Sanfte Alternative zur Spritze – Augentropfen könnten Erblindung im Alter aufhalten

Neue Augentropfen könnten bei AMD helfen, das Risiko für Erblindung zu senken – erste Studien zeigen Schutzwirkung an der Netzhaut.

Augentropfen statt Spritze – Hoffnung bei AMD-Erblindung

Eine von Dr. Dao Nguyen getestete Lutein-Lösung könnte künftig als Tropfen verabreicht werden, um Zellen der Netzhaut gezielt zu schützen. © Will Wright, RMIT University

Wer im Alter Gesichter nur noch verschwommen erkennt oder Mühe beim Lesen hat, leidet womöglich an altersbedingter Makuladegeneration (AMD). Die Erkrankung greift schleichend die Netzhaut an und kann im fortgeschrittenen Stadium zur Erblindung führen. In Deutschland sind Millionen Menschen betroffen – viele bemerken es erst spät. Ein Forschungsteam der RMIT University hat nun spezielle Tropfen entwickelt, die dort wirken sollen, wo bisher nur Spritzen eingesetzt wurden. Die Augentropfen bringen den Schutzstoff Lutein gezielt an empfindliche Netzhautzellen – und könnten so das Risiko für Erblindung senken.

Augentropfen statt Kapseln: So wirkt Lutein gezielt gegen Netzhautschäden

Lutein ist ein gelber Pflanzenstoff, der unter anderem in Spinat, Grünkohl und der asiatischen Gac-Frucht vorkommt. Er wirkt als natürliches Schutzschild gegen schädliches Licht und oxidativen Stress. Doch als Nahrungsergänzung zeigt er kaum Wirkung: Er zerfällt leicht und gelangt nicht zuverlässig dorthin, wo er gebraucht wird.

Deshalb entwickelten Forscher der australischen RMIT University gemeinsam mit dem Centre for Eye Research Australia (CERA) spezielle Augentropfen. Darin steckt Lutein in winzigen Fettpartikeln – sogenannten Cubosomen –, die den Wirkstoff stabil halten und gezielt bis zur Netzhaut transportieren.

Erste Tests zeigen vielversprechende Wirkung

In Zell- und Tierversuchen überzeugte die Tropfenformel auf mehreren Ebenen:

  • Sie blieb bei Raumtemperatur über 90 Tage stabil.
  • Lutein erreichte innerhalb eines Tages die Netzhaut.
  • Selbst nach einer Woche war der Wirkstoff dort noch nachweisbar.

In kultivierten Netzhautzellen zeigte sich zudem ein deutlicher Schutz vor Stressreaktionen – genau jenen Prozessen, die bei AMD zum Abbau der Sehzellen führen.

„Unsere Tropfen könnten Menschen in frühen Krankheitsstadien helfen, ohne dass sie sofort Spritzen benötigen“, sagt Dr. Dao Nguyen, die das Projekt mitgeleitet hat. „Wenn die Formel funktioniert, könnte sie vorbeugend wirken.“

Augentropfen statt Spritzen: Weniger Belastung, mehr Schutz

Die neue Behandlung hätte entscheidende Vorteile:

  • Keine schmerzhaften Injektionen mehr
  • Keine Klinikbesuche
  • Einfach anzuwenden – auch zu Hause

Vor allem Menschen mit erhöhtem Risiko – etwa bei familiärer Vorbelastung, Bluthochdruck oder Übergewicht – könnten davon profitieren. Denn die Tropfen könnten bereits schützen, bevor erste Schäden auftreten.

Wie die Tropfen im Auge wirken

Am besten wirkten die positiv geladenen Trägerpartikel, sogenannte kationische Cubosomen. Sie konnten in den Zellen Schutzmechanismen aktivieren und gleichzeitig Prozesse bremsen, die Entzündungen und krankhafte Gefäßbildung im Auge fördern.

„Unsere Transportkapseln funktionieren wie kleine Schutzschilde“, erklärt Professorin Charlotte Conn von der RMIT University. „Sie bewahren den Wirkstoff und geben ihn genau dort frei, wo er gebraucht wird.“

Die Technik könnte auch andere Krankheiten erreichen

Da die Methode empfindliche Wirkstoffe gezielt und stabil transportiert, könnten auch Medikamente gegen andere Augenkrankheiten oder schwer erreichbare Bereiche im Körper – etwa das Gehirn – so verabreicht werden.

„Wir haben gezeigt, dass man fragile Substanzen sicher an ihr Ziel bringen kann – das war bisher oft das größte Hindernis“, erklärt Professorin Tien Huynh.

Noch steht die Forschung am Anfang

Trotz der positiven Ergebnisse ist die Tropfenformel noch nicht einsatzbereit. Getestet wurde bislang nur im Labor und an gesunden Mäusen. Ob sie bei Menschen mit AMD tatsächlich wirkt, müssen klinische Studien zeigen. Professor Chi Luu vom CERA ist jedoch zuversichtlich:

Diese Methode könnte die Behandlung von AMD grundlegend verändern. Wenn Wirkung und Sicherheit sich bestätigen, wären Augentropfen eine echte Alternative.

Kurz zusammengefasst:

  • Eine neue Lutein-Formel in Augentropfen erreichte in Studien direkt die Netzhaut und schützte dort Zellen, die bei Makuladegeneration geschädigt werden.
  • Die Tropfen blieben bei Raumtemperatur 90 Tage stabil und könnten Spritzen ins Auge in frühen Krankheitsstadien ersetzen.
  • Die Augentropfen könnten künftig helfen, das Risiko einer Erblindung im Alter deutlich zu senken – besonders bei Menschen mit bekannten Risikofaktoren.

Übrigens: Auch die richtige Ernährung hilft, Netzhautschäden zu verhindern. Warum die Mittelmeerkost laut Experten das Risiko für AMD, Glaukom und Co. senken kann – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Will Wright, RMIT University

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