Geruch von fettigem Essen in der Schwangerschaft: Studie zeigt Risiko für späteres Übergewicht beim Kind

Der Duft von fettigem Essen in Schwangerschaft und Stillzeit erhöht laut einer Studie das spätere Risiko für Fettleibigkeit und Insulinresistenz.

Frau schaut in den Ofen

Wenn Schwangere Fett-Aromen aus der Nahrung aufnehmen, steigt beim Nachwuchs später das Risiko für Übergewicht – obwohl die Mutter gesund bleibt. © Pexels

Viele Schwangere kennen das: Bratfett riecht plötzlich extrem intensiv, Fastfood wirkt verlockender, und manche Gerüche werden auf einmal unerträglich. Eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung zeigt nun im Mausmodell, dass Fett-Geruchssignale mehr sein können als eine Laune der Hormone: Der Geruch fettiger Lebensmittel während Schwangerschaft und Stillzeit machte die Nachkommen später anfälliger für Fettleibigkeit – obwohl die Muttertiere selbst gesund blieben und fettarm fraßen.

Die Forscher wollten verstehen, ob Sinneseindrücke in der Schwangerschaft langfristige biologische Weichen stellen. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Stoffwechsel der Nachkommen schon früh auf bestimmte Geruchssignale geprägt wird – und sich diese Prägung später auf Essverhalten und Energiehaushalt auswirkt. Besonders überraschend: Die Mütter selbst blieben schlank und gesund. Trotzdem entwickelten ihre Nachkommen eine stärkere Neigung zu Gewichtszunahme und Insulinresistenz, einer Vorstufe von Typ-2-Diabetes.

Wie Gerüche in der Schwangerschaft wirken können

Für die Untersuchung fütterten die Forscher schwangere Mäuse mit einer fettarmen, gesunden Ernährung. Gleichzeitig bekamen die Tiere Futter, das ernährungsphysiologisch „normal“ war, aber nach fettreichen Lebensmitteln roch. Diese Kombination reichte aus, um im Gehirn der Nachkommen Veränderungen auszulösen, die später ihr Essverhalten beeinflussten. Die Forscher nutzten verschiedene Aromastoffe, wie sie auch in vielen verarbeiteten Lebensmitteln vorkommen. Dabei stellten sie fest, dass ein einzelner Zusatzstoff ausreichte, um bei den Nachkommen dieselben Effekte hervorzurufen.

Die Jungtiere reagierten später empfindlicher auf fetthaltige Nahrung. Sie setzten schneller Körperfett an und entwickelten Stoffwechselstörungen, obwohl die Muttertiere gesund blieben. Die Forscher schlossen daraus, dass die Prägung während der Entwicklung im Mutterleib stattfand.

Das Gehirn speichert frühe Sinneseindrücke

In den Gehirnen der Jungtiere fanden die Wissenschaftler deutliche Veränderungen – vor allem in den Bereichen, die Hunger, Belohnung und Motivation steuern. Das sogenannte dopaminerge System, das mit Glücksgefühlen und Appetit verbunden ist, reagierte bei ihnen stärker auf energiereiche Nahrung. Auch die AgRP-Neuronen, die den Energieverbrauch steuern, zeigten ein anderes Aktivitätsmuster.

„Das Gehirn der Nachkommen ähnelte dem von übergewichtigen Mäusen, einfach weil ihre Mütter gesunde Nahrung zu sich genommen hatten, die nach fettiger Nahrung roch“ erklärte Co-Erstautorin Laura Casanueva Reimon. Diese Ergebnisse zeigen, dass das Gehirn offenbar schon früh darauf programmiert wird, bestimmte Lebensmittel als besonders attraktiv zu empfinden. Der Kontakt mit bestimmten Gerüchen – in der Studie gekoppelt an die Nahrungsaufnahme – kann also das Belohnungssystem des Kindes formen.

Über den Geruchssinn gelangen Reize bis ins Fruchtwasser

Das Team am Max-Planck-Institut fand zudem heraus, dass Föten über das Fruchtwasser und später über die Muttermilch mit Gerüchen in Kontakt kommen. Diese frühen Eindrücke könnten eine Art „sensorisches Gedächtnis“ schaffen, das spätere Vorlieben prägt.

„Wir denken, dass es entscheidend ist, weiter zu erforschen, wie sich der Verzehr dieser Substanzen während der Schwangerschaft oder Stillzeit auf die Entwicklung und die Stoffwechselgesundheit von Babys auswirken könnte“, sagt Studien-Leiterin Sophie Steculorum.

Was das für den Alltag bedeutet

Die Studie liefert keine direkten Handlungsempfehlungen für Menschen, aber sie zeigt, dass Sinneseindrücke in der Schwangerschaft ernster genommen werden sollten. Noch ist unklar, in welchem Maß der Mensch auf solche Geruchseinflüsse reagiert. Doch die Ergebnisse legen nahe, dass der Kontakt mit bestimmten Aromastoffen – etwa in Fertigprodukten, Snacks oder Duftstoffen – mehr bewirken kann, als bisher gedacht.

Was Schwangere beachten können:

  • Je natürlicher das Essen, desto weniger Aromastoffe.
  • Fettige Gerüche vermeiden, wenn möglich, vor allem in geschlossenen Räumen.
  • Auf stark parfümierte oder aromatisierte Lebensmittel achten.
  • Bewusst riechen – und auf die eigene Körperwahrnehmung hören.

Gerüche prägen, was Kinder später mögen

„Bislang lag der Fokus hauptsächlich auf der Gesundheit der Mutter und den negativen Auswirkungen einer fettreichen Ernährung“, so Steculorum. „Unsere Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass die Gerüche, denen Föten und Neugeborene ausgesetzt sind, ihre Gesundheit im späteren Leben unabhängig von der Gesundheit ihrer Mutter beeinflussen könnten.“

Das bedeutet: Auch wenn die Ernährung ausgewogen ist, können aromatische Eindrücke, die mit ungesunden Lebensmitteln verbunden sind, eine Rolle spielen. Der Geruchssinn, so die Forscher, spielt dabei eine Schlüsselrolle: Er ist einer der ersten Sinne, die sich im Mutterleib entwickeln. Prävention könnte damit noch früher beginnen – nämlich bevor das Kind überhaupt geboren ist.

Kurz zusammengefasst:

  • Der Duft fettiger Speisen – etwa von Speck oder Pommes – kann im Mutterleib die Entwicklung des Stoffwechsels beeinflussen und das Risiko für Übergewicht im späteren Leben erhöhen.
  • Schon vor der Geburt reagieren bestimmte Nervenzellen des Fötus auf Düfte, die Hunger und Belohnung steuern – selbst wenn die Mutter gesund isst.
  • Schwangere sollten stark aromatisierte oder fettige Gerüche möglichst meiden, da frühe Sinneseindrücke die Ernährungsvorlieben des Kindes langfristig prägen können.

Übrigens: Nicht nur die Ernährung der Mutter zählt – auch das Gewicht des Vaters spielt eine überraschend große Rolle. Eine Studie der University of Toronto zeigt, dass übergewichtige Männer das Risiko für Fettleibigkeit ihrer Kinder schon vor der Geburt verdoppeln. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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