Quiet Cracking im Job: Diese Anzeichen kennt jeder Zweite – und Millionen zerbrechen innerlich
Mehr als die Hälfte der Beschäftigten zeigt Symptome von Quiet Cracking – stille Unzufriedenheit mit Folgen für Motivation und Wirtschaft.

Immer schön die Arbeit erledigen, aber innerlich abgeschaltet sein – viele Beschäftigte spüren genau dieses stille Zerbrechen im Job. © Pexels
Sie gehen weiterhin täglich zur Arbeit, erledigen ihre Aufgaben und wirken nach außen engagiert. Doch im Inneren wächst die Unzufriedenheit. Viele Arbeitnehmer fühlen sich übergangen, nicht ausreichend ernst genommen und sehen keine klare Perspektive für ihre berufliche Entwicklung. Dieses schleichende Abkoppeln vom Job hat inzwischen einen Namen: Quiet Cracking. Eine aktuelle TalentLMS Umfrage unter 1.000 US-Beschäftigten macht deutlich, wie weit verbreitet das Problem ist.
54 Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen Monaten mindestens eine Form von Quiet Cracking erlebt zu haben. Besonders alarmierend: Jeder Fünfte berichtete, dass dieses Gefühl kein Ausnahmezustand ist, sondern ihn „häufig“ oder sogar „ständig“ begleitet.
Zufriedenheit bricht vor allem bei Jüngeren ein
Quiet Cracking beschreibt den langsamen Verlust an Motivation, der weder in klassischen Leistungskennzahlen noch sofort in klarer Erschöpfung sichtbar wird, aber die Zufriedenheit von Grund auf untergräbt.
Konkrete Symptome von Quiet Cracking sind:
- Rückzug aus Meetings und weniger aktive Beteiligung
- sinkende Konzentration und häufige Ablenkung
- Erledigung von Aufgaben ohne Begeisterung
- fehlende Initiative für neue Ideen oder Projekte
- steigende Unsicherheit über die eigene Zukunft im Unternehmen
- Gefühl mangelnder Anerkennung trotz erbrachter Leistung
- wachsende Frustration über unklare Erwartungen und hohe Arbeitslast
Die Zahlen zeigen deutliche Risse in der Arbeitswelt: 82 Prozent fühlen sich in ihrem aktuellen Job sicher, aber nur 62 Prozent glauben an eine Zukunft im Unternehmen. 18 Prozent sehen gar keine Perspektive. Besonders stark sinkt die Motivation bei jüngeren Beschäftigten. Statt sich weiterzuentwickeln, entsteht der Eindruck, auf der Stelle zu treten. Wer sich nicht wertgeschätzt fühlt, verliert Schritt für Schritt seine Energie, bis Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit spürbar nachlassen.
Was sind die Ursachen?
Quiet Cracking entsteht nicht plötzlich. Es wächst über Monate, wenn grundlegende Faktoren fehlen:
- Wertschätzung: 30 Prozent fühlen sich für ihre Arbeit nicht anerkannt.
- Klare Führung: 47 Prozent der Betroffenen haben das Gefühl, dass ihre Vorgesetzten nicht zuhören.
- Weiterbildung: 42 Prozent erhielten im vergangenen Jahr keine Schulung, manche sogar noch seltener.
- Überlastung: 29 Prozent sehen ihre Arbeitsmenge als untragbar.
Quiet Cracking ist der innere Zerfall der Arbeitszufriedenheit. Anders als Burnout äußert es sich nicht immer in Erschöpfung. Anders als Quiet Quitting zeigt es sich nicht sofort in Leistungskennzahlen. Aber es ist genauso gefährlich.
Fehlende Anerkennung wirkt wie ein Katalysator
Die Unterschiede zwischen Betroffenen und Nicht-Betroffenen sind frappierend:
- 80 Prozent der zufriedenen Beschäftigten fühlen sich wertgeschätzt.
- Bei Quiet-Cracking-Betroffenen sinkt dieser Wert auf 26 Prozent.
Regelmäßiges Feedback ist deshalb ein entscheidender Hebel. Und dieser ist nicht mal teuer. Ein ehrliches Lob im Team oder ein persönliches Dankeschön reicht oft schon, um Beschäftigte zu binden.
Führungskräfte stehen in der Pflicht
Manager beeinflussen, ob Beschäftigte motiviert bleiben oder innerlich abschalten. 62 Prozent der Befragten sagten, ihre Vorgesetzten hörten ihnen zu. Unter Betroffenen kehrte sich das Bild fast um: 47 Prozent fühlten sich nicht gehört.
Genau hier liegt ein Schlüssel. Wer Anliegen ernst nimmt und in direkten Gesprächen klärt, baut Vertrauen auf. Fehlt diese Ebene, wächst Frustration. „Quiet Cracking ist nicht nur ein Thema des Wohlbefindens – es ist ein geschäftliches Problem. Wenn Beschäftigte innerlich zerbrechen, verlieren Unternehmen Produktivität, Kreativität und Loyalität.“, so die Analyse.
Weiterbildung als Gegenmittel
Der Zusammenhang zwischen Lernen und Sicherheit ist eindeutig. Beschäftigte, die im letzten Jahr geschult wurden, fühlen sich 140 Prozent wahrscheinlicher sicher im Job. Das hat Folgen für die Motivation.
Weiterbildung bedeutet nicht nur, neue Fähigkeiten zu erwerben. Sie vermittelt auch das Gefühl, dass ein Unternehmen investiert – in Können, in Zukunft, in Menschen. „Weiterbildung ist mehr als nur ein Instrument zum Aufbau von Fähigkeiten. Es stärkt vor allem das Selbstvertrauen.“, erklären die Studienautoren.
Quiet Cracking schwächt Teams massiv und kostet die Wirtschaft Billionen
Wenn Mitarbeiter innerlich kündigen, zahlen nicht nur Firmen den Preis. Laut Gallup gehen der Weltwirtschaft jedes Jahr 8,8 Billionen US-Dollar verloren, schreibt Inc.. Das entspricht rund neun Prozent der globalen Wirtschaftsleistung.
Quiet Cracking ist nicht unausweichlich. Es ist ein Aufruf zum Handeln.
Quiet Cracking betrifft deshalb nicht nur Einzelne. Es schwächt Teams, Unternehmen und letztlich ganze Volkswirtschaften. Innovation verlangsamt sich, Fachkräfte wenden sich ab und der Druck auf den Arbeitsmarkt steigt.
Kurz zusammengefasst:
- Quiet Cracking beschreibt den schleichenden Verlust von Arbeitszufriedenheit, der weder sofort an Leistungskennzahlen noch in Form von Erschöpfung sichtbar wird, aber langfristig Motivation und Leistungsfähigkeit zerstört.
- Mehr als die Hälfte aller Beschäftigten zeigt Symptome, jeder Fünfte erlebt sie sogar häufig; Ursachen sind vor allem fehlende Wertschätzung, mangelnde Weiterbildung, unklare Erwartungen und Überlastung.
- Die Folgen sind gravierend für Individuen, Unternehmen und Wirtschaft – von innerer Kündigung über Milliardenverluste bis hin zu sinkender Innovationskraft und verstärktem Fachkräftemangel.
Übrigens: Während viele Beschäftigte innerlich mit Quiet Cracking kämpfen, gibt es auch Unternehmen, die ihre Leute besonders zufriedenstellen. Welche Arbeitgeber 2025 in Deutschland ganz vorn liegen und warum – mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Pexels