Motivationskrise im Job: Immer mehr Beschäftigte schieben nur noch Dienst nach Vorschrift

Jeder Vierte macht nur noch das Nötigste – vor allem junge Beschäftigte verlieren laut einer Studie spürbar an Motivation und Zufriedenheit im Job.

Brisante EY-Studie: Motivation im Job schwindet

Junge Beschäftigte verlieren spürbar die Freude am Job – viele ziehen sich innerlich zurück und erledigen nur noch das Nötigste. © Pexels

Viele Menschen in Deutschland schleppen sich nur noch durch ihren Arbeitstag – ohne Antrieb, ohne Begeisterung. Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberater EY geben 28 Prozent der Beschäftigten an, stark an Verlust der Motivation zu leiden und nur noch „Dienst nach Vorschrift“ zu machen. Der Anteil der Hochmotivierten ist in den vergangenen Jahren stark eingebrochen.

2019 fühlte sich noch fast jeder Zweite wirklich engagiert. Heute trifft das nur noch auf jeden Fünften zu. Besonders betroffen: junge Beschäftigte. Ihre Zufriedenheit ist innerhalb von zwei Jahren regelrecht eingebrochen – von 54 auf nur noch 33 Prozent.

EY-Studie zur Motivation im Job: Junge Beschäftigte verlieren den Anschluss

Wer am Anfang seines Berufslebens steht, sucht oft Sinn, Wertschätzung und Perspektive. Doch genau daran scheint es vielen zu fehlen. Die Ergebnisse der EY-Befragung zeigen, dass gerade jüngere Arbeitnehmer heute deutlich frustrierter sind als noch vor wenigen Jahren.

Auch wenn sich 72 Prozent als motiviert bezeichnen, bleibt ein flaues Gefühl: Die Zufriedenheit stagniert auf niedrigem Niveau. Nur ein Drittel sagt, es sei mit der eigenen Arbeitssituation uneingeschränkt zufrieden.

Wichtige Zahlen im Überblick:

  • Nur noch 18 Prozent sind hochmotiviert – 2019 waren es 42 Prozent
  • 34 Prozent sind uneingeschränkt zufrieden mit ihrer Arbeit
  • 30 Prozent fühlen sich für ihre Leistung nicht anerkannt
  • 93 Prozent glauben, sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Unternehmenserfolg

Beamte motivierter als Angestellte in der freien Wirtschaft

Überraschend gut schneiden Beschäftigte im Öffentlichen Dienst ab: Dort bezeichnet sich fast jeder Vierte als hochmotiviert. In der freien Wirtschaft sind es nur 17 Prozent. Bei Führungskräften sieht es dagegen besser aus – zwei Drittel fühlen sich motiviert und engagiert.

Nicole Dietl von EY erklärt: „Die hohe Motivation im Öffentlichen Dienst widerspricht vielen Vorurteilen. Die Menschen dort schätzen offenbar besonders die Jobsicherheit und die bessere Work-Life-Balance.“

Motivation entsteht im Miteinander – nicht durch Geld

Ein hohes Gehalt steht bei den meisten nicht ganz oben auf der Wunschliste. Viel wichtiger ist das Arbeitsklima. Mehr als jeder Zweite nennt ein gutes Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten als entscheidenden Motivationsfaktor. Nur 37 Prozent halten ein hohes Einkommen für besonders anspornend – und Bonuszahlungen spielen kaum eine Rolle.

Was wirklich zählt:

  • 57 Prozent sagen: Gutes Arbeitsklima motiviert am meisten
  • 55 Prozent wünschen sich ein gutes Verhältnis im Team
  • Nur 12 Prozent halten Erfolgsprämien für motivierend

EY-Personalchef Jan-Rainer Hinz bringt es auf den Punkt: „Geld motiviert Menschen weniger als ein kollegiales Umfeld. Freundschaften, regelmäßiger Austausch, gelebtes Miteinander – das wiegt oft mehr als der Lohn.“

Stolz auf die eigene Arbeit – aber kaum Wertschätzung

Trotz vieler Probleme in der Arbeitswelt ist das Selbstbild der Beschäftigten erstaunlich positiv. Fast alle glauben, dass sie einen wichtigen Beitrag zum Unternehmen leisten. Doch sie fühlen sich oft nicht gesehen. Nur 70 Prozent sagen, dass ihre Leistung von Vorgesetzten geschätzt wird.

Nicole Dietl warnt: „Die meisten sind stolz auf das, was sie tun – aber Anerkennung bleibt aus. Diese Lücke dürfen Arbeitgeber nicht ignorieren.“

Es reicht nicht, zufriedene Mitarbeiter zu haben. Wer Menschen dauerhaft binden will, muss zuhören, loben – und ernst nehmen, was ihnen wichtig ist.

Fachkräftemangel droht – Unternehmen sollten jetzt handeln

Die Folgen fehlender Motivation spürt längst nicht nur der Einzelne. Unternehmen verlieren dadurch jedes Jahr Milliarden durch schwindende Produktivität. Noch schwerwiegender: Unzufriedene Fachkräfte orientieren sich neu – und kehren dem Unternehmen irgendwann den Rücken.

Jan-Rainer Hinz warnt: „Niedrige Motivation wirkt sich direkt auf den Geschäftserfolg aus. Wer dauerhaft nicht zufrieden ist, sucht sich irgendwann etwas anderes – und dieser Verlust trifft Betriebe hart.“

Wer Fachkräfte halten will, muss nicht das Gehalt verdoppeln. Oft reicht es, hinzuschauen, zuzuhören – und die Menschen hinter den Zahlen ernst zu nehmen.

Kurz zusammengefasst:

  • Die Job-Studie von EY zeigt: 28 Prozent der Beschäftigten in Deutschland haben immer weniger Motivation und machen nur noch „Dienst nach Vorschrift“, vor allem Jüngere verlieren deutlich an Zufriedenheit.
  • Entscheidend für Motivation sind nicht Gehalt oder Boni, sondern ein gutes Arbeitsklima und ein kollegiales Miteinander.
  • Viele fühlen sich in ihrer Leistung nicht anerkannt – obwohl 93 Prozent überzeugt sind, einen wichtigen Beitrag zum Unternehmenserfolg zu leisten.

Übrigens: Nicht nur im Job fehlt oft die Motivation – auch die Lebenszufriedenheit unterscheidet sich stark nach Region. Wer in München oder Stuttgart lebt, fühlt sich deutlich wohler als in vielen kleineren Städten im Westen oder Osten. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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