Arbeiten an Weihnachten: In diesen Jobs fällt Heiligabend aus

Viele Beschäftigte arbeiten an Weihnachten, damit Versorgung und Pflege laufen. Eine WSI-Studie zeigt, welche Berufe an Heiligabend im Einsatz sind.

Frau im Büro an Weihnachten

Viele Beschäftigte müssen auch an Weihnachten und zum Jahreswechsel arbeiten. Neue Daten zeigen, für wen Heiligabend und die Feiertage regelmäßig im Job stattfinden. © Pexels

Der 24. Dezember ist für viele Familien ein fester Ruhepunkt. Termine enden früher, der Alltag tritt zurück, Zeit mit Angehörigen rückt in den Mittelpunkt. Doch das gilt längst nicht für alle. In vielen Berufen gehört Arbeiten an Weihnachten weiterhin zur Norm. Neue Daten zeigen, wie verbreitet Dienst zwischen den Jahren ist, welche Gruppen besonders betroffen sind und warum sich die Belastung immer auf dieselben Menschen konzentriert.

Die Zahlen stammen aus einer aktuellen Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung. Befragt wurden 5.800 Erwerbstätige in ganz Deutschland. Die Ergebnisse zeigen, dass die Feiertage für viele kein gemeinsamer Ruhetag sind, sondern ein normaler Arbeitstag.

Arbeiten an Weihnachten bleibt für viele Realität

Am Heiligabend arbeiten vormittags noch 24 Prozent aller Erwerbstätigen. Mit dem Einsetzen des Ladenschlusses nach 14 Uhr sinkt der Anteil zwar deutlich, doch ganz endet die Arbeit nicht. Neun Prozent bleiben auch dann im Job, wenn anderswo die Bescherung beginnt.

An den beiden Weihnachtstagen bleibt der Anteil der Arbeitenden auf einem ähnlichen Niveau wie am Heiligabend am Nachmittag. Für einen Teil der Beschäftigten gibt es also auch an den Feiertagen keine echte Pause.

Diese Branchen tragen die Hauptlast

Besonders stark betroffen sind bestimmte Wirtschaftsbereiche. In Verkehr und Logistik arbeitet am Vormittag des 24. Dezember fast jede zweite Person. Im Handel sind es 46 Prozent, im Gastgewerbe 39 Prozent. Auch im Gesundheits- und Sozialwesen bleibt der Einsatz hoch. Rund 20 Prozent arbeiten selbst an den Feiertagen weiter.

Diese Branchen sichern Versorgung, Mobilität und Pflege. Sie funktionieren auch dann, wenn viele andere längst frei haben. Für die Beschäftigten bedeutet das jedoch regelmäßige Arbeit an Tagen, die gesellschaftlich als Auszeit gelten.

Arbeit an Feiertagen nach Wirtschaftszweigen
Die Tabelle zeigt, in welchen Wirtschaftszweigen Beschäftigte an Heiligabend, den Weihnachtstagen sowie an Silvester und Neujahr arbeiten. Besonders häufig fällt Arbeiten an Weihnachten in Logistik, Handel und Gastgewerbe an. © WSI-Erwerbspersonenbefragung

Feiertagsarbeit trifft oft dieselben

Auffällig ist die Wiederholung. Von den Menschen, die in diesem Jahr am 24. Dezember arbeiten, waren über 80 Prozent in den vergangenen drei Jahren mindestens einmal an Heiligabend im Dienst. Feiertagsarbeit verteilt sich also nicht zufällig. Sie konzentriert sich auf feste Gruppen und wiederkehrende Schichten.

Das verstärkt die Belastung. Wer einmal betroffen ist, bleibt es häufig auch in den Folgejahren. Weihnachten fällt für viele damit nicht nur gelegentlich aus, sondern regelmäßig.

Regionale Unterschiede sind deutlich

Auch der Wohnort spielt eine Rolle. In Sachsen-Anhalt arbeiten am Heiligabendvormittag 31 Prozent der Erwerbstätigen. In Bayern sind es nur 17 Prozent. Insgesamt liegt Ostdeutschland über dem westdeutschen Durchschnitt. Die Chancen auf einen freien Heiligabend unterscheiden sich also deutlich je nach Region.

Nach 14 Uhr greift das Ladenschlussgesetz. Viele Tätigkeiten enden dann, doch nicht überall kehrt Ruhe ein. Besonders im Gastgewerbe bleibt der Einsatz hoch. Dort arbeitet weiterhin mehr als ein Viertel der Beschäftigten.

Anteil der Arbeitenden in Prozent der Erwerbstätigen
Die Tabelle zeigt, wie viele Erwerbstätige an den Feiertagen arbeiten und macht regionale Unterschiede sichtbar. © WSI-Erwerbspersonenbefragung

Auch der Jahreswechsel bleibt für viele ein Arbeitstag

Der Blick auf Silvester und Neujahr ergänzt das Bild. Am Silvestervormittag arbeitet knapp ein Viertel der Erwerbstätigen. Nach 14 Uhr sinkt der Anteil auf zehn Prozent. An Neujahr bleiben acht Prozent im Job. Für viele beginnt das neue Jahr damit nicht erholt, sondern im Dienst.

Hinzu kommt ein sozialer Unterschied. Beschäftigte mit niedrigem Haushaltseinkommen arbeiten häufiger an Feiertagen. Bei einem bedarfsgewichteten Einkommen unter 1.500 Euro arbeiten 32 Prozent am Heiligabendvormittag. In Haushalten mit 5.000 Euro und mehr sind es 20 Prozent.

Prof. Dr. Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI, erklärt: „Die Zahlen illustrieren, dass die Erwerbstätigen und die Arbeitszeiten in Deutschland sehr flexibel sind: Was erledigt werden muss, kann erledigt werden.“ Gleichzeitig weist sie auf die Kehrseite hin: „Das gilt auch an Tagen, die die allermeisten Menschen lieber mit Familie oder Freunden verbringen als im Job, die wichtig sind, um Gemeinschaft zu erleben und Kraft zu tanken.“

Kohlrausch mahnt zudem Grenzen an. „Und gleichzeitig ist es wichtig, dass Arbeitszeiten nicht immer weiter ausufern, dass beispielsweise die tägliche Höchstarbeitszeit erhalten bleibt.“ Gerade an Feiertagen steigt der Druck, verfügbar zu sein.

Kurz zusammengefasst:

  • Viele Menschen arbeiten an Weihnachten. Am Heiligabend sind vormittags 24 Prozent der Erwerbstätigen im Einsatz, selbst während der Bescherung arbeiten noch 9 Prozent weiter, besonders in Logistik, Handel, Gastronomie sowie im Gesundheits- und Sozialbereich.
  • Über 80 Prozent der Beschäftigten, die dieses Jahr an Heiligabend arbeiten, waren auch in den vergangenen Jahren im Dienst; zusätzlich zeigen sich deutliche Unterschiede nach Region und Einkommen.
  • Die Studie der Hans-Böckler-Stiftung macht klar, dass Versorgung und Dienstleistungen an Feiertagen gesichert sind, für viele Beschäftigte jedoch regelmäßig zulasten von Freizeit, Familienzeit und Erholung.

Übrigens: Gerade an Weihnachten fallen bei älteren Angehörigen Veränderungen im Alltag auf, die im Telefonat verborgen bleiben. Welche Signale wichtig sind, mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert