Digitale Raumfahrt made in Bayern: Forscher arbeiten an serienreifen Mini-Satelliten – so groß wie ein Schuhkarton
Mit FORnanoSatellites entsteht in Bayern ein digitaler Fertigungsprozess für stapelbare Kleinsatelliten mit wenigen Kilogramm Gewicht.

So klein wie ein Toaster, aber mit großer Wirkung: Die neuen Kleinsatelliten aus Bayern sollen künftig im Serienprozess gefertigt werden. © Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie
Ein neues Großprojekt zur Entwicklung moderner Kleinsatelliten ist Anfang Juni 2025 in Bayern angelaufen. Ziel des Forschungsverbunds „FORnanoSatellites“ ist es, eine neue Generation ultrakompakter Satelliten zu entwickeln, die nur wenige Kilogramm wiegen. Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg beteiligt sich daran mit den Lehrstühlen für Rechnerarchitektur und für Fertigungsautomatisierung. Gemeinsam mit dem Zentrum für Telematik, der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt arbeitet sie an einem System, das Produktion, Integration und Konfiguration vollständig digitalisiert.
Die Weltraumwinzlinge könnten laut Universität Würzburg ein breites Anwendungsspektrum erschließen – insbesondere in der Telekommunikation, der Erdbeobachtung und der Navigation. Sie eignen sich ideal für sogenannte Satellitenschwärme, die gemeinsam komplexe Aufgaben übernehmen können.
So lassen sich etwa landwirtschaftliche Flächen großflächig überwachen, Schadstoffkonzentrationen messen oder Kommunikationsdienste in entlegenen Regionen bereitstellen.
Satelliten sollen modular, leicht und automatisiert entstehen
Ein zentraler Fokus liegt auf der Modularisierung der Systeme. Der Plan: alle relevanten Subsysteme, vom Bordcomputer bis zur Funkverbindung, so zu gestalten, dass sie sich stapeln, kombinieren und industriell fertigen lassen. Auch die Aufbau- und Verbindungstechnik wird neu gedacht.
Ergänzend entsteht ein Web-basiertes Konfigurationstool. Über dieses System sollen Anwender ihre Satelliten digital zusammenstellen, bestellen und deren Herstellung direkt anstoßen können. Damit will das Team vor allem kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zu spezifisch konfigurierten Satellitenlösungen erleichtern. „Der gesamte Prozess, von der Bestellung bis zur Fertigung, soll digital abbildbar sein“, heißt es von Projektseite.

Staatliche Förderung in Millionenhöhe und Industriepartner aus Bayern stark beteiligt
Neben den Hochschulen und Forschungsinstituten bringt sich auch die Wirtschaft in das Projekt ein: 14 bayerische Unternehmen unterstützen den Entwicklungsprozess. Darunter sind Firmen wie Tesat-Spacecom, Celestial Space Technologies, eomap, GRAW oder f.u.n.k.e. Avionics. Gemeinsam bilden sie ein leistungsstarkes Netzwerk, das die Umsetzung in marktfähige Produkte erleichtern soll.
Ohne eigene Satelliten müssten wir uns bei der Erdbeobachtung oder Navigation auf andere verlassen. Projekte wie FORnanoSatellites helfen dabei, unsere technologische Unabhängigkeit in der Raumfahrt zu stärken.
Hubert Aiwanger
Die Bayerische Forschungsstiftung fördert das Projekt mit rund zwei Millionen Euro über einen Zeitraum von drei Jahren. In der Förderrunde vom April 2025 flossen insgesamt 6,7 Millionen Euro in sieben Einzelprojekte sowie in diesen einen Forschungsverbund. Laut Stiftung soll der Verbund insbesondere kleine und mittlere Unternehmen in der Region stärken.
FAU-Forscher planen digitalen Umbruch in der Raumfahrt
Die Forscher der Friedrich-Alexander-Universität wollen vor allem die Systemarchitektur verbessern. Das Augenmerk liegt auf effizienteren Integrationsverfahren, standardisierten Komponenten und einem durchgängigen Datenfluss im gesamten Entwicklungsprozess. Damit sollen die Entwicklungskosten sinken und gleichzeitig neue Einsatzbereiche für Kleinsatelliten erschlossen werden.
Langfristig plant das Team eine Kleinserienproduktion innerhalb Bayerns. Mit dem neu entwickelten System könnten Kleinsatelliten günstiger, schneller und individueller hergestellt werden. Besonders profitieren sollen Nutzergruppen, die bislang keinen Zugang zu maßgeschneiderter Satellitentechnik hatten – etwa Start-ups, Forschungseinrichtungen oder spezialisierte KMU.
Enge Verbindung von Praxis und Forschung
Das Projekt FORnanoSatellites vereint akademisches Know-how mit industrieller Erfahrung. Diese enge Verzahnung gilt als Modell mit Vorbildfunktion. „Das Zusammenwirken zwischen Wissenschaft und Unternehmen ist ein entscheidender Erfolgsfaktor“, so Vertreter der Stiftung. Bereits bei der Auftaktveranstaltung präsentierten mehrere Beteiligte erste technische Komponenten.
Kurz zusammengefasst:
- Der Forschungsverbund FORnanoSatellites entwickelt in Bayern eine neue Generation modularer Kleinsatelliten mit digitalem Produktionssystem.
- Ein Web-Konfigurator soll maßgeschneiderte Satellitenlösungen ermöglichen und besonders kleinen Unternehmen den Zugang erleichtern.
- Gefördert mit zwei Millionen Euro arbeiten Universitäten und 14 Industriepartner an einer serienfähigen Fertigung ultrakompakter Satelliten.
Übrigens: Amazon hat seine ersten 27 Satelliten in den Orbit gebracht, die schnelles Internet weltweit verfügbar machen soll. Wie der Konzern dabei mit SpaceX konkurriert und auf Kritik aus der Astronomie reagiert, mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie