Trotz Abschluss und Erfahrung – Einwanderer verdienen in Deutschland deutlich weniger als Einheimische

Viele Einwanderer sind top ausgebildet, haben hierzulande aber trotzdem ein deutlich geringeres Einkommen als Einheimische.

Einwanderer verdienen in Deutschland deutlich weniger Gehalt

Einwanderer haben oft bis in die zweite Generation hinein schlechtere Chancen auf gut bezahlte Jobs – trotz vergleichbarer Qualifikationen. Besonders betroffen sind laut der Studie Menschen mit familiären Wurzeln in Afrika oder im Nahen Osten. © Pexels

Einwanderer der ersten Generation bekommen in Deutschland durchschnittlich fast 20 Prozent weniger Gehalt als Einheimische – obwohl viele von ihnen qualifiziert für besser bezahlte Jobs wären. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie, an der auch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) beteiligt war.

Laut dieser Analyse liegt der Einkommensrückstand über alle untersuchten Länder hinweg bei 17,9 Prozent. In Deutschland ist er noch höher, nämlich bei 19,6 Prozent. Die Untersuchung basiert auf Daten von 13,5 Millionen Erwerbstätigen in neun westlichen Einwanderungsländern.

Weniger Gehalt für Einwanderer in Deutschland: Qualifiziert, aber selten in gut bezahlten Berufen

Entscheidend ist laut den Forschern hierbei nicht die Bezahlung im Betrieb selbst. Vielmehr arbeiten viele Einwanderer gar nicht erst in gut vergüteten Branchen oder Positionen. Nur etwa ein Viertel des Lohnrückstands entsteht durch unterschiedliche Bezahlung im selben Job und Unternehmen.

„Es geht bei der Integration nicht nur um gleichen Lohn für gleiche Arbeit“, betont Malte Reichelt vom IAB. Viel wichtiger sei die Frage, wie Menschen mit Migrationshintergrund überhaupt in besser bezahlte Berufe gelangen könnten.

Nach Einschätzung von Reichelt erschweren fehlende Sprachkenntnisse, nicht anerkannte Abschlüsse und ein Mangel an beruflichen Kontakten den Aufstieg. Auch unzureichende Informationen über den Arbeitsmarkt spielen eine Rolle.

Auch die zweite Generation ist betroffen

Selbst in der zweiten Generation bleibt ein Einkommensunterschied bestehen. In Deutschland liegt dieser bei 7,7 Prozent. Besonders häufig betroffen sind laut der Studie Menschen mit familiären Wurzeln in Afrika oder im Nahen Osten.

Auffällig dabei: Nur 1,1 Prozent des Gehaltsunterschieds innerhalb dieser Gruppe lässt sich durch unterschiedliche Bezahlung im selben Betrieb erklären. Der Großteil hängt weiterhin mit der ungleichen Verteilung auf bestimmte Branchen und Berufsfelder zusammen.

Deutschland liegt im Mittelfeld

Im Vergleich mit anderen Ländern steht Deutschland nicht sehr gut da, aber auch nicht am unteren Ende.

  • In Spanien (29,3 Prozent), Kanada (27,5 Prozent) und Norwegen (20,3 Prozent) ist der Einkommensunterschied zwischen Einwanderern und Einheimischen noch größer.
  • In den USA (10,6 Prozent), Dänemark (9,2 Prozent) und Schweden (7 Prozent) fällt die Differenz am niedrigsten aus.
  • Deutschland liegt mit seinen 19,6 Prozent also im oberen Mittelfeld.

In der zweiten Generation ist die Differenz im Schnitt geringer. Hier liegt der Durchschnitt aller Länder bei 5,7 Prozent. Norwegen verzeichnet mit 8,7 Prozent den höchsten Wert, Kanada mit 1,9 Prozent den niedrigsten.

Der Zugang entscheidet – nicht das Gesetz

Gezielte Programme zur Sprachförderung, die Anerkennung von Qualifikationen und der Ausbau von Mentoringangeboten könnten laut Reichelt helfen, diese strukturellen Hürden zu überwinden. Das IAB spricht sich in diesem Zusammenhang für einen Ausbau solcher Maßnahmen aus. Nur so könne langfristig mehr Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt entstehen.

Förderlich sind außerdem klare Regeln in Betrieben, mehr Transparenz und gezielte Strategien gegen Diskriminierung bei der Einstellung und Beförderung von Mitarbeitern. Gleichstellungsgesetze wie „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ bleiben wichtig, haben laut der Studie aber einen begrenzten Effekt. Denn: Ohne Zugang zu den gut bezahlten Stellen, hilft auch faire Bezahlung wenig.

Kurz zusammengefasst:

  • Einwanderer in Deutschland verdienen durchschnittlich 19,6 Prozent weniger Gehalt als Einheimische.
  • Der Hauptgrund liegt darin, dass sie seltener Zugang zu gut bezahlten Berufen und Branchen erhalten.
  • Auch in der zweiten Generation bestehen Einkommensunterschiede, besonders bei Menschen mit Wurzeln in Afrika oder dem Nahen Osten.

Übrigens: Nicht nur am Arbeitsplatz, auch in der Schule zählt in Deutschland oft nicht Leistung, sondern Herkunft. Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund starten mit Nachteilen – und diese Lücke schließt sich selten. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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