Carbon Clean baut CO2-Waschmaschine: Neue Technik verspricht drastische Kostenreduktion
Das Start-up Carbon Clean entwickelt eine innovative CO2-Abscheidungstechnologie. Investoren wie Chevron und Saudi Aramco sehen großes Potenzial.
Carbon Clean will CO2 aus Industrieanlagen absorbieren und die Kosten dafür drastisch senken. Die fossile Industrie sieht ihre Chance und investiert eine rekordverdächtige Summe. Das Start-up wurde 2009 in Mumbai, Indien, von Aniruddha Sharma und Prateek Bumb gegründet und hat seinen Sitz in London. Obwohl die anfängliche Unterstützung gering war, investierten Regierungen und Unternehmen inzwischen 260 Millionen Euro, so Handelsblatt.
Revolutionäre Technologie von Carbon Clean
Carbon Clean verwendet eine Carbon Capture-Technologie (zu deutsch: CO2-Abscheidung), die CO2 direkt bei seiner Entstehung in Industrieanlagen abscheidet. Aniruddha Sharma sagt, die Technologie funktioniere „wie eine Waschmaschine“. Ein Lösungsmittel fängt das CO2-Molekül ein, das dann durch Erhitzen bei 120 Grad Celsius wieder freigesetzt werde. Im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen sei die neue Technologie von Carbon Clean zehnmal kleiner und zehnmal schneller im Bau. Die Kapitalkosten seien nur halb so hoch. Die Absorptionsreaktion finde in schnell rotierenden Zylindern statt, was die Effizienz erhöhe.
CycloneCC-Technologie steigert CO2-Abscheidung erheblich
Ein Modul könne pro Jahr 100.000 Tonnen CO2 abscheiden. Zum Vergleich: Der Gaskonzern Chevron war 2022 für 725 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verantwortlich. Die neueste Technologie „CycloneCC“ solle bis Ende 2025 einsatzbereit sein. Bis dahin wolle Carbon Clean die vollmodulare Technik beim Kunden im Einsatz haben. Das Baukastensystem erlaube es den Kunden, ihre Kapazitäten schrittweise zu erhöhen. Aniruddha Sharma erklärt: „Wir wollen die Dekarbonisierung in der Schwerindustrie vorantreiben.“
Chevron führt große Investitionsrunde an
Chevron führe die aktuelle Finanzierungsrunde an. Weitere Investoren seien Saudi Aramco und TC Energy. Alfredo Carrato von Cemex Ventures betont: „Wir haben speziell in Carbon Clean investiert, weil das Unternehmen über eine der vielversprechendsten und fortschrittlichsten Technologien zur CO2-Abscheidung verfügt.“ Diese Technologie sei kostengünstig und bestehende Anlagen könnten nachgerüstet werden.
Starke Konkurrenz im Carbon-Capture-Markt
Im Markt für Carbon Capture gibt es starke Konkurrenz. Dazu gehören die Shell-Tochter Cansol, Aker Carbon Capture aus Norwegen, der kanadische Anbieter Svante und der japanische Automobilhersteller Mitsubishi. Der CO2-Preis im europäischen Emissionshandel betrage zurzeit circa 72 Euro pro Tonne. Laut dem Start-up lägen die Kosten für die Abscheidung im besten Fall bei 40 US-Dollar pro Tonne CO2.
Carbon Clean und Siemens Energy bauen größte E-Fuels-Fabrik Europas
In Schweden beteiligt sich Carbon Clean zusammen mit Siemens Energy am Aufbau von Europas größter E-Fuels-Fabrik. Im Mai 2024 wurde das erste Modul der CO2-Abscheidungseinheit für Ørsteds großes eMethanol-Projekt montiert. Die Arbeiten an der Anlage in Örnsköldsvik laufen nun auf Hochtouren. Sobald sie in Betrieb ist, soll die Technologie von Carbon Clean jährlich 70.000 Tonnen CO2 abscheiden, meldet Chemical Engineering.
IPCC fordert massive CO2-Reduktion bis 2100
Der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) habe in seinen Szenarien festgelegt, dass bis 2100 insgesamt 348 bis 1218 Gigatonnen CO2 eingespart werden müssen. Derzeit liegt dieser Wert weltweit bei 45 Millionen Tonnen CO2 jährlich. Angekündigt seien bereits Projekte im Umfang von 360 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Ob sich das Verfahren finanziell lohne, hänge auch vom CO2-Preis und der Gesetzgebung ab, so Handelsblatt.
Kontroverse um CCS-Technologie für vermeidbare Emissionen
Klimaforscher seien sich uneinig darüber, ob der teure Einsatz von CCS-Technologie auch für vermeidbare Emissionen aus Öl, Kohle und Gas gerechtfertigt sei. Die bisher von Carbon Clean eingefangene Menge belaufe sich auf 2,2 Millionen Tonnen CO2.
Was du dir merken solltest:
- Carbon Clean entwickelt eine innovative CO2-Abscheidungstechnologie, die effizienter und kostengünstiger ist als herkömmliche Methoden.
- Investoren wie Chevron und Saudi Aramco unterstützen das Start-up mit erheblichen Mitteln, um die Technologie weiterzuentwickeln und zu skalieren.
- Die CycloneCC-Technologie von Carbon Clean soll bis Ende 2025 einsatzbereit sein und könnte jährlich 100.000 Tonnen CO2 pro Modul abscheiden.
Übrigens: Bill Gates hat den „Breakthrough Energy Summit“ in London ins Leben gerufen. Dort stellen 100 Firmen saubere Technologien vor, die das Zeug dazu haben, den Klimawandel zu bekämpfen. Welche spannenden Innovationen in der britischen Hauptstadt vorgestellt wurden, erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © Carbon Clean