Härter arbeiten – oder ersetzt werden? Experten warnen vor neuer Realität am Arbeitsmarkt

Die Machtverhältnisse verschieben sich: Unternehmen entlassen verstärkt – Arbeitnehmer müssen sich anpassen und härter arbeiten.

Arbeitgeber fordern mehr Leistung: Weniger Kompromisse, höhere Erwartungen – Mitarbeiter müssen härter arbeiten oder riskieren gefeuert zu werden. © Vecteezy

Arbeitgeber fordern mehr Leistung: Weniger Kompromisse, höhere Erwartungen – Mitarbeiter müssen härter arbeiten oder riskieren gefeuert zu werden. © Vecteezy

Der Arbeitsmarkt in Deutschland verändert sich rasant – und nicht zum Vorteil der Beschäftigten. Große Unternehmen setzen auf Kostensenkungen, viele kündigen Stellenstreichungen an. Innerhalb weniger Tage meldeten gleich mehrere Firmen drastische Einschnitte: Der deutsche Flugtaxi-Entwickler Lilium stellt seinen Betrieb ein – 1.000 Jobs sind akut gefährdet. Ein traditionsreicher Lkw-Radhersteller aus Solingen ist pleite, 400 Jobs wackeln. Continental streicht weitere 3.000 Stellen. Otto entlässt 480 Callcenter-Mitarbeiter und schließt acht Kundenservice-Standorte. Porsche will 1.900 Stellen abbauen. Und bei der Commerzbank könnten laut Betriebsrat bis zu 15.000 Jobs auf der Kippe stehen.

Gleichzeitig waren im Januar 2025 erstmals seit zehn Jahren wieder fast drei Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Wer einen sicheren Arbeitsplatz behalten will, sollte jetzt Leistung zeigen.

Unternehmen verlieren die Geduld – Härter arbeiten statt Vier-Tage-Woche

Laut Business Insider haben 29 führende deutsche Unternehmen inzwischen feste Präsenztage im Büro eingeführt. Der Trend geht weg von Homeoffice, hin zu mehr Kontrolle durch die Arbeitgeber.

Für Arbeitnehmer bedeutet das: Weniger Flexibilität, höhere Erwartungen. Der Markt verschiebt sich zugunsten der Unternehmen – und das hat Folgen.

„Vielleicht sagen die Chefs: Ich muss mich nicht mit diesem Millennial- oder Gen-Z-Kram abfinden“, meint Joe Galvin, Chief Research Officer bei der Coaching-Plattform Vistage. Die Geduld der Arbeitgeber mit Forderungen nach mehr Work-Life-Balance oder psychischer Entlastung scheint zu schwinden.

Auch Personalberaterin Suzanne Lucas warnt: „Wenn es sich um einen Arbeitgebermarkt handelt, was im Moment der Fall ist, sind die Unternehmen viel wählerischer als wenn es sich um einen Arbeitnehmermarkt handelt.“ Kurz gesagt: Wer nicht liefert, wird ersetzt.

Entlassungen aus fadenscheinigen Gründen – Firmen setzen auf harte Linie

Dass Unternehmen bereit sind, schnell durchzugreifen, zeigt das Beispiel Meta. Der Konzern entließ kürzlich zwei Dutzend Mitarbeiter – weil sie ihre 25-Dollar-Essensgutscheine (24 Euro) nicht regelkonform verwendet hatten.

Lucas erklärt: „Es geht wirklich nicht darum, jemanden für den Kauf von Zahnpasta zu bestrafen – es geht darum, dass jeder weiß, dass es eine Grenze gibt, die man nicht überschreitet.“ Arbeitgeber nutzen also selbst kleinste Verstöße, um unerwünschte Mitarbeiter loszuwerden. Arbeitnehmer sollten deshalb umso vorsichtiger sein – Fehler können schnell zum Kündigungsgrund werden.

Wer nicht härter arbeiten will und sich nicht weiterbildet, riskiert seinen Job

Doch es gibt Strategien, um sich gegen den aktuellen Trend zu wappnen. Mona Mourshed, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Beschäftigungsorganisation Generation, rät: „Es ist ganz klar, dass es in jedem Unternehmen einige Leute gibt, die Power-User sind, und alle anderen sind Anfänger oder nutzen es nicht wirklich.“

Ihr Tipp: In neue Fähigkeiten investieren, vor allem in Künstliche Intelligenz (KI). Wer sich mit Automatisierungstools und digitalen Prozessen auskennt, bleibt für Unternehmen wertvoll.

Zusätzlich sollten Arbeitnehmer verschiedene Unternehmensbereiche kennenlernen, etwa durch Projekte oder Teamarbeit. „Tut das, weil es euch im Wesentlichen ermöglicht, funktionsübergreifende Fähigkeiten zu erwerben“, sagt Mourshed. Wer sich vielseitig aufstellt, hat auch bei internen Umstrukturierungen bessere Chancen.

Harte Zeiten für Arbeitnehmer: Leistung zählt mehr denn je

Die Botschaft der Experten ist klar: Derzeit ist nicht der richtige Moment, um nach mehr Flexibilität oder Sonderleistungen zu fragen.

„Mein Rat an die Angestellten ist, zu erkennen, dass man ein guter Arbeiter sein muss – es heißt nicht umsonst Arbeit“, betont Lucas. Wer jetzt härter arbeitet, sich weiterbildet und klug handelt, hat die besten Chancen, seinen Job zu behalten.

Denn während Unternehmen rigoros abbauen, bleibt eine Tatsache bestehen: Wer für den Arbeitgeber unverzichtbar ist, wird nicht so leicht ersetzt.

Kurz zusammengefasst:

  • Unternehmen streichen massiv Stellen und verschärfen die Anforderungen: Große Konzerne wie Otto, Porsche und Continental bauen Tausende Jobs ab, während feste Präsenztage im Büro die Flexibilität der Arbeitnehmer einschränken.
  • Arbeitgeber dominieren den Markt und setzen auf Leistung: Führungskräfte erwarten mehr Einsatz, sind weniger kompromissbereit – Mitarbeiter müssen Gas geben und härter arbeiten.
  • Weiterbildung sichert die Zukunft: Arbeitnehmer sollten in neue Fähigkeiten, besonders in KI, investieren und sich vielseitig aufstellen, um ihre Chancen im Unternehmen zu wahren.

Bild: © Vecteezy

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