Neue Kombi-Therapie stoppt aggressiven Prostatakrebs

Eine neue Medikamenten-Kombination verlangsamt das Fortschreiten aggressiver Prostatakrebsformen – besonders bei Männern mit Genmutationen.

Neue Kombi-Therapie stoppt aggressiven Prostatakrebs

Viele Männer suchen erst spät Hilfe bei Beschwerden – dabei entscheiden frühzeitige Tests oft über den Erfolg einer Krebstherapie. © Midjourney

Prostatakrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Besonders gefährlich wird er, wenn er sich im Körper ausbreitet und auf klassische Hormonbehandlungen kaum noch anspricht. Jetzt gibt eine große internationale Studie Anlass zur Hoffnung: Eine neue Kombination aus drei Medikamenten kann das Fortschreiten der Krankheit deutlich bremsen – vor allem bei Männern mit bestimmten Genveränderungen, die den Tumor besonders aggressiv machen.

Die Studie zeigt: Wenn Patienten zusätzlich zu den bisherigen Standardmitteln Abirateron und Prednison den Wirkstoff Niraparib erhalten, verlangsamt sich das Tumorwachstum spürbar. Niraparib gehört zu einer neuen Wirkstoffklasse, den sogenannten PARP-Hemmern. Diese Medikamente greifen gezielt in die Reparaturmechanismen von Krebszellen ein – und treffen damit genau jene Tumoren, die sich aufgrund genetischer Defekte besonders schnell teilen.

Kombi-Therapie gegen Prostatakrebs wirkt vor allem bei BRCA-Mutationen

An der Studie nahmen 696 Männer mit metastasiertem, also bereits gestreutem, Prostatakrebs teil. Alle litten unter Veränderungen in sogenannten HRR-Genen. Diese Gene steuern normalerweise die Reparatur von DNA-Schäden. Wenn sie defekt sind – etwa BRCA1 oder BRCA2 – kann sich Krebs ungebremst entwickeln.

Die Hälfte der Teilnehmer erhielt die Standardtherapie, die andere Hälfte zusätzlich Niraparib. Nach knapp zweieinhalb Jahren war der Unterschied deutlich:

  • In der Niraparib-Gruppe verringerte sich das Risiko für ein Fortschreiten der Krankheit um 37 Prozent.
  • Bei Männern mit BRCA1- oder BRCA2-Mutationen sank das Risiko sogar um 48 Prozent.
  • Auch die Beschwerden blieben länger stabil – die Zahl der Patienten, deren Symptome sich verschlechterten, halbierte sich nahezu.

„Mit der Kombination aus Niraparib und Abirateron können wir das Wiederauftreten des Krebses verzögern und möglicherweise die Lebenserwartung deutlich verlängern“, sagt Professor Gerhardt Attard vom UCL Cancer Institute, der die Studie leitete.

Frühe Gentests werden künftig entscheidend

Rund ein Viertel aller Männer mit fortgeschrittenem Prostatakrebs trägt eine genetische Veränderung in einem dieser Reparaturgene. Das könnte künftig Auswirkungen auf die Behandlung haben. Die Studienautoren empfehlen, dass solche Gentests schon bei der Diagnose durchgeführt werden sollten – nicht erst, wenn der Krebs auf Therapien nicht mehr anspricht.

Damit könnten Ärzte gezielter entscheiden, welche Therapie für wen geeignet ist. Für Patienten mit entsprechenden Mutationen bedeutet das: höhere Chancen, dass die Behandlung greift – und weniger Zeitverlust durch unwirksame Medikamente.

Nebenwirkungen bleiben überschaubar

Wie bei jeder Krebstherapie bringt auch diese Kombination Risiken mit sich. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Blutarmut und Bluthochdruck. Rund 25 Prozent der Patienten benötigten eine Bluttransfusion. Auch etwas mehr therapiebedingte Todesfälle traten auf – 14 gegenüber 7 in der Vergleichsgruppe. Trotzdem blieben die Abbruchraten niedrig, was zeigt: Die Therapie ist insgesamt gut verträglich.

Den Wissenschaftlern zufolge sind die Nebenwirkungen in der Regel kontrollierbar. Wichtig seien engmaschige Blutkontrollen und eine gute ärztliche Begleitung. Für die Mehrheit der Patienten überwiegt demnach der Nutzen deutlich die Risiken.

Wie Niraparib den Krebs ausbremst

Das Prinzip der neuen Behandlung ist präzise: Niraparib blockiert ein Enzym, das Krebszellen zur Reparatur ihrer DNA benötigen. Wenn gleichzeitig ein BRCA-Gen defekt ist, kann die Zelle ihre DNA-Schäden nicht mehr beheben – sie stirbt ab. In Kombination mit Abirateron, das die Hormonversorgung des Tumors unterbricht, greift die Therapie also doppelt an: Sie entzieht den Krebszellen die Wachstumsgrundlage und verhindert ihre Selbstheilung.

So entsteht eine gezielte Schwachstelle, die vor allem bei genetisch bedingtem Prostatakrebs wirksam ist. Dieses Zusammenspiel von Wirkmechanismen macht die Kombination laut den Studienautoren so erfolgversprechend.

Prostatakrebs: Neue Therapie als Vorreiter der Präzisionsmedizin

Die neue Kombination ist die erste, die den Nutzen eines PARP-Hemmers bereits in einem frühen Stadium des metastasierten, hormonsensitiven Prostatakrebses zeigt. Bisher kamen solche Wirkstoffe meist erst zum Einsatz, wenn der Tumor resistent gegen Hormonbehandlungen geworden war.

Ob sich durch die Therapie auch die Lebenszeit insgesamt verlängern lässt, wird sich erst nach längerer Beobachtung zeigen. Doch der bisherige Verlauf deutet klar auf einen nachhaltigen Vorteil hin. Für viele Betroffene bedeutet das: mehr Lebenszeit, weniger Symptome, längere Stabilität.

Kurz zusammengefasst:

  • Die neue Kombi-Therapie aus Niraparib, Abirateron und Prednison kann das Fortschreiten von aggressivem Prostatakrebs deutlich verlangsamen.
  • Besonders Männer mit BRCA1-, BRCA2- oder HRR-Genmutationen profitieren von dieser gezielten Behandlung.
  • Etwa jeder vierte Betroffene mit fortgeschrittenem Prostatakrebs könnte durch frühzeitige Gentests und die neue Therapie bessere Chancen haben.

Übrigens: Eine neue Operationsmethode verdoppelt die Chance, nach einer Prostatakrebs-OP die Erektionsfähigkeit zu behalten – ohne das Krebsrisiko zu erhöhen. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Midjourney

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