Lithium spaltet Serbien: Entscheidet sich Belgrad für „grüne Autos“ oder „grüne Äpfel“?
Der Abbau von Lithium im Jadar-Tal entzweit Serbien: Regierung betont die nationale Sicherheit, Proteste warnen vor Umweltzerstörung.
In Serbien befindet sich eines der bedeutendsten Vorkommen von Lithium Europas, das eine zentrale Rolle bei der Versorgung des Kontinents spielen könnte. Im Jahr 2019 erhielt der australische Bergbaukonzern Rio Tinto die Genehmigung für den Abbau, doch diese wurde im Vorfeld der Wahlen 2022 wieder aufgehoben. Die damalige Premierministerin Ana Brnabić verkündete damals das Ende des Projekts in Serbien. Ein Gerichtsurteil im Juli hob jedoch den Widerruf als verfassungswidrig auf, wodurch die Lizenz erneut erteilt wurde.
Die Entscheidung entfachte erneut massive Proteste. Anfang dieses Monats strömten zwischen 24.000 und 27.000 Demonstranten auf die Straßen von Belgrad. Sie riefen Slogans wie „Rio Tinto raus aus Serbien“ und „Ihr werdet nicht graben“, während sie Schilder mit der Botschaft „Wir geben Serbien nicht her“ hochhielten. Sollte das 2,55-Milliarden-Dollar-Projekt im Jadar-Tal umgesetzt werden, würde es zur größten Lithium-Mine Europas werden. Doch die Gegner des Projekts fordern ein generelles Verbot des Abbaus von Lithium und Bor im ganzen Land.
Lithium-Abbau, ein nationales Projekt mit geopolitischer Bedeutung
Ana Brnabić, nun Präsidentin der serbischen Parlaments, hat den geplanten Lithiumabbau im Jadar-Tal als ein „Projekt von nationaler Sicherheit“ bezeichnet, berichtet Voice of America in seiner serbischen Ausgabe. Für die serbische Regierung könnte das Projekt die Position des Landes in der internationalen Politik stärken, indem es Serbien zu einem strategisch wichtigen Lieferanten für ein essenzielles Rohmaterial für Elektrofahrzeuge macht. Brnabić betonte laut dem Bericht, dass der Abbau von Lithium Serbien eine größere Unabhängigkeit und die Möglichkeit geben würde, seine eigenen Interessen auf der globalen Bühne durchzusetzen.
Sie warf der Opposition vor, das Projekt nicht aus Umweltgründen, sondern aus rein politischen Motiven abzulehnen. Sie betonte, dass die derzeitigen Oppositionsführer früher selbst keine Bedenken gegen den Lithiumabbau geäußert hätten, als sie noch an der Macht waren.
Proteste wachsen rasant und vereinen tausende Gegner des Lithiumabbaus
Trotz der von der Regierung angeführten Vorteile stößt das Projekt auf starken Widerstand in der Bevölkerung. Die Proteste gegen den geplanten Abbau von Lithium haben sich zu einer breiten Bürgerbewegung entwickelt. Getragen wird sie von Umweltschützern, Bauern und gewöhnlichen Bürgern. Diese sehen in dem Projekt eine ernsthafte Bedrohung für ihre Gesundheit und Umwelt.
Die Proteste erreichten im August ihren Höhepunkt, als Tausende Menschen auf die Straßen von Belgrad gingen, um gegen Rio Tinto und die Regierung zu demonstrieren. Ein zentraler Punkt der Kritik ist die Befürchtung, dass der Abbau von Lithium zu erheblichen Umweltschäden führen könnte, insbesondere zur Verschmutzung von Luft und Wasser.
Aufgebrachte Demonstranten in Belgrad
Angela Rojovic, eine junge Aktivistin, brachte die Bedenken vieler Demonstranten auf den Punkt: „Ich brauche keine grünen Autos. Ich brauche grüne Äpfel und grünes Gras“, sagte sie laut der New York Times. Ihre Aussage steht symbolisch für den breiten Widerstand gegen das Projekt der Belgrader Regierung.
Lithium spaltet Serbien
Der Lithiumabbau hat Serbien in zwei Lager gespalten. Auf der einen Seite steht die Regierung, die das Projekt als Schlüssel für die wirtschaftliche und politische Zukunft des Landes sieht. Auf der anderen Seite stehen die Gegner, die fürchten, dass das Projekt langfristige Schäden an der Umwelt und an den Lebensgrundlagen der Menschen im Jadar-Tal verursachen könnte.
Die Opposition hat das Projekt als Symbol für das Versagen der Regierung dargestellt, die Interessen der Bürger zu schützen. Borko Stefanović von der Partei Freiheit und Gerechtigkeit (SSP) kritisierte laut Voice of America die Regierung scharf und warf ihr vor, die Sicherheit der Nation zu gefährden, indem sie das Projekt ohne angemessene Kontrolle vorantreibt.
Was du dir merken solltest:
- Serbien besitzt eines der größten Vorkommen von Lithium Europas, dessen Abbau das Land in zwei Lager spaltet: Regierung und Bevölkerung.
- Die Regierung sieht den Lithiumabbau als essenziell für die nationale Sicherheit und wirtschaftliche Unabhängigkeit an.
- Gegner des Projekts fürchten jedoch massive Umweltschäden und soziale Ungerechtigkeit, was zu landesweiten Protesten führt.
Bild: © Emilija Knezevic via Wikimedia unter CC BY 4.0
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