Reis in Gefahr: Klimawandel treibt Arsen-Werte hoch und erhöht Krebsrisiko für Milliarden Konsumenten

Reis enthält unter Klimawandel-Bedingungen mehr giftiges Arsen. Forscher warnen vor Millionen zusätzlichen Krebsfällen bis 2050.

Erhöhte Arsen-Werte im Reis durch Klimawandel

Arsen kommt natürlicherweise in Böden und Gewässern vor. In überfluteten Reisfeldern sinkt der Sauerstoff, Eisenminerale lösen sich – Arsen wird mobil. Wärme und höheres CO2 verstärken diesen Prozess. © Unsplash

Reis ernährt Milliarden Menschen täglich, von Asien über Afrika bis Europa. Für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist er ein unverzichtbares Grundnahrungsmittel. Doch ausgerechnet in einer wärmeren Zukunft könnte er zur unsichtbaren Gefahr werden. Denn steigende Temperaturen und höhere CO2-Werte verändern nicht nur den Ertrag, sondern auch die Qualität des Korns.

Eine umfassende Studie der Columbia University gemeinsam mit Forschungsteams aus China und den USA liefert alarmierende Ergebnisse: Unter zukünftigen Klimabedingungen gelangt deutlich mehr giftiges Arsen in die Körner – und damit auf die Teller von Millionen weltweit.

Steigende Temperaturen erhöhen die Arsenwerte im Reis

Zwischen 2014 und 2023 testeten die Forscher 28 verschiedene Reissorten. Sie setzten sie in Südchina auf überfluteten Feldern kontrollierten Klimaszenarien aus. Dafür nutzten sie spezielle Anlagen, die eine Erwärmung um zwei Grad Celsius sowie einen CO2-Anstieg um 200 ppm simulierten.

Das Ergebnis: Schon allein die Temperaturerhöhung reichte, um den Arsengehalt in den Körnern spürbar anzuheben. In Kombination mit dem CO2-Anstieg verschärfte sich dieser Effekt erheblich. Die Forscher stellten fest, dass der Boden unter diesen Bedingungen weniger Sauerstoff enthält. Gleichzeitig vermehrten sich Mikroben, die Arsenverbindungen mobilisieren. So gelangte mehr giftiges anorganisches Arsen in die Reiskörner.

Einfluss der saisonalen Durchschnittstemperatur auf die Arsengehalte im Reiskorn. © Studie
Einfluss der saisonalen Durchschnittstemperatur auf die Arsengehalte im Reiskorn. © Studie

Arsen im Reis steigert das Krebsrisiko

Die gesundheitlichen Folgen sind gravierend. Modellrechnungen ergaben, dass allein in China bis 2050 fast 19,3 Millionen zusätzliche Krebsfälle drohen, wenn Hitze und CO2 gleichzeitig zunehmen. Ohne diese Veränderungen wären es rund 13,4 Millionen. Besonders häufig treten Lungen- und Blasenkrebs auf.

Auch andere Krankheiten stehen im Zusammenhang mit Arsen. Chronische Belastungen erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes deutlich. „Aus gesundheitlicher Sicht sind die toxikologischen Effekte einer chronischen Arsen-Exposition gut belegt; sie umfassen Lungen-, Blasen- und Hautkrebs sowie ischämische Herzkrankheiten“, schreiben die Studienautoren.

Ein wichtiger Kennwert, der sogenannte Hazard Quotient, lag in allen untersuchten Regionen über dem Grenzwert von 1. Unter den verschärften Klimabedingungen stieg er in Vietnam sogar auf 12,0.

Prognostizierte Fälle von Lungen- und Blasenkrebs bei der Bevölkerung im Jahr 2050, verursacht durch anorganische Arsenbelastung aus Nassreis, nach Ländern und Behandlungsszenarien. © Studie
Prognostizierte Fälle von Lungen- und Blasenkrebs bei der Bevölkerung im Jahr 2050, verursacht durch anorganische Arsenbelastung aus Nassreis, nach Ländern und Behandlungsszenarien. © Studie

Grenzwerte reichen vielerorts nicht mehr aus

Ein Blick auf die aktuellen Standards zeigt die Brisanz: In der EU gilt für Babynahrung ein Grenzwert von 100 Mikrogramm pro Kilogramm, für Reis 200 bis 300 Mikrogramm. China schlägt 200 Mikrogramm vor. Im Szenario mit CO2 und Hitze überschritten mehr als die Hälfte der Proben diesen Wert. Der Median lag bei 231 Mikrogramm. In den USA hingegen existieren bisher lediglich Empfehlungen, keine bindenden Vorgaben.

Selbst die geltenden Grenzwerte schützen nicht ausreichend, wenn die Klimaveränderungen so weitergehen. Reis als Exportgut macht das Problem global – betroffen sind nicht nur Anbauregionen, sondern auch Konsumenten weltweit.

Lösungsansätze kommen an ihre Grenzen

Die Forscher nennen verschiedene Maßnahmen, die das Risiko senken könnten:

  • Züchtung neuer Sorten: Varianten, die weniger Arsen ins Korn einlagern.
  • Bessere Bewässerung: Felder regelmäßig austrocknen lassen, damit Sauerstoff in den Boden zurückkehrt.
  • Verarbeitung: Waschen, Kochen oder Schälen verringert den Arsengehalt im Reis.
  • Kontrolle: Regelmäßige Messungen von Korn und Bewässerungswasser helfen, Belastungsschwerpunkte zu erkennen.

Doch keine dieser Methoden kann die Situation vollständig lösen. „Verbesserungen sind nur bescheiden, keine Intervention beseitigt die Grundprobleme“, so die Einschätzung des Forschungsteams.

Klimawandel und globale Ernährungssicherheit hängen eng zusammen

Die Studie verdeutlicht, wie stark Landwirtschaft, Klima und Gesundheit ineinandergreifen. Höhere Temperaturen und mehr CO2 wirken nicht nur auf Erträge, sondern auch auf die Qualität der Lebensmittel.

„Unsere Studie unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf, die Arsenbelastung in Reis zu verringern, besonders da der Klimawandel die globale Ernährungssicherheit zunehmend beeinflusst.“, lautet die zentrale Botschaft der Forscher.

Kurz zusammengefasst:

  • Steigende Temperaturen und höhere CO2-Werte erhöhen die Arsenbelastung im Reis deutlich, besonders in überfluteten Feldern.
  • Chronische Aufnahme von Arsen steigert das Risiko für Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes erheblich.
  • Grenzwerte reichen vielerorts nicht mehr aus, Gegenmaßnahmen wie Sortenzüchtung und Wassermanagement mindern das Problem nur begrenzt.

Übrigens: Auch wenn ein See klar und einladend wirkt, schwimmen oft unsichtbare Schadstoffe darin – ausgelöst durch Zigarettenkippen, die durch Regen in die Gewässer gespült werden. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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