Versichert, aber planlos – drei von zehn Deutschen haben keinen Überblick über ihre Policen
Fast jeder Zweite in Deutschland hat fünf oder mehr Versicherungen – doch drei von zehn kennen ihre monatlichen Ausgaben nicht genau.

Deutschland ist ein Land der Versicherungen – vom Handy bis zum Hausrat. Doch viele wissen längst nicht mehr, wofür sie eigentlich zahlen. © Pexels
Die Deutschen gelten als Weltmeister der Absicherung. Ob Hausrat, Haftpflicht oder Rechtsschutz – kaum ein Bereich des Lebens bleibt unversichert. Doch wer glaubt, dass dieses Sicherheitsnetz mit Überblick einhergeht, irrt. Eine repräsentative Umfrage des Zahlungsdienstleisters Adyen von Ende August 2025 zeigt: Drei von zehn Menschen in Deutschland wissen nicht, wie viel Geld sie monatlich für ihre Versicherungen ausgeben. Die meisten lassen Beiträge automatisch abbuchen, ohne genau zu wissen, wie viel sich insgesamt summiert.
Deutsche haben viele Versicherungen, aber wenig Überblick
Rund die Hälfte der Befragten besitzt fünf oder mehr Versicherungen – zusätzlich zu den gesetzlichen Pflichtversicherungen. Besonders Männer neigen dazu, sich umfangreich abzusichern: Fast jeder Vierte hat sieben oder mehr Policen, bei Frauen liegt der Anteil bei rund 14 Prozent. Selbst unter jungen Erwachsenen ist die Versicherungsdichte hoch. In der Altersgruppe zwischen 18 und 29 Jahren verfügen mehr als die Hälfte bereits über fünf Verträge.
Mit der Vielzahl an Policen steigt der Aufwand, sie zu verwalten. Viele Verträge laufen über Jahre, werden angepasst oder vergessen. Hinzu kommen unübersichtliche Abbuchungen, die oft viertel- oder halbjährlich erfolgen.
Wer zahlt am meisten?
Die Studie zeigt deutliche Unterschiede zwischen Alters- und Berufsgruppen. Selbstständige investieren im Schnitt am meisten: Fast ein Viertel von ihnen gibt mehr als 400 Euro pro Monat für Versicherungen aus. Bei den 30- bis 39-Jährigen zahlen 14 Prozent sogar über 500 Euro. Der größte Teil der Bevölkerung liegt mit monatlichen Ausgaben zwischen 100 und 200 Euro im Mittelfeld.
Auch das Geschlecht spielt eine Rolle. Männer zahlen häufiger höhere Beträge – 10,5 Prozent von ihnen überweisen mehr als 500 Euro monatlich, bei Frauen sind es 5,7 Prozent. Diese Unterschiede spiegeln auch die Art der abgeschlossenen Policen wider: Männer sichern sich häufiger zusätzlich über Unfall- oder Berufsunfähigkeitsversicherungen ab, Frauen legen dagegen mehr Wert auf private Vorsorge im Gesundheitsbereich.
Mit steigendem Einkommen wächst meist auch der Versicherungsumfang. Wer Vermögen, Immobilien oder teure Ausrüstung besitzt, will Risiken absichern. Bei Familien kommen Policen für Kinder oder Lebensversicherungen hinzu. Im Rentenalter dagegen reduzieren viele ihren Versicherungsschutz wieder – häufig, weil Verträge auslaufen oder als überflüssig gelten.
Welche Versicherungen am beliebtesten sind
Besonders verbreitet sind Privathaftpflicht, Hausrat und Kfz-Versicherung. Drei Viertel der Befragten besitzen eine Privathaftpflicht, 68 Prozent eine Hausratversicherung, knapp 65 Prozent eine Kfz-Versicherung. Rund die Hälfte hat eine Rechtsschutzversicherung, um im Streitfall abgesichert zu sein. Lebensversicherungen sind mit etwa 20 Prozent deutlich seltener geworden.
Nur eine Minderheit setzt auf Zusatzschutz für Smartphones, Laptops oder andere Geräte. Selbst in der jüngeren Generation liegt der Anteil solcher Policen bei unter zehn Prozent. Offenbar sehen viele den Nutzen solcher Verträge skeptisch oder halten sie für zu teuer.
Die Deutschen lieben die SEPA-Lastschrift
Die Mehrheit der Versicherten zahlt ihre Beiträge per SEPA-Lastschrift. 83 Prozent bevorzugen diesen Weg, weil er bequem ist und keine Fristen beachtet werden müssen. Nur etwa sieben Prozent begleichen ihre Prämien auf Rechnung – unter jungen Erwachsenen liegt dieser Anteil etwas höher.
Besonders Menschen unter 30 Jahren wünschen sich modernere Zahlungsoptionen. Rund die Hälfte dieser Altersgruppe möchte künftig selbst entscheiden, ob sie lieber über PayPal, Sofortüberweisung oder per digitalem Link zahlt. Das klassische Bankeinzugsverfahren verliert in dieser Generation an Bedeutung.
Bei der Wahl einer neuen Versicherung achten zwei Drittel der Befragten auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Über die Hälfte legt Wert auf transparente Bedingungen und ein seriöses Image des Anbieters. Der Abschluss erfolgt meist klassisch – direkt beim Versicherer oder über einen Makler. Vergleichsportale spielen nur eine geringe Rolle.
Kunden fordern mehr Übersicht und einfachere Prozesse
„Die Ergebnisse zeigen ein spannendes Bild: Einerseits haben die Deutschen im Schnitt viele Versicherungen – selbst junge Erwachsene. Andererseits fehlt es vielen an Transparenz und Struktur im eigenen Portfolio“, sagt Hella Fuhrmann, Country Managerin DACH bei Adyen. Ihrer Ansicht nach können sich Versicherer das Vertrauen ihrer Kunden nur dann langfristig bewahren, wenn sie einfache Verwaltung und flexible Bezahlung ermöglichen.
Das Meinungsforschungsinstitut Civey befragte im Auftrag des Zahlungsdienstleisters Adyen vom 27. bis 28. August 2025 online 2.500 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren. Die Ergebnisse gelten als repräsentativ unter Berücksichtigung eines statistischen Fehlers von 3,7 Prozentpunkten.
Kurz zusammengefasst:
- Drei von zehn Deutschen wissen nicht, wie viel sie monatlich für ihre Versicherungen zahlen – automatische Abbuchungen erschweren den Überblick.
- Besonders Selbstständige und 30- bis 39-Jährige zahlen mit bis zu 500 Euro im Monat deutlich mehr als andere Gruppen.
- Trotz wachsender Digitalisierung bleiben klassische Versicherungen wie Haftpflicht, Hausrat und Kfz-Schutz am beliebtesten.
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