Arbeitswelt im Wandel: „Quiet Cutting“ zwingt Angestellte zum Ausstieg – ganz ohne Kündigung

„Quiet Cutting“ krempelt die Arbeitskultur gehörig um: So drängen Unternehmen ihre Mitarbeiter subtil heraus, um Kosten zu sparen.

Quiet cutting

Wer von selbst geht, bekommt auch keine Abfindung: Diesen Fakt nutzen Unternehmen beim „Quiet Cutting“ aus. © Unsplash

Immer mehr Berichte aus den USA zeichnen das Bild einer neuen Unternehmensstrategie, bekannt unter dem Namen „Quiet cutting“.

Diese Vorgehensweise fokussiert sich auf Arbeitgeber, die ihre Angestellten subtil dazu drängen, das Unternehmen zu verlassen, ohne dass formale Entlassungen ausgesprochen werden. Dieses Phänomen stellt eine moderne Form der Personalkostensenkung dar, bei der Arbeitnehmer mit weniger Gehalt, unterqualifizierten Positionen oder Aufgaben, die nicht ihren Fähigkeiten entsprechen, konfrontiert werden.

Trendwende am Arbeitsmarkt

Die Strategie, die hinter „Quiet cutting“ steht, scheint auf den ersten Blick für die Unternehmen finanziell attraktiv zu sein: Statt hohe Abfindungen im Falle einer Kündigung zu zahlen, versetzen sie Mitarbeiter in der Hoffnung, dass diese von sich aus kündigen. Die Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA) zitiert hierzu einen Bericht des Wall Street Journal. Anhand von Daten der Finanzforschungsplattform AlphaSense offenbarte dieser, dass sich die Zahl der Erwähnungen von Versetzungen und ähnlichen Maßnahmen in Unternehmensberichten in den USA innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht hat. Dies deutet darauf hin, dass „Quiet cutting“ zu einem verbreiteten Phänomen geworden ist. Dahinter steckt jedoch nicht nur der Gedanke nach Kostenersparnis, sondern auch die Möglichkeit, Mitarbeiter in für die Zukunft des Unternehmens wichtigen Bereichen neu zu positionieren.

Die Folgen für Angestellte

Die Auswirkungen auf die Angestellten sind jedoch weit weniger positiv: Viele Mitarbeiter berichten von einem erheblichen Verlust an Arbeitszufriedenheit und mentaler Belastung. So zitiert die HNA etwa den Fall eines 34-jährigen Angestellten bei IBM, der innerhalb eines Jahres zweimal versetzt wurde, was für ihn eine erhebliche Belastung darstellte. Trotz des Gefühls, unfair behandelt zu werden, entschied er sich – getrieben von der Überzeugung, dass seine Leistungen anerkannt werden sollten – bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Berichts gegen eine Kündigung.

Zukunftsperspektiven in Deutschland

Ob und in welchem Ausmaß „Quiet cutting“ auch in Deutschland praktiziert werden wird, bleibt abzuwarten. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Phänomen „Quiet quitting“, bei dem Angestellte lediglich das Nötigste tun, um ihren Job zu behalten, könnten jedoch einen Hinweis darauf geben, dass auch hierzulande ein Umdenken in der Arbeitskultur stattfindet. Die Arbeitswelt unterliegt einem ständigen Wandel und Phänomene wie „Quiet cutting“ und „Quiet quitting“ sind lediglich Symptome einer tieferen Unzufriedenheit und eines Bedürfnisses nach Veränderung.

 „Quiet cutting“ ist ein komplexes Phänomen, das sowohl für Unternehmen als auch für Arbeitnehmer erhebliche Herausforderungen mit sich bringt. Während Arbeitgeber nach Wegen suchen, Kosten zu senken und ihre Belegschaft effizienter zu gestalten, stehen Angestellte vor der schwierigen Entscheidung, unter veränderten und oft verschlechterten Bedingungen zu arbeiten oder den mühsamen Weg einer beruflichen Neuorientierung zu gehen.

Was du dir merken solltest:

  • „Quiet cutting“ beschreibt eine neue Strategie von Unternehmen, insbesondere in den USA, bei der Arbeitnehmer zur Vermeidung formaler Entlassungen und hoher Abfindungen subtil dazu gedrängt werden, das Unternehmen zu verlassen.
  • Mitarbeiter werden oft in Positionen versetzt, die nicht ihren Qualifikationen entsprechen oder mit geringerem Gehalt verbunden sind, was eine erhebliche mentale Belastung und Unzufriedenheit zur Folge hat.
  • Obwohl „Quiet cutting“ kurzfristige finanzielle Vorteile für Unternehmen bieten kann, birgt es langfristige Risiken für die Arbeitsmoral und die Unternehmenskultur.

Bild: © Icons8 Team via Unsplash

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