Menschen mit Kinderwunsch bevorzugen ältere Partner – aber nicht wegen des Geldes

Menschen mit starkem Kinderwunsch empfinden ältere Gesichter als attraktiver – unabhängig von Geld oder Status. Das zeigt eine neue Studie.

Paar blickt sich an

Männer und Frauen mit starkem Kinderwunsch finden jüngere Gesichter seltener attraktiv und bevorzugen ältere Partner. © Freepik

Menschen mit Kinderwunsch nehmen Attraktivität offenbar anders wahr. Wer sich stark nach eigenen Kindern sehnt, empfindet ältere Partner als besonders anziehend. Ein Forschungsteam der University of Strathclyde in Glasgow befragte rund 300 Erwachsene und prüfte, wie der Wunsch nach Familie den Blick auf Gesichter verändert.

In der psychologischen Forschung galt bislang: Männer bevorzugen jüngere Frauen, weil Jugend mit Fruchtbarkeit assoziiert wird. Frauen achten dagegen oft stärker auf Reife, Stabilität und Sicherheit. Doch die neue Studie zeichnet ein anderes Bild. Menschen, die sich sehnlichst Nachwuchs wünschen, fühlen sich häufiger zu älteren Gesichtern hingezogen – unabhängig davon, ob diese Personen wohlhabend oder besonders erfahren wirken.

Kinderwunsch verändert Attraktivität – und bricht mit alten Denkmustern

Für ihre Untersuchung baten die Wissenschaftler 149 Männer (durchschnittlich 31 Jahre alt) und 151 Frauen (im Schnitt 30 Jahre alt), Fotos potenzieller Partner zu bewerten. Die abgebildeten Personen waren zwischen 19 und 55 Jahre alt. Alle Befragten waren kinderlos, heterosexuell, lebten im Vereinigten Königreich und sprachen Englisch als Muttersprache.

Bewertet wurde auf einer Skala von eins („überhaupt nicht attraktiv“) bis sieben („sehr attraktiv“). Danach füllten alle Teilnehmer einen Fragebogen zum Wunsch nach eigenen Kindern aus. Das Ergebnis: Jüngere Gesichter galten im Durchschnitt als attraktiver – allerdings nur bei Personen ohne ausgeprägten Kinderwunsch. Wer sich stark nach Familie sehnte, fand ältere Gesichter anziehender.

„Wir fanden heraus, dass Männer und Frauen mit einem stärkeren Kinderwunsch geringere Vorlieben für jüngere Gesichter zeigten“, schreiben die Autoren. Diese Erkenntnis widerspricht der gängigen Annahme, dass der Wunsch nach Fortpflanzung automatisch mit einer Vorliebe für Jugend und Fruchtbarkeit einhergeht.

Kein Einfluss von Geld oder sozialem Status

Um auszuschließen, dass andere Faktoren den Effekt erklären, führten die Forscher zwei weitere Untersuchungen durch. In der ersten sollten 60 Erwachsene einschätzen, wie wahrscheinlich eine Person auf einem Foto ein guter Vater oder eine gute Mutter wäre. Das Ergebnis zeigte keinen Zusammenhang zwischen Alter und vermuteter Elternkompetenz. Jüngere Gesichter schnitten tendenziell sogar etwas besser ab – statistisch war der Unterschied aber nicht relevant.

In einer weiteren Studie prüften 60 andere Teilnehmer, ob ältere Gesichter als reicher oder erfolgreicher wahrgenommen werden. Auch hier fanden sich keine Unterschiede. Ältere Menschen wurden nicht häufiger als wohlhabender eingeschätzt. Geld oder Status spielten also keine Rolle dafür, dass ältere Gesichter attraktiver wirkten.

Die Experten weisen darauf hin, dass die Zusatzstudien mit anderen Gruppen durchgeführt wurden als die erste. Die Ergebnisse ergänzen jedoch das Gesamtbild und stützen die zentrale Aussage der Untersuchung.

Kinderwunsch beeinflusst Attraktivität stärker als äußere Faktoren

Wer sich Familie wünscht, achtet der Studie zufolge offenbar stärker auf Merkmale wie Reife, Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein – Eigenschaften, die häufig mit älteren Gesichtern verbunden werden. Das Team plant, künftig weitere Einflüsse zu untersuchen. Dazu zählen etwa eigene Elternerfahrungen, kulturelle Hintergründe oder der Umgang mit Verhütung. Diese Faktoren könnten erklären, warum der Kinderwunsch den Blick auf potenzielle Partner verändert.

Kurz zusammengefasst:

  • Menschen mit starkem Kinderwunsch bewerten Attraktivität anders: Sie empfinden ältere Gesichter als anziehender – unabhängig von Geld oder sozialem Status.
  • Laut der Studie verändert der Wunsch nach Familie die Wahrnehmung von Attraktivität und stellt bekannte Theorien der Evolutionspsychologie infrage.
  • Schönheit hängt damit weniger von Jugend ab, sondern davon, welche Lebensziele Menschen verfolgen – wer an Familie denkt, achtet stärker auf Reife und Verlässlichkeit.

Übrigens: Die Ursache für viele Fälle männlicher Unfruchtbarkeit liegt oft tiefer, als man denkt – im winzigen Energieschalter der Spermien. Japanische Forscher konnten ihn jetzt aktivieren und so unbewegliche Spermien wieder zum Schwimmen bringen. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Freepik

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