen werden. Diese anonymisierte Behandlung verstärkt das Gefühl, dass es im Bewerbungsprozess nicht mehr um Menschen geht – und das motiviert manche, genauso unpersönlich zu handeln.

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Gen Z fordert Respekt

Hinter dem „Karriere-Catfishing“ steckt jedoch nicht nur Trotz, sondern auch ein klarer Wunsch nach Respekt und Selbstbestimmung. Viele junge Menschen fühlen sich von den traditionellen Prozessen nicht ernst genommen. Eine Umfrage von Indeed zeigt, dass sie Ghosting oft als Weg sehen, die Kontrolle über ihre Karriere zurückzugewinnen. Doch dieses Verhalten bleibt nicht ohne Folgen: Laut Genius gilt die Generation Z bei vielen Arbeitgebern bereits als die „schwierigste Generation“, wenn es um Zusammenarbeit geht.

Ob dieses Verhalten die gewünschten Veränderungen bringt, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass sowohl Bewerber als auch Unternehmen lernen müssen, den gegenseitigen Umgang zu verbessern. Denn wenn eine Seite schweigt, zahlt die andere es nur allzu oft mit gleicher Münze zurück.

Was du dir merken solltest:

  • „Karriere-Catfishing“: Gen Z sagt Arbeitgebern den Kampf an, indem sie Jobangebote annehmen – und einfach nicht erscheinen.
  • Ursache ist Frust über langwierige Bewerbungsprozesse, Funkstille von Personalern und unrealistische Anforderungen in einem angespannten Arbeitsmarkt.
  • Dieses Verhalten zeigt: Der Kampf um Kontrolle im Bewerbungsprozess hat begonnen – auf beiden Seiten wird mit harten Bandagen gekämpft.

Übrigens: Berufseinsteiger der Gen Z stehen vor düsteren Perspektiven – Unsicherheit, Entlassungen und enorme Konkurrenz prägen den Arbeitsmarkt. Warum viele dennoch neue Wege finden und welche Strategien wirklich helfen, erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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