Baufirma ohne Büro – Unternehmer hat mit Remote Work und Home Office den Umsatz vervierfacht

Ein US-Unternehmer zeigt, dass Remote Work und Home Office selbst im Baugewerbe funktionieren – und vervierfacht damit den Firmenumsatz.

Baufirma ohne Büro – mit Remote Work zum vierfachen Umsatz

Digitale Baustellenkoordination statt Großraumbüro: Ein Bauunternehmen steuert Projekte landesweit mit Remote Work und klaren Abläufen (Symbolbild). © Wikimedia

Im Baugewerbe ist Anwesenheit eigentlich Pflicht: Bauleiter müssen auf der Baustelle sein, Projektmanager im Büro Pläne prüfen, Handwerker ihre Arbeit vor Ort machen. Doch ein US-Unternehmer hat dieses Bild auf den Kopf gestellt. Mit einem neuen Konzept aus Remote Work und Home Office hat er seine Baufirma komplett digital organisiert. Das Ergebnis ist beeindruckend – der Umsatz stieg um 400 Prozent.

Clark Lowe, Geschäftsführer der O’Connor Company aus North Carolina, wollte zeigen, dass Effizienz und Nähe zum Kunden auch ohne festen Firmensitz funktionieren. Statt die Mitarbeiter jeden Tag ins Büro zu schicken, arbeitet ein Teil des Teams von zu Hause, der andere reist dorthin, wo gerade gebaut wird. Lowe sagt: „Wir wollten flexibler werden – und gleichzeitig bessere Arbeit abliefern“, wie Inc. berichtet.

Remote Work verändert die Regeln im Baugewerbe

Während in der IT oder im Marketing Remote Work längst Alltag ist, galt sie in der Baubranche als unpraktikabel. Laut dem US-Arbeitsministerium arbeiteten zuletzt nur rund 3,6 Prozent der Beschäftigten in Bau, Handwerk oder Wartung von zu Hause. Genau darin sah Lowe seine Chance. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Zach Froio übernahm er die 1978 gegründete O’Connor Company – und stellte sie Schritt für Schritt auf ein hybrides Modell um.

  • Projektleiter und Bauaufsicht reisen von Baustelle zu Baustelle, wohnen für Wochen in Hotels oder Ferienwohnungen.
  • Planung, Buchhaltung und Organisation laufen komplett digital – von den Wohnzimmern der Mitarbeiter aus.

Baufirma setz auf Remote Work und kann Aufträge im ganzen Land annehmen

So kann das Unternehmen Aufträge in mehreren US-Bundesstaaten annehmen, statt nur regional tätig zu sein. Das verschafft O’Connor einen klaren Vorsprung gegenüber klassischen Bauunternehmen, die auf lokale Ausschreibungen angewiesen sind. Ihr sogenannter „Sales Funnel“ – also der Trichter möglicher Kundenkontakte – ist meist klein, weil sie nur in ihrem unmittelbaren Umfeld arbeiten können.

Lowe beschreibt das so: „Die meisten Bauunternehmen haben eine sehr kleine Auswahl an Projekten. Sie müssen oft Aufträge annehmen, nur um den Cashflow zu sichern und die Teams zu beschäftigen.“

Weil Bauleiter und Projektmanager flexibel im ganzen Land arbeiten, kann die Firma aus einem viel größeren Pool an Projekten wählen. Statt jeden Auftrag annehmen zu müssen, konzentriert sie sich auf die rentabelsten und strategisch interessantesten Bauvorhaben – und bleibt dabei unabhängig von lokalen Konjunkturschwankungen.

Mehr Freiheit, weniger Fluktuation – und ein stabiles Team

Das neue Konzept wirkt sich nicht nur auf den Umsatz aus, sondern auch auf die Motivation. Während viele Firmen über Personalmangel klagen, bleibt das Team bei O’Connor stabil. Lowe berichtet: „2024 und 2025 hat niemand freiwillig gekündigt.“ Nur vier Mitarbeiter seien wegen schwacher Leistung gegangen, heißt es.

Heute beschäftigt O’Connor rund 70 Mitarbeiter – verteilt über mehrere Bundesstaaten, von North Carolina bis Arizona. Entscheidungen fallen schneller, die Kommunikation läuft über feste digitale Kanäle. Für Lowe war entscheidend, dass die Umstellung nicht von heute auf morgen passiert. „Es waren langsame, schrittweise Veränderungen – mit sehr viel Kommunikation“, sagt er.

Die Zahlen sprechen für sich: Vor der Umstellung lag der Jahresumsatz bei rund 18,5 Millionen Euro. Für 2025 rechnet Lowe mit fast 88 Millionen Euro, 2026 sollen es 150 Millionen Euro werden.

Digitalisierung krempelt die Baustelle um – Roboter und Laptop statt Baucontainer

Auch auf deutschen Baustellen weht der Wind der Veränderung. In München erproben junge Maurer gemeinsam mit einem Roboter neue, digital gesteuerte Bauprozesse. Während Clark Lowe in den USA beweist, dass Baustellen auch ohne Büro funktionieren, zeigt das Münchner Projekt, dass selbst das Mauern zunehmend automatisiert abläuft.

Ein mobiler Roboter setzt dort jeden Ziegel millimetergenau an die berechnete Position – gesteuert durch einen digitalen Zwilling. „Der Roboter bringt Präzision, wo Menschen an ihre Grenzen stoßen“, sagt Ausbilder Markus Bruckner. Beide Ansätze verdeutlichen, wie sehr Digitalisierung und neue Arbeitsformen das Baugewerbe verändern – vom Homeoffice bis zur Baustelle.

Kurz zusammengefasst:

  • Ein US-Unternehmer zeigt, dass Bauunternehmen auch ohne festes Büro funktionieren: Mit Remote Work und Home Office konnte die O’Connor Company ihren Umsatz um 400 Prozent steigern.
  • Digitale Organisation ermöglicht flexiblere Abläufe, geringere Fluktuation und mehr Auswahl bei Aufträgen – statt regionale Grenzen zu haben, arbeitet das Team landesweit.
  • Ob in den USA oder in München: Digitalisierung verändert das Baugewerbe grundlegend – vom Homeoffice bis zum Roboter, der Ziegel millimetergenau setzt.

Übrigens: Auch in Deutschland sorgt das Thema Homeoffice für viel Diskussion. Unternehmer Carsten Maschmeyer kritisiert starre Rückkehrregeln und spricht von einem „Bürozwang“, der moderne Arbeitsmodelle gefährde – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

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